Man kann gegen den Broder sagen was man will – für mich ist er ein fundamentalistischer Verfechter der israelischen Vorherrschaft in Nah- und Mittelost – aber sein Kommentar ist ein Meisterstück an Polemik, das es verdienen würde, analysiert und verstanden zu werden.
Broders Sarkasmus ist dann besser zu verstehen, wenn man seine Apokalypse kennt, die er in Sätzen wie diesen transportiert: „Schlimmer ist, dass man in Deutschland den letzten Holocaust nachträglich verhindern möchte („Wehret den Anfängen!“ „Nie wieder ’33!“), ohne sich dabei die gute Laune von einem möglichen nächsten Holocaust verderben zu lassen, der sich am Horizont abzeichnet“.
Für Broder ist klar: Sollte es dem Iran gelingen, sich in den Besitz nur einer einzigen Atombombe zu bringen, dann liefe das gesetzmäßig auf die Vernichtung der Juden in Israel hinaus. Sein „wehret den Anfängen“ orientiert also klar auf einen Präventivkrieg gegen den Iran, und wenn es sein muss im israelischen Alleingang[1]; militärische Blitzaktionen wie die in den Libanon und den Gazastreifen sind als Manöver zu werten und dienen praktisch dieser Kriegsvorbereitung.
Dass Israel über die Atombombe verfügt und dass die Subventionierung seines Staatshaushalts durch Kongress, Senat und Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika als Sold für die Wacht am Zweistromland angesehen wird, das ist für die Profiteure dieser Dienstleistungen, die EU eingeschlossen, „normal“.
Die Angst einiger Israelis vor einem zweiten, vor dem atomaren, dem endgültigen Holocaust, wäre dann begründet, wenn die Führung des Irans die atomare Zerstörung des eigenen Landes, seiner Bevölkerung, seiner Infrastruktur, seiner Kultur etc. in Kauf nähme, um – wie Hitler – eine „historische Mission“, „den Willen der Vorsehung“ und ähnlichen Schmarren mehr „zu erfüllen“, koste es, was es wolle: Nur dann könnte ich Broders Furcht teilen und seinen Kampf kämpfen.
Diesen GAU aber wird es nicht geben, denn wir haben es auch bei den Mullahs mit klugen, gerissenen Potentaten zu tun, die das Leben lieben und es so lange wie möglich genießen möchten, von den persischen Politikern[2] und Unternehmern hier mal ganz abgesehen! Ich bin sicher: Sollte es im Iran nur den Hauch eines Holocaust-Versuchs geben, so wäre dieses Land in Minuten vom Bildschirm verschwunden.
Wenn man Broder also diese Prognose, dieses Zerrbild, dieses Feindbild „vom nächsten Holocaust“ einfach wegnehmen könnte, dann wäre bei ihm die Luft raus, dann ginge bei ihm gar nichts mehr, denn seine ganzen arrogant unverschämten Äußerungen – insbesondere über jüdische Deutsche[3], die so denken wie ich – brächen ohne die Autosuggestion und das Mantra des selbsternannten Propheten, der – „natürlich, wen wundert’s!?“ – im eigenen Lande nichts gelte, wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
Gut: womit – wenn nicht mit der Rolle des Warners vor dem Bösen, des Menetekels an der Wand – sollte der Broder dann noch seine Brötchen verdienen, dann müsste er ja sein polemisches Talent beispielsweise auf Themen konzentrieren, die einen Beitrag dazu leisten könnten, dem Leiden und Sterben im gelobten Land endgültig ein Ende zu bereiten?
Aber dann wär er auch nicht mehr „der Broder“ – also: weiter so, Henryk!
[1] Dazu am 5. Februar. diese Bestätigung meiner Vermutung:
„Der Unsinn, den Williamson verbreitet, wärmt die Herzen der Revisionisten, ist aber politisch irrelevant. Nicht einmal der britische Holocaust-Leugner David Irving hat sich hinter ihn gestellt. Die wirkliche Gefahr lauert nicht in den Verliesen der Vergangenheit, sondern in den Labors der iranischen Atomlobby.
Vieles deutet darauf hin, dass Iran in der Zukunft atomar gegen Israel vorgehen möchte – ein Abbruch der diplomatischen oder wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Teheraner Regime wäre nach Ansicht der Experten aber „unverhältnismäßig“ und „kontraproduktiv“. Man wartet lieber ab, ob und wann die Mullahs ihre Drohungen wahr machen und hält sich zurück. Die Trauer um die toten Juden verpflichtet die Trauergemeinde nicht dazu, sich Sorgen um die Zukunftsaussichten der lebenden Juden zu machen.“ (Broder)
Dagegen der Neocon Brzezinski, der´s wirklich wissen müsste:
„Ein nuklearer Iran wäre nicht gefährlicher als Israel“
Er war ein Hardliner im Umgang mit der Sowjetunion. Jetzt (6. Mai 2006) fordert der ehemalige US-Sicherheitsberater Brzezinski sein Land auf, endlich direkt mit dem Mullah-Regime zu verhandeln. Interview: Katja Gloger
Dr. Brzezinski, kann die Weltgemeinschaft überhaupt noch verhindern, dass sich der Iran die Atombombe beschafft?
Gut möglich, dass der Iran die Bombe eines Tages besitzt. Atomwaffen bedeuten Prestige. Und verbessern die Verhandlungsposition enorm.
Wie gefährlich wäre der Iran als Atommacht?
Nicht viel schlimmer als im Moment.
Das sieht der Rest der Welt offenbar anders, allen voran die USA und Europa.
Der Iran ist ein wichtiges Land in einer sehr instabilen Region. Er ist selbst zwar kein notorisch aggressives Land, doch die meisten seiner Nachbarn haben Atomwaffen: Indien, Pakistan, Russland und Israel. Man kann verstehen, weshalb die Iraner glauben, diese Waffen unbedingt haben zu müssen. Man will ein Mittel der Abschreckung haben. Offenbar gilt dies auch in Teheran als Frage der nationalen Sicherheit. Ich glaube, letztlich wäre ein nuklearer Iran nicht gefährlicher als die Atommächte Indien oder Pakistan. Oder etwa Israel.“
Widersprüchliche Weltanschauungen:
„Israel will sich nicht auf die internationale Staatengemeinschaft und deren (folgenlose) Sanktionspolitik gegenüber Iran verlassen. Der Politikwissenschaftler Schai Nachmani von der Hebrew Universität in Jerusalem sagt: „Wir sind schon einmal im Stich gelassen worden.“ Er meint den Holocaust. In Israel herrscht Konsens, dass es nicht zu einem zweiten kommen darf.
Bislang hat nur die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem dagegen protestiert, dass israelische Politiker und Kommentatoren Ahmadinedschad mit Hitler gleichsetzen. Und der frühere Parlamentspräsident Avraham Burg, der in seinem neuen Buch „Hitler besiegen“ (das auf Deutsch im August im Campus Verlag erscheint) das „absolute Monopol des Holocaust über jeden Aspekt unseres Lebens“ kritisiert. Burg findet es ungeheuerlich, dass Netanjahu Irans Präsidenten als Hitler klassifiziert und ist der Meinung, dass Israel „durch den ewigen Rekurs auf den Holocaust alle Maßstäbe verliert“.
Aus: Thorsten Schmitz: Furcht vor Iran. In: SZ vom 19. 6. 2009
Pro und Contra Broders Ansichten:
http://www.honestreporting.com/a/bigLies.asp
http://www.honestreporting.co.uk/articles/critiques/new/Guardian_The_So-Called_Threat_from_Iran.asp
[2] Dazu am 8. Februar 2009, 12:22 Uhr diese Bestätigung meiner Hypothese (und nicht der Meinung Broders): IRANS PARLAMENTSPRÄSIDENT: „Die Großmächte müssen akzeptieren – auch auf unserer Seite gibt es Vernunft“ http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,606228,00.html
Oder: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,613817,00.html
Woher eigentlich kommt der Hass des „Juden“ Broder auf den „Juden“ Benz, fragt man sich angesichts solch eines Verrisses wie diesen hier:
“Professor Benz’ besondere Qualifikation, die ihn zu paradigmatischen Übungen befähigt, ist seine Ahnungslosigkeit. Er hat vom Judentum keine Ahnung, er hat vom Antisemitismus keine Ahnung, und vom Islam hat er auch keine Ahnung.“? (Broder)
War es nicht der selbe Broder , der über sich als „Jude“ gesagt hat
„Ich kann es nicht definieren. Das Wertvolle am Judentum ist gerade, dass man es nicht definieren kann. Im Kern ist Judentum wahrscheinlich eine Mischung aus gutem Essen und schlechten Manieren. Ich bin nicht nur unreligiös, ich bin areligiös und manchmal auch antireligiös, trotzdem bin ich sehr jüdisch.“ (http://www.cicero.de/839.php?ausgabe=12/2009)?
Aber so ist er, der Hendryk M. Broder: ein Virtuose der Selbstvermarktung mit einem einträglichen Verständnis von „Anti-Antisemitismus“ als Marketinggag , mit einem Selbstverständnis als Kämpfer gegen “linke Antizionisten”, oder als Verächter der Verwendung von Analogien (die er platterdings durchgängig selber bemüht) – kurz gesagt: ein maßlos überschätzter Publizist, den nur sein Hass auf Dissidenten, Renegaten und Abweichler von der „richtigen“ Linie – “Fight For Israel” – zum Arbeiten zu bewegen scheint?!
Seltsames „Judentum“: man kanns zwar nicht definieren – ist aber „trotzdem jüdisch“! Kabbalistisch, dialektisch oder einfach clever?
Wer verhilft mir zu wirklichen Erkenntnissen?
Gerd Weghorn
URL: http://deutschlandwoche.de.dd25630.kasserver.com/2010/01/13/11437/
KRITIK DES ZdJ:
Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin wegen dessen Ausländerschelte geistige Nähe zu den Nazis vorgeworfen. „Ich habe den Eindruck, dass Herr Sarrazin mit seinen Äußerungen, mit seinem Gedankengut Göring, Goebbels und Hitler wirklich eine große Ehre macht“, sagte Generalsekretär Stephan Kramer.
(…) Zugleich kritisierte der Generalsekretär die Publizisten Henryk Broder und Ralph Giordano, die Sarrazins Äußerungen verteidigt hatten. Diese „jüdischen Intellektuellen“ lieferten die Legitimation dafür, dass viele die Aussagen Sarrazins richtig fänden, sagte Kramer.
Broder hatte erklärt, man könne dem 64-jährigen Sarrazin allenfalls vorwerfen, dass er in seiner Analyse nicht weit genug gegangen sei. Giordano hatte gesagt, Sarrazin habe mit seiner Beschreibung der Parallelgesellschaften genau getroffen.
URL: http://www.welt.de/politik/deutschland/article4789020/Zentralrat-der-Juden-vergleicht-Sarrazin-mit-Hitler.html (10. 10. 09)