Jeder, der meine Essays studiert hat, weiß, dass ich ein klares Feindbild Numero 1 besitze, und zwar die Strukturen der vom raffenden Kapital geschaffenen – und von hoch dotierten Propagandisten aus Politik, Presse, Kulturbetrieb etc. legitimierten – „spekulativen Finanzwirtschaft“, die allesamt nicht nur keinen gemeinwirtschaftlichen Nutzen erzeugen, sondern in den Augen der wirklichen Produzenten von Wert und Mehrwert als Verursacher ihrer persönlichen Enteignung (durch Inflation, Zinseszins etc.) und – weltweit gesehen – persönlichen Verelendung erlebt und verurteilt werden müssen! „Müssten“, muss ich leider sagen, weil diejenigen, die das Elend wirklich erleben, politisch-ökonomisch ohnmächtig sind, und diejenigen, die es besser wissen könnten, sich als temporäre Profiteure dieser Strukturen der Ausbeutung (von sich selbst und der übrigen Natur) den Schneid haben abkaufen und zu Demagogen haben qualifizieren lassen: die Plappernde Kaste als System.
Starker Tobak, höre ich Dich, mein Alter Ego, murmeln: Mitläufer, Hehler, Kumpan, Sherpa, Profiteur des kapitalistischen Wirtschaftssystems – geht’s nicht ne Nummer kleiner und mit einer richtig schönen Schuldzuweisung an den Herrgott, der „den Menschen“ nun mal halt als sündiges Wesen erschaffen habe….?! Oder an die Herren Ackermann oder Madoff?!
Jeder, der diesen BLOG studiert hat, weiß, welchen Nutzen ich – als einer der wenigen, die durch das Wirklich-Denken-Können sogar den WIDERSPRUCH lieben gelernt haben – aus dem täglichen Studium der Süddeutschen Zeitung ziehe, weshalb ich diesen Essay über die opportunistische – sprich: spekulierende, fabulierende, uns verarschende – Plappernde Kaste exemplarisch an drei Artikeln aus der SZ vom Tage entfalte, ohne damit den Stab über mein Intelligenzblatt zu brechen, dem ich ja – auch am heutigen Tage – einen Artikel zu verdanken habe, der endlich (!) das thematisiert, was ich seit Jahren propagiere, nämlich: wer diese feindlichen Strukturen beseitigen will, der müsse dazu nicht nur eine professionelle Führungs- und Kampfkompetenz erwerben, sondern sie auch demonstrieren können, sprich: der muss wirklich „regieren“ [1] – und nicht nur reagieren – können! KÖNNEN.
Diese mutige Denkweise von H. Prantl spreche ich den Autoren[2] der folgenden drei Artikel ab, die ich jetzt in der gebotenen Kürze rezensiere, weil sie mir exemplarisch erscheinen für die verdummende, korrupte, illusorische „Denkweise“ einer „ Intelligenz“ , an deren „Verrat“ schon die Weimarer Republik mit zugrunde gegangen ist.
Auf der Frontseite der SZ lese ich folgende „Meldung“:
Typisch ist: der Verfasser dieser „Nachricht“ und sein Vorgesetzter erblöden sich nicht, die Beutelschneiderei dieser kriminellen Bankster als „Erfolg“ zu bewerten und die Camouflage der Bank-PR-Abteilungen – derzufolge die Banken sich diese unglaublichen Tagessätze „verdient“ hätten – als Leistung á la „robustes Risikomanagement“ zu verkaufen – wo doch jeder weiß (wenn er auch sonst nichts weiß), dass mit den „boomenden Märkten“ nicht die Realwirtschaft, sondern nur die Devisenmärkte gemeint sein können.
Pfui Deibel!
Warum „die Geschäfte der US-Investmentbank Goldman Sachs so gut laufen wie noch nie“, das hätten Autor und Lektor einem Artikel auf Seite 32 ihres eigenen Blattes entnehmen können, der das „Erfolgs“-Rezept für alle diejenigen, die keine Zeit zum Wirklich-Denken-Können aufbringen wollen, bereits in der Überschrift präsentiert:
„Hauptsache, der Kurs bewegt sich. Goldman Sachs, Deutsche Bank und andere Investmentbanken profitieren von den Turbulenzen“!
„Turbulenzen“ – auch so eine verniedlichende Umschreibung eines wirklich „terroristischen“ Aktes [3], einer Kriegserklärung, in deren Gefolge weitere Milliarden von Menschen an persönlicher Lebensqualität einbüßen werden, weil jährlich 1,5 Billionen Euro weltweit für Rüstungsgüter, Bürokratiegehälter und Kriegsspielchen verpulvert und damit der Sozial- und Bildungspolitik eines jeden Staates entzogen werden; davon allein 2/3 in den USA und mindestens 1/6 in anderen Staaten durch die Folgen der aggressiven US-Außenpolitik (Israel, VR China, Deutschland, Japan, Russland etc.)… Jetzt kommen noch die Folgekosten der „Finanzkrise“ hinzu.
In einem zweiten Artikel, der kommentarlos die obszöne Denke der Bankster referiert, erfährt man auch etwas über die Geschäftspraktiken der verbrecherischen Investmentbanken,
die „im Wertpapierhandel zuletzt leichtes Geld verdient(!)“ hätten, wobei die Deutsche Bank zum Anteil ihres Eigen- bzw. ihres Auftragshandels keine „genauen Zahlen“ nenne, doch „in der Branche glauben viele, dass das Institut kräftig am Euro-Verfall (!) verdient“. Aber auch das ist für die Autoren dieses Artikels kein Problem, sei „die Frage doch: Welche internationale und sehr profit-orientierte (!) Bank würde sich solche Gewinnchancen (!) entgehen lassen?“, sagt ein Devisenhändler. Das sei auch nicht verwerflich, schließlich sei die Deutsche Bank ihren Aktionären verpflichtet.“
Wer, wie ich, der SPD-Führung seit mehr als drei Jahrzehnten dahingehend die Leviten liest, endlich den von ihren Genossen 1948f. ins Grundgesetz gehievten Artikel 14 zur Grundlage ihrer Politik zu machen, demzufolge nur jenes Eigentum an den Produktions- und Distributionsmitteln politisch unantastbar ist, dessen „Gebrauch (!!) zugleich (!!) dem Wohle der Allgemeinheit (!!) dient (!!)“, der kann meinen Zorn über die Kumpanei der Plappernden Kaste mit den Beutelschneidern des raffenden Kapitals zumindest verstehen. Und meine Freude über den Leitartikel von H. Prantl. (s. u.)
Statt also die Spekulanten zum Teufel zu jagen, rationalisiert die Plappernde Kaste im Duktus der Denkweise jener gewöhnlich gut informierten Devisenhändler genau jene Strukturen der Ausbeutung, wenn sie allein in der heutigen Ausgabe der SZ Artikel mit diesem Tenor raushaut:
- Von Spekulanten lernen
- Der teure Schutzschirm wird nicht lange helfen, wenn die Regierungen ihre Haushalte nicht sanieren
- Im günstigsten Fall zahlt der Steuerzahler gar nichts, im schlimmsten mehr als 185 Milliarden Euro
Und das geht jeden Tag so, wobei man sagen muss, dass fast alle diese publizistischen Produkte problemlos als Verkaufsprospekte sowohl der parasitären Denkweise als auch der „Produkte“ dieser Terroristen in Nadelstreifen – „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ (B. B. 1931) – bewertet werden könnten, wird doch skrupellos folgender Unsinn als Resultat eines Denkprozesses verkauft:
Ob Griechenhilfe oder das neue Paket für alle maroden Euro-Staaten: (…) Der Plan sieht vor, dass Deutschland und die anderen Kreditgeber ihr Geld mit angemessenen Zinsen zurückbekommen und deshalb keine echten Kosten entstehen. Dies wäre das günstigste Szenario (sic): (…) Wenn der Ansturm der Spekulanten aufgehalten werden kann, die maroden Euro-Staaten sparen und ihre Wirtschaftsleistung wächst, gibt es gute Chancen für dieses Szenario.
Jeder, der wirklich denken kann weiß, dass dieses Szenarium nie und nimmer verwirklicht werden wird. Nie und nimmer. Jeder weiß/ahnt, dass das ein rein illusionäres, ein rein volksverdummendes/demagogisches Wunschdenken ist:
„Wenn die Kredite mit angemessenen Zinsen zurückgezahlt werden, würde aus dem Hilfspaket sogar ein gutes Geschäft.“
Ja: wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär´, dann wär´ Dein Vater Millionär“, pflegte meine Mutter mir zu sagen, und damit dem philosophischen Voluntarismus, den auch die Hitler-Bande ausgezeichnet hat, die gebührende Abfuhr zu erteilen. Schwachsinn hoch drei, ist doch realistischer Weise davon auszugehen, dass bei diesem Bankensystem weder „unsere“ zwei Billionen an öffentlichen Schulden noch die mehr als 10 Billionen Euro Staatsschulden der US-Amerikaner, noch die 230 Mrd. Schulden der Griechen, die Schulden der Italiener, der Briten …..jemals zurückgezahlt werden können. Stattdessen wird es krachen – Inflation, Steuererhöhungen, Staatsbankrott – weil Schulden nicht wirklich mit dem Drucken von Geldnoten aufgehoben werden können.
Was also können WIR „von Spekulanten lernen“?!
Hedgefonds und Investmentbanken werden als Spekulanten fast täglich beschimpft (böse Buben), weil sie Schwächen gnadenlos (Krieger!) ausnutzen, um damit Geld zu verdienen (!). Ihr Handeln mag teilweise (Vorsicht: Marxismusverdacht/Berufsverbot droht!) unmoralisch sein, weil einige Schieflagen (niedlich) , von denen sie profitieren (holla!), erst durch das Fehlverhalten der Branche entstanden sind.
Von deren Sichtweise können Privatanleger aber durchaus lernen, wenn sie die Fakten nüchtern (wie die Ratingagenturen das gemacht haben) betrachten. (…) Spekulanten legen heute schon den Finger in die Wunde. Das alles sollte Grund genug sein, für (sic) Fragen der Geldanlage wenigstens so viel Zeit zu investieren wie für den Kauf eines Autos.
Oh Lord: blind me! Für solch ein Gesülze, das im Übrigen Tag für Tag in immer der gleichen Leier abgesondert wird, werden ordentliche Gehälter bezahlt, und zwar deshalb, weil diese rhetorische Mixtur das Opium fürs Volk ist. (Morgen ist ja Christi Himmelfahrt – und da der ungläubige Thomas (der Sage nach) die Auferstehen seines Herren nicht fassen konnte, so durfte er den Finger in die Wunde seines Herren legen.) Also Mammon-Jünger: werdet zu Hobby-Spekulanten und „investiert“ (!) in „Fragen der Geldanlage wenigstens so viel Zeit wie für den Kauf eines Autos“.
Dieser – analytisch gesehen – himmelschreiende Unsinn, der nichtsdestotrotz bzw. gerade deshalb in der (publizistischen) Beraterpraxis der Plappernden Kaste gebetsmühlenartig und wie am Band „produziert“ wird – man denke nur an die „Brigitte-Empfehlungen“, dass Kontrahenten (z. B. Mutter und Tochter) doch „nur mal einander zuhören“, „ein Stück weit miteinander reden“ oder mal eben „sich Zeit füreinander nehmen“ sollten – dieser intellektuelle Müll bleibt im Falle eines „Wirtschaftsjournalisten“ nicht länger reine Privatsache, sondern wächst sich angesichts der enormen Macht der „Meinungsmacher“ (A. Müller) aus zu einem Politikum ersten Ranges – und zwar im Endeffekt zu einer Kriegserklärung an den kleinen Mann! Prinzipiell gesehen missbraucht die veröffentliche Meinung hier ihre grundgesetzlich garantierte Pressefreiheit, indem sie als Dealer von intellektuellen Betäubungsmitteln fungiert.
Es ist deshalb unabdingbar, diese publizistischen Attacken auf den wirklich gesunden Menschenverstand – dank dem eigentlich jeder weiß/ahnt, dass das vom raffenden Kapital beherrschte Wirtschaftssystem mit seinem „unnatürlichen“ Zwang zum Wachstum um jeden Preis zur Menschen, Persönlichkeits – und Naturzerstörung führt – als persönliche Kriegserklärung zu deuten und dementsprechend auch die Propagandisten der Globalisierungslüge als intellektuelle Feinde zu bewerten, die es zu bekämpfen gilt, tagtäglich, sowohl mit der hier vorgeführten „Waffe der Kritik“, als auch mit Aktionen, die letztlic h zur wirklichen Entmachtung der Feinde der sozialen Demokratie führen.
Klar: meine persönliche Ohnmacht ist himmelschreiend, aber im Unterschied zu Hiob wende ich mich an Euch, meine Leser, und zwar mit dem Appell, das Kämpfen zu erlernen und dadurch die bürgerliche Feigheit vor den Feinden der sozialen Demokratie, die schon Hitler zur Macht verholfen [4] hatte, zu überwinden:
Times They Are a Changing (Bob Dylan)
Come writers and critics who prophesize with your pens
And keep your eyes open, the chance won’t come again
(…) Oh the loser will be later to win
For the times, they are a changing
Vor uns liegt eine Epoche, in der unser Recht auf Eigentum (Art. 14 GG) – und hier insbesondere das Recht auf unser Eigentum an unserer (in kostspieligen Qualifikationsprozessen erworbenen) qualifizierten Arbeitskraft – durch immer prekärer werdende Arbeitsverhältnisse und Inflationsraten unbekannten Ausmaßes existenziell bedroht ist – und in welcher auch dadurch der gesellschaftliche Zusammenhalt immer weiter ausgehöhlt wird:
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis den Importnationen das Geld ausgeht, während die Exporteure profitieren. Um den finanziellen und wirtschaftlichen Kollaps zu verhindern, müssen die Euro-Länder endlich eine gemeinsame Wirtschaftspolitik betreiben.
Auch dieser Vorschlag entbehrt jeglicher ökonomischen Logik – wer soll denn den „Exportnationen“ ihre Produkte wirklich abkaufen, wenn „den Importnationen das Geld ausgeht“? – muss man sich doch einfach klar machen, wie allein die deutsche „Wirtschaftspolitik“ unter den Herren Clement, Glos, Guttenberg oder Brüderle ausgesehen hat in einem Land, das sich den Luxus von 17 Wirtschaftsministern, 17 Finanzministern, 17 Kultusministern, 17 …. etc. leistet [5].
Mein Fazit: nichts wird sich bewegen, weil und solange der wirkliche Feind der sozialen Demokratie – das raffende Kapital – nicht durch die Abschaffung der Investmentbanken und die Zerschlagung von Hedgefonds in staatlich kontrollierten Geschäfts- und Zentralbanken aufgehoben worden ist, bis also dem Kapitalismus endlich die Giftzähne gezogen worden sind, so dass es möglich sein wird, das schaffende (fixe wie variable) Kapital weltweit auf menschlich und ökologisch angemessene Art und Weise „zum Wohle der Allgemeinheit“ (Art. 14 GG) zu gestalten.
Für diese Zielsetzungen sollte sich die Elite der Publizistik stark machen – und sich ein Beispiel nehmen an Heribert Prantl, dessen Beitrag aus der SZ vom heutigen Tage ich im folgenden „Kommentar“ in Gänze zur Diskussion stellen möchte.
Times they are a changing: der Wind dreht sich,
die Sache läuft auf uns zu. Werdet mutiger.
Und kampfkompetenter!
[1] Den Leitartikel von Heribert Prantl: Regieren, regieren, regierenhab ich unter „Kommentare“ abgedruckt
[2] Da die von mir exemplarisch zitierten Aussagen absolut prototypisch, also bei durchweg allen Politikern und Journalisten nachgewiesen werden können, verzichte ich auf die Namensnennung, geht es mir doch – wie gesagt – hier nicht um die Kritik von Personen, sondern um die Aufdeckung von Strukturen, hier: von den typischen Denkstrukturen, die die Plappernde Kaste der „bürgerlichen“ Öffentlichkeitsarbeiter in allen vier „Gewalten“ auszeichnet! (Zum Begriff „bürgerlich“ werde ich in einem der nächsten Essays meinen Standpunkt entwickeln).
[3] Brillant die Analyse von Oskar Lafontaine: Die Wut wächst. Politik braucht Prinzipien. München 2002, S. 91ff
[4] Brillant auch die Analyse von Rainer Zitelmann: Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs. Stuttgart 1987, S. 147 – 175
[5] Brillant auch die Analyse von Kiels OB Torsten Albig, dem „Revoluzzer gegen Berlin“, in der SZ vom 10. 05. 2010: „Reichen nicht acht Bundesländer, oder gar zwei?
Heribert Prantl zur Bededeutung des Kampfes gegen die Plappernde Kaste: