Die Meinungs-Macher-Masche

work in progress: 10. 01. 2015

In seinem diskussionswürdigen Essay mit dem Titel „Alarm, Alarm“ (SZ vom 12. 1. 2010) macht sich Thomas Steinfeld so seine Gedanken über die geschäftsinteressierte Strategie der Meinungsmacher, mit alarmistischen Schlagworten wie „Schneechaos“  oder „Katastrophe“ das eherne Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate („Antikapitalismus, verdruckster“)  wenigstens für ihr eigenes Tendenz-Unternehmen auszuhebeln.

Um es vorwegzunehmen: dass genau dieses politisch-ökonomische Interesse die wirkliche Ursache des von ihm „analysierten“ Phänomens politisch-publizistischer Alarmismus sein könnte, das genau scheidet Steinfeld apodiktisch aus, wenn er psychologisierend davon spricht, dass die Meinungsmacher – im wohlverstandenen Interesse jedes Bürgers – mit ihren Hysterisierungsorgien lediglich dessen angeborenes „Bedürfnis nach Angst“ befriedigen würden. „Wenn sich dieses an keine realen Bedrohungen mehr knüpfen könne, mache es sich an erfundenen geltend“. Und die dann zu „erfinden“, das ist dann wohl der verfassungsrechtliche Auftrag für Politik und Publizistik… oder?!

Was Steinfeld hier als Axiom hinstellt, ist aber die eigentlich/wirklich zu beantwortende Frage, nämlich die, ob es dieses „Bedürfnis nach Angst“ wirklich gibt?! Oder ob nicht in Wirklichkeit der von Steinfeld referierte „Leipziger Philosoph Christoph Türcke“ (2002) mit seiner historisch-materialistischen These der Wirklichkeit näher kommt, derzufolge „das Bedürfnis nach Schocks (…) mittlerweile so sehr zu den westlichen Gesellschaften (gehöre), dass sie – wie bei Drogenabhängigen – in Injektionen verarbreicht würden, wohl angemessen und, weil die Wirkung mit zunehmendem Gebrauch abnimmt, in sich steigernden Dosen“ ?

Auf der Suche nach den Agenten des Alarmismus, also – mit Türck gesprochen – nach den Dealern angsterregender Stoffe, fällt einem  die unbeherrschte Aggressivität Steinfelds gegenüber denjenigen ins Auge, die – in der gleichen Absicht wie er – den wirklichen Profiteuren der  publizistischen Strategie namens Angstmache zwecks Volksverdummung wirklich die Leviten lesen, z. B. dann, wenn er die Kritiker seiner „Bedürfnistheorie“ plump als „Verschwörungstheoretiker“ abkanzelt:

Und keinem (von mir natürlich abgesehen – GW) fällt auf, was diese Idealisten des Gemeinwohls mit solchen Argumenten anstellen: nicht nur, dass sie in ihrem verdrucksten Antikapitalismus die Bevölkerung in einen stets zur Panik bereiten Hühnerhof verwandeln, sondern auch, dass hinter einer solchen Kritik immer der Wunsch nach der Polizei steckt….

Witzig ist ja wieder mal, dass die schärfsten Kritiker der Elche in der Tat nicht selten selber welche sind,  erlebt man doch gerade in Steinfeld selbst den von ihm so gehassten „Verschwörungstheoretiker“ par excellence, so, wenn er beispielsweise behauptet, dass es die Gutmenschen und die Marxisten seien, die  „Panik“ schüren würden oder dass hinter ihren Warnungen  „…immer der Wunsch nach Polizei“ stecke:  woher weiß Steinfeld das?! Und auch wenns stimmte:  welche wirkliche Bedrohung ginge denn von diesen völlig machtlosen Querdenkern wirklich aus?!? Warum sollten sich Ohnmächtige nicht zusammentun dürfen?!

Und mit der abfälligen Bemerkung „mit solchen Argumenten“ ist bei Steinfeld die Diskreditierung der  historisch-materialistische Erklärung von Angst als einem Produkt des Herrschaftsinteresses eben jener wirklichen „Profiteure der Angst“ intendiert, „Angst“ also als einem von Mächtigen „gemachtem“, massenmedial verbreiteten  und eingehämmerten Gefühl/Bewusstsein. Alle reden von „Angst“, doch was verstehen sie darunter?

Hier mein Exkurs zum Thema: was ist Angst eigentlich/wirklich?

Der Begriff Angst ist in Wirklichkeit die Kurzfassung von
„Verlust-Angst“, genauer gesagt:

Angst ist das Resultat der (un)berechtigten,
also indoktrinierten bzw. selbstbewussten „Denke“,
ein subjektiv wertvolles

Objekt meines Interesses
verlieren zu können bzw. zu müssen.

Wie ich es an anderer Stelle entwickelt habe, gehören die angeborenen POTENZIALE, nämlich

  • seine kreatürlichen Bedürfnisse in persönliche Interessen und Fähigkeiten transformieren sowie
  • seine angeborenen Gefühle beherrschen und instrumentalisieren zu KÖNNEN

zu den menschlichen Alleinstellungsmerkmalen: „Nichts ist bei einer Persönlichkeit so machbar wie ihre Gefühle!“ habe ich behauptet. Und das wissen auch die Meinungsmacher, operieren sie doch tagtäglich mit dieser wirklichen Erkenntnis!Angst ist zwar Ausdruck eines angeborenen Gefühls, welches der kreatürlichen Existenzsicherung dienen soll, aber jeder weiß, wenn er auch sonst nichts weiß, dass es  für alles Erdenkliche mindestens  einen Menschen gibt, der Angst davor hat – oder eben auch nicht! Ich selbst halte z. B. Freeclimber für OPFERMENTALITÄTER – nicht aber Radfahrer oder Skifahrer oder Rennfahrer! Andere tun dies aber sehr wohl.Angst überwinden, das kann ein jeder von uns durch das Erlernen, das Trainieren und damit das Professionalisieren von Kompetenzen / Fähigkeiten / Persönlichkeitseigenschaften , und zwar sowohl im körperlichen wie im psychischen Bereich seiner Lebenstätigkeiten. Daraus folgt, dass die Überwindung von Angst gegenüber dem Unbekannten, dem (für mich) Neuen, Ungewohnten mithin eine der allerwichtigste Voraussetzung für die Persönlichkeitswerdung des Menschen ist. Hätte ich es nicht gelernt, das Bekannte – z. B. den Schürzenzipfel der Mutter – loszulassen, so machte ich auch keine Fortschritte und würde nie erwachsen….. Doch genug davon: „Persönlichkeitsentwicklung“ ist ja das wichtigste Thema meines DIALOGBUCHs und dort zu studieren! Zurück also zum Thema  Plappernde Kaste:

Wenn Angstüberwindung das wichtigste Erziehungsziel ist, dann besteht der Nutzen des angsterregenden Alarmismus für seine Produzenten und Profiteure logischer Weise darin, nicht nur Angst, sondern möglichst auch noch Panik zu schüren, und zwar professionell totalitär.

Dass die Panikmache die bevorzugte Strategie aller Beherrscher auf dieser Welt ist – und zwar angefangen in der Kinderstube bis hin zu den Kanzlern und Kriegsherren – muss wohl nicht mehr begründet werden?! Sie aber, wie in dem Steinfeld-Zitat geschehen, als Strategie (!) der „Idealisten des Gemeinwohls“ – von der Plappernden Kaste auch als „Gutmenschen“ diskreditiert – oder der „verdrucksten“ Antikapitalisten hinzustellen, das ist intendiert als (objektiv primitives)  Ablenkungsmanöver!

Steinfelds MEINUNGS-MACHER-MASCHE ist die:  er schreit haltet den Dieb, um davon abzulenken, dass nicht nur die Boulevardmedien, sondern auch die „seriöse“ Presse den Alarmismus als Quotenbringer entdeckt hat – und ebenfalls in unsereriöser Weise ausbeutet: wer mit „Kofferbombern“, wer mit „Weihnachtsbombern“, wer mit „Unterhosenbombern“ auf Leserfang geht, der wirkt unglaubwürdig, wenn er sich über die Platitüde „Schneechaos“ echauffiert. Glaubwürdig wäre Steinfelds Kritik erst dann, wenn er mutig vor der eigenen Tür kehrte, wenn er es denn wirklich ernst meinte mit der Aufklärung über die wirklichen Ursachen des Alarmismus.

Medial vermittelter politischer Alarmismus – besser: Alarmschlagerei, Angst- und Panikmache – dient nicht nur den Geschäftsinteressen des medialen Sektors, sondern vor allem den Geschäftsinteressen des Staatsterrorismus, der von Natostaaten im Nahen Osten praktiziert wird, und wenn in den Nato-Staaten selbst terroristische Aktionen stattfinden, so werden genau die auch eben diesen Geschäftsinteressen dienlich gemacht: „Krieg gegen den Terror“ per Einschränkung staatsbürgerlicher Grundrechte und Zweckentfremdung von Steuergeldeldern.

Wie reagiert man auf dieses politisch-mediale Spiel in professioneller Art und Weise? Ich reagiere darauf cool, also so, wie es im Deutschlandfunk vom 10. 01. 2015 von Michael Lüders empfohlen wird: don´t panic! Terrorismus individualisiertDieser  Empfehlung des Herrn Lüders dass man mit dem Terrorismus „leben lernen“ müsse, weil er – wie ich es schon vor fünf Jahren geschrieben habe – unvermeidbar ist (so unvermeidbar, wie eine Naturkatastrophe, handele es sich dabei um eine Lawinenabgang, eine Überschwemmung, eine Sturmflut), dieser meiner (und jetzt auch Lüders) Empfehlung einer „professionellen Distanz“, einer kollektiven Gelassenheit also wird  – aus den vorgängig aufgeführten Gründen – auch in Zukunft von den Meinungsmachern nicht entsprochen werden – jede Wette!

An diesem erkenntnisleitenden Interesse auch bei Thomas Steinfeld massive Zweifel anzumelden, das ist leider unvermeidlich, hinterlässt doch – bei mir zumindest – das Studium seines Essays  den Eindruck, bildungsbürgerliche Belesenheit demonstrieren ohne dabei wirklich denken zu wollen ……?!

Cui bono? Nun, die vertraglich vorgeschriebene Leistung ist von ihm erbracht worden und seinen Chefs wird’s gefallen haben – und den meisten Lesern der SZ mit Sicherheit ebenfalls: das nenne ich dann  „quotensichernde Kundenorientierung“!

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Eine Antwort zu Die Meinungs-Macher-Masche

  1. profiprofil schreibt:

    Ich übermittelte Thomas Steinfeld heute folgende Zeilen:

    „Nachdem ich am 12. Januar 2010 einen Artikel von Ihnen so richtig in die Pfanne gehauen hatte, möchte ich Ihnen heute also mein Kompliment für Ihre Polemik mit dem Titel Unsere Hassprediger übermitteln und damit den eventuell bei Ihnen entstandenen Eindruck relativieren, ich würde Ihnen prinzipiell die Kompetenz absprechen, nicht wirklich denken zu können.“

    Das Thema dieses Essays hatte ich am Tag zuvor ebenfalls behandelt:

    Diskussionswürdiger WIDERSPRUCH von Reinhard Mohr: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,672117,00.html

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