OPFERMENTALITÄTER unter sich

Klaus Naumann erhielt in der SZ vom 29. 1. 2010 die Gelegenheit, seine „Außenansicht“ zur Behauptung der Bischöfin Käßmann – „nichts ist gut in Afghanistan“ – darzulegen, was es wiederum mir ermöglicht, ein weiteres Kabinettstückchen meiner „Kunst, wirklich denken zu können“ zu präsentieren.

Das Thema, auf das ich mich hierbei konzentriere, kann mit dem Titel Strategie und Taktik demagogischer Denkweisen auf den Denkanstoß  gebracht werden, präsentiert uns doch ein General a. D. die Kunst der demagogischen Denkweise und dies – chapeau! – auf höchstem, nämlich großbürgerlichem Niveau!

Zur Sache: als erstes wäre es schon empfehlenswert, den offenen Brief des Herrn Naumann unvoreingenommen zu studieren, womit ich sagen will, dass man seine eigenen intellektuellen Ressourcen bis aufs Äußerste mobilisiert, um zu einem Urteil zu kommen, das als argumentativ begründbar bewertet werden könnte. Hier der Link: http://www.sueddeutsche.de/politik/311/501565/text/print.html (Anm. der Link ist gecancelt worden)

Und nun zu meiner Argumentation:

Ich beginne mit einer Schilderung des ersten Eindrucks dieses Pamphlets, den ich für mich auf die Begriffe bringen kann: moralisierend, abwertend, hochmütig, arrogant und hinterhältig , Adjektive, die sich auf die ICH– und die DU-Botschaften der Philippika beziehen: ICH, das ist im Selbstbild des Herrn Naumann (70)  ER  als altersweiser „Profi“ – und DU, dass bist Du, Käßmann, nicht nur als „hochmütiger“ Laie, sondern quasi als Wehrkraftzersetzer noch dazu. Das ist Naumanns vernichtende DU-Botschaft, eine Behauptung, die ich noch begründen werde! Der Appell lautet: haltet Euch da raus, ihr Kirchendiener, denn das – „unser Krieg“ in Afghanistan – der ist eine Sache, von der ihr nichts versteht!

Doch verweilen wir noch einen Moment beim Selbstbild des Herrn Generalstäblers, der zu Beginn seiner Rede von sich als Schuldbeladenem und Versager spricht:

Hätte ich bereits 1993 Milosevic so gekannt, wie ich ihn ab 1998 kennenlernte, dann hätte ich nicht so lange loyal die Position der damaligen Bundesregierung vertreten, keine deutschen Soldaten im früheren Jugoslawien einzusetzen. Heute weiß ich, dass unser Land und damit auch ich als der damals oberste Soldat Deutschlands durch diese Haltung Mitschuld für die Tragödie Jugoslawiens in den 90er Jahren tragen. (alle Hervorhebungen in Zitaten – GW)

Ja, dass hier der „damals oberste Soldat“ so nebenbei anmerkt, auch fähig gewesen zu  sein, seine „Loyalität“ gegenüber dem „damaligen“ Bundestag aufzugeben, spricht schon Bände, soll aber hier auch nicht weiter vertieft werden.

Mein Thema ist ja die Klärung der Frage nach der Motivation, nach der „Triebfeder“ des Handelns eines Soldaten, und dafür liefert uns Herr Naumann folgende Informationen: das Gefühl der „Mitschuld“ für die „Tragödie“ Jugoslawiens sowie die „Erinnerung an unser Versagen in Ruanda war für mich die Triebfeder“ zur Mitarbeit an einer Entschließung der UN, die „unser Land im äußersten Falle verpflichten (konnte – GW), ein Eingreifen zum Schutz bedrohten Lebens mit militärischen Mitteln zu erwägen.“

Da ist sie wieder, die Lebenslüge der staatstragenden politischen Parteien und ihrer „obersten Soldaten“: wir führen Krieg, sorry: wir greifen mit militärischen Mitteln ein, und dies „zum Schutz bedrohten Lebens“ –  in Afghanistan per  Operation Enduring Freedom (OEF), eines Kreuzzugs zur Herstellung einer „andauernden“, sprich „ewigen Freiheit“! Fragt sich: Freiheit WOVON, Freiheit WOZU, Freiheit FÜR WEN?! Freedom And Democracy (Bertolt Brecht)!

Das von Naumann hier vorgetragene Motiv ist wortgleich jenem vorgeblichen Kriegsziel, das der Außenminister zeitgleich publizieren ließ:  er – Westerwelle – könne es nicht verantworten, „dass in Afghanistan wieder Jugendliche gehängt und Frauen gesteinigt werden“:

Nach sorgfältiger Prüfung qualifiziere die Bundesregierung  die Situation als „bewaffneten Konflikt im Sinne des humanitären Völkerrechts“, sagte Außenminister Guido Westerwelle…(…) Bei militärischen Angriffen dürfen laut Kriegsrecht als Nebenfolge auch Zivilisten umkommen, ihre Tötung darf aber nicht unverhältnismäßig sein.

Frauen und Jugendliche dürfen also nicht unverhältnismäßig häufig von „unseren“ Soldaten getötet werden, außerdem ganz sicher nicht durch hängen oder steinigen, sondern waidgerecht nach den Regeln „des humanitären Völkerrechts“, das sich die USA für ihre Zwecke haben absegnen lassen!!

Dass dies hier demagogische Schutzbehauptungen sind, das muss nun wirklich nicht länger mehr begründet werden, hält sich doch sogar der Realo Helmut Schmidt mit diesem „Gedöns“ gar nicht erst lange auf, wenn er die Karrieristen vom SPD-Bundesvorstand mit dem – ominösen – Verweis auf Bündnispflicht“, die auch die SPD-Fraktion im Bundestag „nun mal“ akzeptiert hätte, auf den Stock setzt – und so die SPD-Fraktion auf die eskalierende „Ausstiegsstrategie“ der Bundesregierung vergattert.

Dass von den Herrschaften gelogen wird, das also soll hier ja nicht das Thema sein, und so auch nicht das Warum und Wozu dieser Geschäftsinteressen, sondern im Fokus dieses Essays stehen das WIE und WOMIT, die Mittel- und Methodenfragen also, die die „Meinungsmacher“ (Albrecht Müller, 2009) zwecks „Volksverdummung“ (Thomas Wieczorek, 2009) tagtäglich arrangieren  und „kommunizieren“ müssen.

Einen Ansatz habe ich schon vorgestellt: das ist das billige Eingeständnis eines „Fehlers“, eines damit verbundenen billigen „Schuldgefühls“ sowie einem aus billiger „Reue“ entspringendem „Lerneffekt„, der bei Naumann darin mündete, die Loyalität gegenüber dem Verfassungsauftrag der Bundeswehr aufzukündigen:

„Als die Nato-Staaten sechs Monate später den Frieden verloren (!) und die Luftoperationen begannen, hatte ich die bislang vielleicht schwerste Entscheidung meines Lebens zu treffen: den Rat zu geben, legitimierbare militärische Gewalt anzuwenden, obwohl die legale Basis dafür brüchig war.“

„Brüchig“ ist auch so eine Lüge, war doch die Bombardierung serbischer Städte durch deutsche Kampfflugzeuge eindeutig verfassungswidrig! Doch mich interessiert hier nur das Theater um  die behauptete „Gewissensnot“ und was Herr Nauman aus seinem rhetorischen „Schuldbekenntnis“ propagandistisch macht:

Ich weiß nicht, ob Sie (Frau Käßmann – GW)  sich vorstellen können, welche Last der Verantwortung es auch für den obersten Soldaten der Nato ist, junge Menschen in einen lebensgefährlichen Einsatz auf schwankender rechtlicher Grundlage zu schicken, in dem sie töten müssen.

Da ist es wieder, das Selbstbild, die ICH-Botschaft vom treusorgenden Landesvater, der „die Last der Verantwortung“ auf seinen Schultern trägt, die er inzwischen an Herrn Westerwelle – siehe das Zitat – weiter gereicht hat. Doch welche DU-Botschaft transportiert der „oberste Soldat Deutschlands“mit dieser raffinierten Einleitung an die 500 000 Leser der SZ weiter? Hier sein Vorwurf an die Adresse der Ratsvorsitzenden der EKD:

In dieser Lage wäre es gut zu wissen, dass die eigene Kirche einem zumindest die Hoffnung lässt, eines Tages doch Vergebung zu erlangen, weil das Motiv des eigenen Handelns die Rettung bedrohter Menschen war.

Chapeau, Herr Naumann: auf die Masche mit der Erzwingung von „Vergebung“ seines eigenen verfassungsfeindlichen Handelns  – von ihm als psychologische „Lage“ vertuscht – muss man erst einmal kommen! (Und dann muss man auch noch ein Presseorgan finden, das diese Ungeheuerlichkeit unkommentiert verbreitet!) Naumanns DU-Botschaft lautet:

Bischöfin Käßmann, Sie haben keine Ahnung!
Sie verhalten sich „unchristlich“! Sie taugen für Ihr Amt nicht!

Solch ein Beispiel von Demagogie ist nicht mehr zu toppen – denkt man, doch wir sind noch nicht durch mit dem Studium dieser Hetzschrift gegen die – objektiv doch äußerst harmlosen und sehr „toleranten“ – Friedensfreunde in der EKD. Wie ich zu dieser Bewertung komme?

Nun: auch Herr Naumann arbeitet schamlos mit jener „letzten Mahnung“, die bereits Smoky zwecks Disziplinierung und Einschüchterung der SPD-„Führung“ eingesetzt hatte: „Jede Unterminierung der psychologischen Lage unserer Soldaten sollte vermieden werden.“ (H. Schmidt in: SZ vom 26 .1. 2010):

„In dieser Lage wäre es gut zu wissen, dass die eigene Kirche einem zumindest die Hoffnung lässt, eines Tages doch Vergebung zu erlangen, weil das Motiv des eigenen Handelns die Rettung bedrohter Menschen war.“

Hier spricht das Opfer! Sorry, Leute, ich musste diesen Satz auch deshalb noch einmal in den Mund nehmen, weil sich Demagogie auch dem Analphabeten erschließt, wenn man diesen Sermon laut vor sich hin spricht; drum – Vater Unser – vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern! Gibt´s da denn  einen irgendwie legitimierten brüchigen Rechtsanspruch auf Vergebung durch die „eigene Kirche“, von dem ich noch nichts gehört haben sollte?! Und dann auch noch dieses  „eines Tages“: mir kräuseln sich die Fußnägel, wenn ich solch ein bigottes Geseiere lese. Juristische Norm ist doch: „Unkenntnis schützt vor Strafe nicht“. Oder?! Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjähren nicht.

Herr Naumann kämpft also mit sich und seiner Kirchenmitgliedschaft, kultürlich nicht wirklich, sondern in der leicht durchschaubaren Absicht, durch seine populistische Theologisierung seines kriegerischen Handelns die Friedensfreunde in der EKD – die Katholiken haben bereits Unterwerfung signalisiert – zum „Einlenken“ zu bringen. Was ja übrigens längst schon gelungen war. Hier nur ein Beispiel für die Mimikry-Führungs- und Kampfkompetenz von vier „protestantischen“ Würdenträger, Frau Käßmann übrigens eingeschlossen:

„Wir sehen gegenwärtig nicht, dass der Einsatz anhand der friedensethischen Kriterien eindeutig gebilligt oder abgelehnt werden könnte.“ Die EKD bekundet „allen, die in Afghanistan für den Frieden arbeiten, unseren Respekt und unsere Dankbarkeit“ und bezieht ausdrücklich die Soldaten der Bundeswehr und der internationalen Streitkräfte mit ein. (…) Die Militärintervention müsse von einer „Politik getragen werden, die über klare Strategien und Ziele verfügt“(SZ 26. 1. 2010)

Meine Kritik: als ob es in diesem „Einsatz“ um „Arbeit für den Frieden“ginge – und als ob es sie nicht gäbe, die „klaren“ Strategien und Ziele: das  außenpolitische Kriegsziel der US-Administration z. B., gegenüber der VR China und dem Iran in eine strategisch optimale „Lage“ – von Fachleuten „Einkreisung“ [1] genannt –  zu gelangen?!

Wie gesagt: mich interessiert hier hauptsächlich die Methodik der „bürgerlichen“ Demagogie, weshalb ich an dieser Stelle einen ganz ausgefuchsten Vorwurf unseres obersten Soldaten a. D. referieren muss, der exemplarisch vorführt, WIE die „bürgerliche“ Elite – und das hat nur sie so „professionell“ gelernt – mit dem rhetorischen Kampfinstrument der Unterstellung ihren „bürgerlichen“ Gegner kampfunfähig zu machen versteht:

Sie, Frau Bischöfin, haben in Ihrer Predigt den Soldaten und deren Familien keinerlei Trost gespendet. Im Gegenteil, Sie haben ihnen nahezu den Teppich unter den Füßen weggezogen, als Sie ohne jede Sachkenntnis von der Kanzel herab Ihr hochmütiges, aber in jeder Hinsicht falsches Pauschalurteil abgaben: „Nichts ist gut in Afghanistan.“

Es stimmt schon, die Käßmann-Rede ist – wie auch das oben zitierte Statement der EKD-Repräsentanten – „ohne jede Sachkenntnis“, weil  sie die von den Naumanns und Westerwelle verheimlichten  wirklichen Kriegsziele nicht benennen, dass nämlich die US-Administration eine Strategie der militärischen Sicherung ihrer Hegemonialansprüche betreibt, um darüber auch eine „Begründung“ für die steuerliche Subventionierung der Rüstungswirtschaft und die dadurch bedingte Vernachlässigung der Sozialpolitik[2] zu produzieren.

Damit nun  kein zweiter Kirchenmann mehr auf die Idee kommt, den Afghanistaneinsatz Deutschlands „friedensethisch“ in Frage zu stellen, haut der Ex-Vorsitzende des Nato-Militärausschusses noch eine rhetorische Salve raus, durch die auch das letzte kleine Aufmucken in den Kirchenkreisen zur ewigen Ruhe gebracht werden soll. Er schreibt – bigott/heuchlerisch wie alle „bürgerlichen“ Geschäftsinteressenten:

Glauben Sie, dass die Familien, deren Mütter oder Väter, deren Töchter oder Söhne in Afghanistan im Einsatz sind, die Opfer, vielleicht sogar das äußerste, bringen, Trost und Hilfe finden können, wenn Sie deren Tun pauschal als verfehlt und deren Opfer als vergeblich bezeichnen?

Die Perfidie dieser Anschuldigung ist nicht zu übertreffen, soll doch mit Naumanns Instrumentalisierung des Kanonenfutters des raffenden Kapitals (und das sind die Soldaten am Hindukusch in Wirklichkeit) als „Opfer“ von Wehrkraftzersetzern hinter der Front  die Beweislast umgedreht, so dass der Warner vor dem Opfertod – der in der Tat fürs Kanonenfutter immer „vergeblich“ (gewesen) ist – zum Verursacher einer (dazu auch noch „psychologischen“) Lage gestempelt werden könnte, und es den wirklichen Profiteuren [3] wiederum ermöglichte, sich aus ihrer Verantwortung für Elend und Niederlage  davonstehlen zu können….!

Denn das ist zu allen Zeiten die Taktik der OPFERMENTALITÄTER gewesen, dass sie die wirklichen Opfer zu Tätern erklärten und sich dann  zu deren Opfern,  um mit dieser Dolchstoßlegende noch aus ihren Verbrechen und Niederlagen Profit schöpfen zu können. Denn ihre „Kampfkompetenz“ basiert auf der  Kalkulation: „wozu sitze ich an den Schaltstellen und Einsatzzentralen der politisch-ökonomischen Macht, wenn ich sie denn nicht nutzte….!?“

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[1] Ein Beleg für diese These

Warnschuss aus Washington: Die USA zeigen mit der Waffenlieferung an Taiwan, dass sie Chinas Machtzuwachs nicht hinnehmen. (…) Die Waffenlieferung nach Taiwan ist erkennbar als politisches Signal gemeint. (…) Außenministerin Hillary Clinton macht keinen Hehl aus ihrer Ungeduld über Chinas Widerspenstigkeit in Sachen Iran. (SZ 2. 2. 2010)

[2] siehe Kommentar vom 3. 2.

[3] so agitierte die Rechte in der Weimarer Republik – und die Rechte in den USA nach den verlorenen Korea- und Vietnamkriegen

Die Militärintervention müsse von einer „Politik getragen werden, die über klare Strategien und Ziele verfügt,

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4 Antworten zu OPFERMENTALITÄTER unter sich

  1. profiprofil schreibt:

    Durchbruch gelungen:

    In einer SZ-Kolumne vom 5. 1. 2011 mit dem Titel „Von Opfern und Tätern“ entdeckt Erhard Eppler den OPFERMENTALITÄTER, drei Jahre nach dem Erscheinen meines DialogBuches, aber immerhin – und sehr denkwürdig formuliert!

  2. profiprofil schreibt:

    „Integrativer Führungsstil“ – und niemand widerspricht dem Kriegstreiber:

    Diskussionsrunde 17.06.2010|
    Guttenberg lobt Käßmann für Afghanistan-Kritik

    „Nichts ist gut in Afghanistan“ – dieser Satz von Bischöfin Käßmann gefällt Guttenberg. Denn er hat Fakten, die das widerlegen.

    Käßmanns Urteil, in Afghanistan sei nichts gut, nennt nun auch Guttenberg „eine verkürzte Aussage“. (…)

    Im Grunde sind sich der Minister und die Protestanten ziemlich einig: Nur militärisch kann dieser kriegsähnliche Zustand nicht gewonnen werden. „Wir wollen den Wiederaufbau-Aspekt in den Mittelpunkt stellen, aber es lässt sich eben nicht trennen vom Militärischen“, sagt Guttenberg. Und niemand widerspricht ihm. (…)
    Doch das liebe Geld und die Sparzwänge der Regierung stehen an diesem Abend noch auf einem ganz anderen Blatt. Zunächst vereinbaren Kirche und Politik: Dieser Dialog wird fortgesetzt. Guttenberg will den Diskurs über Afghanistan schon seit seinem Amtsantritt befördern. Aus gutem Grund: Die gesellschaftliche Akzeptanz für die Mission ist ohnehin gering, und stellte sich auch noch die Kirche dagegen, hätte er ein Problem. Deswegen spricht nun als nächstes der EKD-Ratsvorsitzende vor angehenden Generälen an der Führungsakademie der Bundeswehr – wieder anstelle von Margot Käßmann.
    DIE WELT
    http://www.welt.de/politik/deutschland/article8087780/Guttenberg-lobt-Kaessmann-fuer-Afghanistan-Kritik.html

  3. profiprofil schreibt:

    SPON 8. April 2010, 17:02 Gerd Weghorn Beitrag 2 (69)
    http://forum.spiegel.de/showpost.php?p=5317072&postcount=159
    Einmarsch der Bellizisten

    Zitat von sysop
    Die Kanzlerin schwenkt um: (…) Ihr Stab bezeichnet die Zusage als „persönliches Anliegen“. In Wirklichkeit reagiert sie ziemlich hastig auf öffentlichen Druck. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,687862,00.html

    Richtig ist, dass die Bundeskanzlerin seit gestern massiv öffentlich unter Druck gesetzt wird; und interessant ist es, dass dieser Druck von einem Verlagshaus ausgeht, das als einzige Institution den Auftrag des Art. 21 GG wahrnimmt. Und selbstverständlich ist das Personal der SPD nicht imstande, dieser schleichend einsetzenden Gehirnwäsche eine sozialdemo-kratische „Willensbildung“ entgegen zu setzen, sondern auch ihre Leute werden morgen – wie gehabt – sich vor den Kameras drängeln und den Eindruck zu erwecken suchen, dass sie an „nationaler“ Gesinnung – in der Stunde der „Volkstrauer“ – zumindest mit den anderen gleichziehen können/wollen…Hirn weg zum Gebet!

    Klar ist zumindest für jeden, der wirklich denken kann, dass die vom Verlagshaus Springer angefachte Militarisierung der öffentlichen Willensbildung/Meinung ein Tabubruch erster Güte ist, ist doch die Zelebration des Opfertods „im Dienst“ in den zurückliegenden 65 Jahren aus sehr guten Gründen tabuisiert gewesen – man denke nur an den Umgang mit den 126 abgestürzten Starfighter-Piloten.

    Jetzt aber stehen sie „im Geiste“ wieder auf: die auf dem Felde der Globalisierung für die Nibelungentreue „Gefallenen“, unsere „Helden“, denen man zumindest post mortem noch einen „Tapferkeits-Orden“ umhängen, die man aber vor allem für seine miesen Machtspielchen missbrauchen kann.

    Dank „unserem Krieg“ in Afghanistan ist es nämlich jetzt anscheinend so weit, dass das einst verlorene Häuflein der Bellizisten die Zeit für gekommen halten kann, in dieser Friede-Freude-Wellnessrepublik namens Deutschland das Originalrezept der Völkischen zu reanimieren, welches in der Zelebration des Heldengedenktages seinen chauvinistischen Höhepunkt findet.

    Was da morgen (9. 4.) also inszeniert werden wird, das ist in der Tat/Wirklichkeit ein Tabubruch ohnegleichen, dessen Haupt-Funktion darin besteht, jenen vom sogenannten Verteidigungsminister avisierten Verfassungsbruch – Deutschland befindet sich in der Tat in einem „Krieg“, und dies auch noch als Angreifer, obwohl ihm „eigentlich“ nur die Verteidigung des Territoriums der Nato-Staaten erlaubt ist – nachträglich zu legitimieren und dessen Neben-Funktion der Profilierung des Freiherren zum Nachfolger von Angela Merkel dienen soll!

    Feldherr von Guttenberg hat also auch insoweit von Helmut Schmidt gelernt, als es darauf ankomme, eine „Stärke“ zu demonstrieren, die auch und gerade den Tod von Dritten – bei Schmidt waren es die Insassen der „Landshut“ in Mogadischu – billigend in Kauf nimmt, eine Haltung, die das „Volk“ – hier i. S. der völkischen Gefolgschaft – einzig einer „Führerpersönlichkeit“ zubilligt.

    Dies in letzter Sekunde durchschaut zu haben, das ist der wahre Grund, warum und wozu die Bundeskanzlerin nun ebenfalls an dieser infamen und obszönen Instrumentalisierung des Leids der Betroffenen teilnimmt, einer Inszenierung von „Volksgemeinschaft“ („bis dass der Tod uns scheidet“), die archetypisch verankert ist und deren Faszination – auch das wissen die Bellizisten und ihre Propagandisten sehr genau – man sich nur schwerlich entziehen kann.

    Bestes jüngstes Beispiel ist die Instrumentalisierung des „Opfertods“ von Lady Diana durch die Massenmedien – und das britische Königshaus!

  4. profiprofil schreibt:

    Zwecks Falsifizierung meiner These von den wirklichen Interessen der USA hier der Abdruck von Zitaten aus der SZ vom 3. 2.

    Das US-Verteidigungsministerium ist ein fünfeckiges Verwaltungsgebäude von gigantischem Ausmaß, in dem man zweckmäßigerweise eine Notenpresse unterbringen sollte. Der Haushaltsentwurf für das Verteidigungsressort und die alle vier Jahre abzuliefernde Generalinventur der US-Strategie lassen zumindest den Schluss zu, dass sich im Pentagon auf der anderen Seite des Washingtoner Potomacs ein Nebenmachtzentrum etabliert, das alle überschaubaren Dimensionen hinter sich gelassen hat. (eli)

    Und von Christian Wernicke:

    (Verteidigungsminister) Gates will persönlich darauf dringen, dass sich die strategische Neuorientierung bis 2015 auch deutlich in der Finanzplanung seines Ministeriums niederschlägt. Seinen Budgetentwurf für das im Oktober beginnende Haushaltsjahr 2011 nannte der Republikaner „eine Anzahlung“. Der Etat soll von 697 Milliarden auf 708 Milliarden Dollar steigen – davon fließen allein 159 Milliarden in die beiden Kriege im Irak und in Afghanistan. Unter Einbeziehung der Kriegskosten sind die US-Verteidigungsausgaben somit seit den Anschlägen vom 11. September 2001 inflationsbereinigt um 70 Prozent gestiegen. Die Forschungseinrichtung Center for a New American Security (CNAS) hat ausgerechnet, Washingtons Rüstungsetat liege (umgerechnet in aktuelle Dollarwerte) heute um 13 Prozent höher als während des Koreakrieges und um ein Drittel höher als zu Zeiten des Vietnamkonflikts. (…) Gates betont in einem Vorwort zur QDR-Analyse, nunmehr stünden „zum ersten Mal die aktuellen Konflikte an der Spitze“ aller budgetären und politischen Planungen: „Wir leben in Kriegszeiten.“

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