Profiteure des NS-Regimes

work in progress 04. 04. 2017

Bürgertum und SS2„Die meisten Akademiker waren Mitläufer“

In ihrer sehr interessanten Besprechung der Veröffentlichung von Ralf Forsbach „Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im ´Dritten Reich´“ zitiert Claudia Wallendorf einen ehemaligen Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin an der Universität Freiburg mit dem Satz: „wir verstehen nicht, warum das passieren konnte“: dass sich nämlich, wie sie sagt, „eine geistige Elite widerstandslos gleichschalten ließ, ein neues Gesellschaftssystem quasi über Nacht verinnerlichte und konsequent umsetzte.“

Anscheinend kannte auch der Herr Professor nicht Das Urteil von Nürnberg aus 1946

Meine erste Antwort auf diese Frage lautet:  dieses „Unverständnis“ ist phänotypisch denn – und das ist meine zweite Antwort – dieses wirklich „neue Gesellschaftssystem“ entsprach eins zu eins den ökonomischen Interessen und den psychologischen Bedürfnissen genau dieser „geistigen Elite“, die sich – nur vordergründig gesehen – hat „gleichschalten“ lassen, war doch dieser Typ von bürgerlicher Diktatur zu dieser Zeit Fleisch von ihrem Fleische!

Nürnberger Gerichtshof

[BLUEPRINTtheorie: diese Tatsachenfeststellung begründet auch juristisch, warum meine BLUEPRINTtheorie den Paradigmenwechsel in der Antisemitismus- und in der Zionismustheorie repräsentiert.]

Meine Begründung: Nicht die kleinen Leute, sondern das machtbewusste Gros des Besitz-, Exekutiv- und Bildungsbürgertums in Deutschland, zuvorderst ihre akademisch qualifizierten Söhne, haben die von der Naziführung schon im Frühjahr 1933 schamlos offerierten Karrierechancen – ich denke hier nur an das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums – „widerstandslos“ übernommen und in den folgenden 12 Jahren so „konsequent umgesetzt“, dass sie auch nach der Kapitulation ihres Headhunters in Amt und Würden verbleiben konnten!

Paul Munzinger schreibt in der SZ vom 13. 06. 2009 u. a. :

Populären Schauspielern wie Jannings versprach das Dritte Reich eine steile Karriere. Der kulturelle Aderlass, den das Regime durch die Vertreibung der Juden herbeigeführt hatte, brachte die beliebten „arischen“ Darsteller in eine günstige Position: Das Reich brauchte die Lieblinge des Publikums, zu Propagandazwecken, aber auch, um die deutsche Filmindustrie gegenüber Hollywood konkurrenzfähig zu halten. Und die Stars, die bereit waren, sich mit den Machthabern zu arrangieren, konnten sich dafür mit immensen Gagen und absurden Langzeitverträgen bezahlen lassen. Jannings durfte sich „Staatsschauspieler“ und „Senator“ nennen, erhielt die Goethemedaille, den „Ehrenring des deutschen Films“ und manch andere Ehrung, die das Dritte Reich für seine Idole zur Verfügung hatte. Diese Verlockungen waren es, so glaubte Carl Zuckmayer, die Jannings bewogen, sich schauspielerisch in den Dienst des Regimes zu stellen, „nicht nur als Schauspieler, als Leiter, Beeinflusser, Produzent, Direktor, und mit unbegrenzten Geld- und Machtmitteln künstlerisch zu wirken.“

Wir wissen nicht erst seit heute, dass die Bezeichnung Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei reine Camouflage und lediglich den Bedingungen der „Kampfzeit“ (Goebbels) geschuldet gewesen war. Vom ersten Tag an war die Naziherrschaft als Diktatur von „Herrenmenschen“ konzipiert worden, als die sich nicht nur die Herrenreiter der „Reaktion“, sondern zunehmendem auch viele Männer der gebildeten sowie der ökonomischen Stände verstanden.

Endlösung ohne Aufsehen
[Auszug aus dem Protokoll der „Wannseekonferenz“ vom Januar 1942]

Man frage sich doch nur, was aus diesem „böhmischen Gefreiten“ und seinen (bereits Garnisonskirche klein1934 von ihm liquidierten) „Knallchargen“ geworden wäre ohne die – camouflierend – „Mitläufer“ genannten Karrieristen aus den Reihen des akademisierten Berufsbeamtentums (Offiziere, Professoren, Richter, Direktoren und ´Räte´ jeglicher Provenienz) und aller Unternehmerschichten sowie der akademisch ausgebildeten Freiberufler, dieser begeisterten Heerscharen  „wohlgesinnter“ (junger) Rechtsanwälte, Banker, Ärzte, Architekten, Journalisten, Ingenieure, Biologen, Chemiker, Physiker, Journalisten, Anthropologen, Pfarrer, Geologen?! Und ihrer „hohen Frauen“!

[Auszug aus Der Ungeist von Potsdam. Autor: Matthias Grünzig. In: DIE ZEIT  vom 31. März 2016]

Bürgertum und SSMeine Antwort:  Sie alle – von Dietrich Bonhoeffer und einigen anderen Akademikern abgesehen – waren nicht der Amboss, sondern der Hammer. Sie – die von Stauffenbergs, Haniels, Krupps, Abs´, Eichmanns, Globkes, Speers – waren in Wirklichkeit die „Gleichschalter! Wer denn sonst?! Ohne diese „klein- und großbürgerlichen“ akademisch (!) qualifizierten Schrittmacher hätte es keine SS, keine KZs, keine Wiederaufrüstung, keine schlagkräftige Wehrmacht, keinen fünf Jahre währenden Weltanschauungs-Krieg – und vor allem keinen Holocaust geben können, waren doch zu diesen enormen Managementleistungen die „kleinen Leute“ – die wirklichen Mitmacher – absolut nicht in der Lage gewesen! Auschwitz Wachmann ReinholdIm Übrigen: so gut wie kein Richter, kein KZ-Mediziner, kein Offizier stand 1945ff. „vor Gericht“. Stattdessen verfolgten sie strafrechtlich ihre unwilligen Vollstrecker. Bis heute!

Diese Erkenntnis ist zehn Jahre später von Volker Ulrich aufgegriffen und zu einem sehr informativen Artikel verarbeitet worden:

Profiteure des NS-Regimes Fest

Speer Karriere

Ich darf Volker Ulrichs Behauptungen noch um das entscheidende Motiv ergänzen: der Nationalsozialismus war, wie ich es oben bereits formuliert habe, in Wirklichkeit Fleisch vom Fleische des akademischen (Citoyen) und des bourgoisen Bürgertums, genauer: eine brillant umgesetzte karrieristische Geschäftsidee gewesen, deren Profiteure auch die beiden Nachkriegsdeutschländer nachhaltig gestaltet haben!

Ein Jahr später folgt Volker Ulrich auch dieser meiner Erkenntnis.

[Lies Jonathan Littel Die Wohlgesinnten, und Du weißt, welches Spiel hier gespielt wurde! Und wird.]

Littell Wohlgesinnten

Mein Fazit: Hitler konnte nur deshalb an die Macht gelangen  (und sich dort halten), weil er nahezu die gesamte „geistige Elite“ für sich gewinnen konnte. Ohne die mehr oder minder „konsequente Umsetzung“ ihrer Wahnideen durch die Akademiker-Elite Deutschlands wäre die rassistische „Hitler-Bewegung“ nämlich das geblieben, was sie – juristisch betrachtet – immer schon gewesen war: eine terroristische Bande politischer Hasardeure, die nach Gesetzeslage eigentlich schon 1923 verboten und aufgelöst gehört hätte.

Es kam also die „Machtergreifung“ nicht „über Nacht“, sondern am „Verrat der Intellektuellen“ (Günther Rüther) gescheitert ist bereits die Weimarer Republik.

Diese meine Feststellung vom „Versagen des Brügertums“ gilt im Übrigen auch bereits für den August 1914:

Versagen des Bürgertums im I. WKQuelle: DER SPIEGEL 01 – 2014

Das hier besprochene Buch: Ralf Forsbach: Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“. Oldenbourg-Verlag, 767 Seiten, 49,80 Euro

(Überarbeiteter Nachdruck meines im Bonner General-Anzeiger (!) vom 7. 2. 2006 veröffentlichten Leserbriefs)

ANMERKUNGEN

Die Nachkriegs-Terror-Gewinnler

Ich schätze Heribert Prantl auch deshalb sehr, weil ich ihn für eine Persönlichkeit erachte, die Kritik als Geschenk verstehen kann. Hier meine Denkanstöße:

  1. ich stimme mit ihm darin überein, dass die deutsche Justiz in Ost und West an einer „Vergangenheitsbewältigung“ absolut nicht interessiert gewesen ist, was er sehr gut als „zweite deutsche Schuld“ bewertet hat.
  2. Von ihm hätte ich allerdings erwartet, dass wenigstens er genau diesen für die Verbrechen des Bürgertums – und nur seine männlichen Angehörigen waren die wirklichen, nämlich die „Schreibtisch-Täter“ sowie die Profiteure der Nazi-Diktatur – typischen Skandal ins Zentrum seiner Kritik rückt, statt sich in seinem Leitartikel „Demjanjuks Schuld“ (SZ vom 13. 05. 2009) – wie gehabt – auf den „Nebenkriegsschauplatz“ der Unterschichten-Handlanger und -Schergen des bürgerlichen Terrorsystems zu konzentrieren!
  3. Meine Begründung: Es ist ja nicht nur „schwer“, genau „diese Wahrheit“  – von Mord und Totschlag nämlich – nach 60 Jahren „noch zu eruieren“, sondern ein solches Unternehmen ist sowohl für die „Aufarbeitung der Vergangenheit“ als auch für die Legitimation Deutschlands als eines „Rechtsstaats“ inzwischen absolut bedeutungslos geworden!
  4. stattdessen soll auch in diesem Prozess den Resignierenden wieder vorerxerziert werden: „Die Kleinen henkt man….“ (Volksmund) – bzw.: die kleinen „Opfer wurden vor Gericht wie Lügner behandelt“, (H. Prantl); auch dieser Prozess wird also – jede Wette! – planmäßig ausgehen wie das „Hornberger Schießen“!

Denn auch dieser Prozess dient ausschließlich dem seit Jahrzehnten praktizierten Ablenkungsmanöver „haltet den Dieb!“ – und zwar im Interesse der einstigen NS-Großkopfeten in Staat und Wirtschaft, die es nach dem Krieg durchweg geschafft hatten und haben, im eigenen Lande in Amt und Würden und wohlversorgt alt zu werden.

Genau diese politische Strategie der  massenmedialen „Vergangenheitsbewältigung“ – wie sie in diesem Leitartikel von H. Prantl fortgeführt wird – ist aber der wirkliche Skandal, der auch heute noch seiner „Aufarbeitung“ harrt!

Und auch dafür gibt es handfeste Gründe, gingen doch die wirklich Verantwortlichen für Weltanschauungskrieg und Terrorismus – die akademisch qualifizierten Profis nämlich – aus der Mitte des deutschen Bürgertums und Adels hervor – und diese Krähen lieben nun mal keinen „Nestbeschmutzer“, vor allem nicht in ihrer Presse, ihrem Funk und ihrem Fernsehen!

(Unveröffentlicht gebliebener Leserbrief  vom 14. 5. 2009)

Skepsis gegenüberHWS

ELKE SCHMITTER bespricht in DER SPIEGEL 2010-14 auf S. 130 das Buch vonHelmut Walser Smith: „Fluchtpunkt 1941. Kontinuitäten der deutschen Geschichte“.

Dazu habe ich folgende kritische Anmerkung zu machen:

Alleine ihr Satz: Die langen Traditionen des Antisemitismus, des Nationalismus und des Rassismus im 19. Jahrhundert kamen im deutschen Faschismus zusammen und verstärkten sich gegenseitig zeigt mir durch die Entgegensetzung von Antisemitismus und Rassismus, dass Elke Schwitter – und vermutlich auch Helmut Walser Smith (HWS) – das Phänomen Antisemitismus überhaupt nicht verstanden hat.

Mich würde also schon interessieren, wie HWS Antisemitismus definiert, gehe ich doch – bis zum Beweis des Gegenteils – davon aus, dass er diesen Begriff (auch) auf die jahrtausendealte Judenfeindschaft anwendet. Judenfeindschaft ist aber mit A. nicht zu vergleichen, handelt es sich doch bei den Pogromen aus der Zeit vor 1933 um zwar ebenfalls von Geschäftsinteressen –  also politisch-ökonomisch – bewirkte  jedoch theologisch „legitimierte“ Gewalttaten.

Der deutsche, der einzig wirkliche Antisemitismus hingegen ist eine zwar ebenfalls politisch-ökonomisch begründete, jedoch nicht mehr theologisch, sondern biologistisch-rassistisch „legitimierte“ bzw. rationalisierte Geschäftsidee, die sich der theologisch fundierten Ideologie der „Judenfeindschaft“ der beiden christlichen Religionen bedienen konnte – und sich ihrer auch bedient hat. Genau dies also macht – im strikten Gegensatz zur christlichen Judenfeindschaft – sein historisches Alleinstellungsmerkmal aus, dass ein Mensch dem von den Nazis (Nürnberger Gesetze, 1935) zugeschriebenen, als „biologisch“ deklarierten Abstammungsmerkmal „arisch“ vs. „jüdisch“ nicht durch Taufe oder einen anderen Akt der Bekehrung zum rechten Glauben entkommen konnte! Es war also die biologistische Reduktion des Menschen auf ein „unveränderliches Kennzeichen“ – von den Nazis als „Blut“ oder „Rasse“ bezeichnet – welches den Holocaust als bürokratisch zu organisierenden Destruktionsprozess überhaupt erst in Gang setzen und halten konnte.

Der wahre Skandal dürfte aber auch von HWS tabuisiert worden sein, die Tatsache nämlich, dass der Antisemitismus Fleisch vom Fleische des Bürgertums gewesen ist, hat doch von der Organisation des Holocaust einzig das Bürgertum profitiert.

LIES AUCH:

BLUEPRINTtheorie www.blueprinttheorie.de

KEIN ANTI-SEMITISMUS OHNE SEMITISMUS http://wp.me/pxqev-1f3

ANTI- und SEMITISMUS: zwei Seiten einer Medaille http://wp.me/pxqev-Qv

ANTISEMITISMUS, DEUTSCHTUM, ZIONISMUS, JUDENTUM und Co. http://wp.me/pxqev-Lw

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7 Antworten zu Profiteure des NS-Regimes

  1. blogfighter schreibt:

    Hochburg des Antisemitismus
    Die erschütternde Ausstellung „Bedrohte Intelligenz“ in der Universität Wien.

    1913 war die Universität Wien die viertgrößte der Welt gewesen, in der Zeit des Nationalsozialismus verkam sie zur „Provinzuni“: Aus rassischen oder politischen Gründen wurden insgesamt 322 Wissenschaftler – 82 Professoren, 233 Dozenten und sieben Lektoren – entlassen.
    Im März und April 1938, unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, hatte das vom NS-Regime eingesetzte Rektorat bereits 252 Universitätslehrer „entfernt“. Dies sei, so der Journalist Klaus Taschwer (Der Standard), „in der Weltgeschichte einzigartig“: Derart brutal soll man weder im Deutschen Reich, noch in der Sowjetunion vorgegangen sein. Die Uni Wien war geradezu die „Hochburg des Antisemitismus“. So lautet auch der Titel eines Buches von Taschwer, das noch im April erscheinen soll.
    Der Journalist gehört zu einem Team unter der Leitung von Franz Stefan Meissel und Thomas Olechowski, das im Jubiläumsjahr „650 Jahre Universität Wien“ eine schonungslose und deprimierende Ausstellung über die NS-Zeit und ihre Auswirkungen zusammenstellt hat.
    „Bedrohte Intelligenz“, am Dienstag eröffnet, ist aus mehreren Gründen bemerkenswert: Sie wird nicht nur in der Aula des Hauptgebäudes gezeigt (bis 6. April), sondern in der Folge auch an drei weiteren Standorten, darunter im Juridicum. Als Wanderausstellung im halböffentlichen Raum hat sie ohne Originaldokumente auszukommen: Sie besteht aus 70 großen, robusten Tafeln. Alexander Kada hat diese bewusst als „Zeitungsseiten“ gestaltet: mit fetten Titeln als Eyecatcher. Das geringe Budget (keine 100.000 Euro) verunmöglichte einen Katalog; um aber ein Begleitmedium zu haben, wurde die „Wandzeitung“ auch gedruckt – eben als Zeitung im KURIER-Format mit hoher Auflage.
    „Brechreiz“
    Die Schau setzt nicht mit der Gleichschaltung 1938 ein, sondern mit den Anfängen des Antisemitismus an der Uni. Während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) war es zu einem starken Zuzug von jüdischen Studenten aus Galizien und der Bukowina gekommen: Der Anteil der Hörer lag in manchen Fakultäten bei über 50 Prozent. Das verstärkte den seit Ende des 19. Jahrhundert feststellbaren Judenhass unter den Professoren. Der Paläontologe Othenio Abel, Gründer eines schlagkräftigen antisemitischen Netzwerkes, schrieb 1917, dass seine „tüchtigen Studenten“ an der Front stünden; zurückgeblieben seien „polnische Juden und Jüdinnen, deren Anblick allein schon Brechreiz“ errege.
    Immer lauter wurden Rufe nach Zugangsbeschränkungen für jüdische Studenten. Es kam zwar nicht zur Einführung eines rassisch motivierten Numerus clausus (wie an den US-Universitäten Yale oder Harvard); die Zahl der jüdischen Studenten verringerte sich dennoch massiv: aufgrund Zugangshürden bei der Inskription sowie durch Ausübung psychischer wie physischer Gewalt. Ab 1922 machten vor allem die „Hakenkreuzler“ massiven Terror.
    „Brutstätte“
    Der Theologe Theodor Innitzer ging als Rektor zwar 1928/29 entschieden gegen antisemitistische Ausschreitungen vor; unter dessen Nachfolger Wenzel Gleispach aber wurde die Uni „zu einer Brutstätte des Nationalsozialismus“: Am 23. Juni 1931 brachten Parteigänger auf den Pfeilern beim Haupteingang zwei Tafeln aus gelben Karton mit den Worten „Juden Eintritt verboten!“ an.
    In der NS-Zeit unter Rektor Fritz Knoll, der seine Vorlesungen in SS-Stiefeln hielt (und noch 1961 von der Uni für seine Tätigkeiten „in schwerer Zeit“ ausgezeichnet wurde!), intensivierte man die Rassenforschung. Vom NS-Regime deportiert und im KZ getötet wurden elf Professoren, darunter Norbert Jokl, Alfred Tauber, Stephan Brassloff und Elise Richter. Die Professorin für Romanische Philologie, 1865 in Wien geboren, war die erste Frau im deutschen Sprachraum, die sich habilitiert hatte.
    Zudem schloss man 23 Prozent aller Studierenden (2230 Personen) aus; zumindest 90 wurden ermordet. Erinnert wird in der Schau u. a. an August Blandenier und Elfriede Hartmann. Sie bezahlten mit dem Leben, weil sie Widerstand leisteten.
    (kurier) Erstellt am 19.03.2015, 06:00

    http://kurier.at/kultur/kunst/universitaet-wien-hochburg-des-antisemitismus/120.199.097

  2. blogfighter schreibt:

    Nicht nur Buchhalter der NS-Diktatur

    O-Ton: „Das Auswärtige Amt leistete den Plänen der NS-Machthaber zähen hinhaltenden Widerstand, ohne jedoch das schlimmste verhüten zu können. Das Amt blieb lange eine unpolitische Behörde und galt den Nationalsozialisten als eine Stätte der Opposition“

    Jasper Barenberg: Von dieser entlastenden Selbstbeschreibung aus dem Jahr 1979 ist nicht mehr viel übrig, seit unabhängige Historiker die Geschichte des Auswärtigen Amtes in der NS-Zeit gründlich unter die Lupe genommen haben und vor drei Jahren zu einem ganz anderen Ergebnis kamen. Nicht eine Bastion der Anständigen war das Außenministerium demnach zwischen 1933 und 1945, sondern vielmehr ein Ort der Leisetreterei und der Willfährigkeit. Nicht nur Mitwisser waren deutsche Diplomaten, sondern Mittäter, auch am Mord an den europäischen Juden.

  3. profiprofil schreibt:

    Sehr bereichernd eine Analyse der WASG Leipzig zu Wikileads und Pressefreiheit

    Was im Prozess der Aufklärung zum Durchbruch kommt, ist nicht die Vernunft, ist nicht das Selbstbewusstsein des Menschen, sondern nur eine verkürzte Form des Denkens, nur die instrumentelle Vernunft, die alles dem Diktat des nutzenorientierten Kalküls unterwirft.

    Der Faschismus war für Adorno und Horkheimer kein Zivilisationsbruch, kein Rückfall in die Barbarei (wie die gegenwärtige herrschende Meinung will), sondern es war der äußerste Ausdruck, der extremste Ausdruck dieser Dialektik der Aufklärung. Es war und ist der Umschlag von gesellschaftlicher Rationalität in Irrationalität auf höchstem technischem und tiefstem menschlichem Niveau.

    Faschismus ist die totale Reduzierung des Menschen auf eine Sache, auf einen Fall (SGB II). Jederzeit verfügbar (und im globalen Krieg jederzeit eliminierbar) ist der Mensch ein reines Objekt der bürokratischen Verfahren und der Macht. Im permanenten Ausnahmezustand angelangt, wird der Geldmachtapparat um sich zu tarnen, jedes Unrecht als Recht proklamieren. Die entscheidungsfähigen politischen Dienstleister werden erpresst. Nur der mündige, der autonome, der selbstkritische Mensch hat überhaupt die Chance, sich gegen die Anfechtungen einer totalitären Macht zu schützen. Die Menschen dabei zu unterstützen, mündig, autonom und sich ihrer menschlichen Bedürfnisse bewusst zu werden, ist die eigentliche Aufgabe und Pflicht aller Sozialisten und Kommunisten.

    Wir müssen uns leider eingestehen, dass die LINKE, unter den jetzigen Herrschaftsverhältnissen handlungsunfähig ist und auch bleiben wird. Der Betrug besteht darin, anderen und sich selbst vorzugaukeln, dass Wahlen daran etwas ändern könnten. Diese Partei sollte den Menschen erklären, WIE sie die Herrschaft der Finanzoligarchie, der Konzerne, des Militärs (Nato), der Geheimdienste und der informellen antidemokratischen Strukturen überwinden will.

    Es könnte ja sein, dass es gar nicht gewollt ist.
    WASG Leipzig

    http://le-bohemien.net/2010/11/08/kampf-gegen-wikileaks/#comment-344

  4. profiprofil schreibt:

    Nur ein Zeitzeuge von vielen:

    Der Leiter der Abteilung Gegenspionage in der Dienststelle AST der Spionageabwehr der Wehrmacht war Sonderführer-Z Walter K. (mein Vater) und enger Freund des Chefs des SD im Reichssicherheitshauptamt (RSHA), SS-Brigadeführer Walter Schellenberg. Sie waren vor dem Krieg beides Rechtsanwälte, Schellenberg am Landgericht Saarbrücken und mein Vater am Landgericht Konstanz. Beide wurden für ihre Verbrechen nie belangt. Mein Vater (ATB-Verbindungsname ‚SPATZ‘) tauchte bis 1949 unter und konnte eine grandiose Nachkriegskarriere in der Bundesdeutschen Justiz machen, Walter „Schelle“ Schellenberg sagte als Kronzeuge der Anklage im Nürnberger Kriegsverbrechertribunal gegen den Chef des RSHA SS-Obergruppenführer Ernst Kaltenbrunner aus. Angeblich verstarb er 1953 in Turin, was eine Lüge ist. Er wurde Geheimdienstchef des argentinischen Präsidenten Juan Domingo Peron und arbeitete künftig sehr eng mit der CIA zusammen. Der Chef der Geheimen Feldpolizei in Dijon war SS-Oberführer Wilhelm „Willi“ Kriechbaum, später Leitender Beamter im Bundesnachrichtendienst (BND).

    http://community.zeit.de/user/monsieur-rainer/beitrag/2010/12/29/kz-natzweiler-struthof

  5. profiprofil schreibt:

    Langsam nur – und immer noch skandalös lückenhaft – bahnt sich die Erkenntnis von den wirklichen Profiteuren des NS Bahn:

    In seiner Rezension von Mommsens „Zur Geschichte….“kommt Ulrich Herbert in der SZ von heute zu folgendem Resümee:

    Jedoch: Die Anziehungskraft des Regimes auf große Teile der Bevölkerung vermag Mommsen ebenso wenig zu erklären wie die Bedeutung politisch-ideologischer Überzeugungen bei den oberen und mittleren Führungsgruppen des Regimes.
    Die Frage, warum der weitaus überwiegende Teil der deutschen Akademiker, in Sonderheit der Studienräte und der Universitätsprofessoren, Hitler unterstützte, warum die deutsche Geisteselite die uns heute so unverständlich klingenden Traktate von Volk, Reich und Rasse zumindest ernst genommen, wenn nicht begeistert bejaht hat, wird in diesem Erklärungshorizont ausgeblendet.

    Diese Fragen habe ich hingegen im 12. Gespräch meines Dialogbuchs beantwortet.

    HANS MOMMSEN: Zur Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Demokratie, Diktatur, Widerstand. DVA, München 2010. 399 Seiten, 24, 99 Euro.
    SZ, 25. Oktober 2010

  6. profiprofil schreibt:

    GERD WEGHORN, Leserbrief vom 23.04.2010 | 11:04

    Der SZ mein allerhöchstes Kompliment für diese Ausgabe des SZ-Magazins, verbunden mit dem Vorschlag, es allen deutschen Sekundarschulen als Unterrichtsmaterial anzubieten.

    Ich habe mich seit mehr als 50 Jahren mit „unserer unbewältigten Vergangenheit“ wissenschaftlich beschäftigt, und muss auch in dieser „Aufarbeitung“ zumindest meine These bestätigt sehen, dass es ein Tabu gibt, was zu brechen sich ganz offensichtlich immer noch so gut wie niemand (zu)traut: das Tabu der „Schuld“ des Bürgertums – sowohl des Bildungs- wie des Besitzbürgertums, den Hochadel hier eingeschlossen – am Aufkommen, an der Realisierung und an der Ausbeutung der ns. Terrorherrschaft

    Für Widerspruch wäre ich sehr dankbar, ist der professionelle Umgang mit ihm doch der Motor des Fortschritts.

  7. profiprofil schreibt:

    Meine Antwort: „Sie alle – von Dietrich Bonhoeffer und einigen anderen abgesehen – waren nicht der Amboss, sondern der Hammer!“

    Hier zwei Autoren, die diese Behauptung belegen:

    1. Ernst Pieper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2007

    2. Jonathan Littell: die Wohlgesinnten. Berlin 2008

    Und jetzt auch SPIEGEL Geschichte aus 3/2010:

    Mörderische Elite: Mit der Besetzung Polens begannen die Nazis, die von Hitler angedrohte Vernichtung der europäischen Juden in die Tat umzusetzen. Hochqualifizierte Akademiker wurden zu Organisatoren des Holocaust.

    Und SPIEGEL-Online: http://einestages.spiegel.de/external/ShowTopicAlbumBackground/a24245/l0/l0/F.html#featuredEntry

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