Raffendes Kapital 1

work in progress: 01. 02. 2018

Banker und Politiker EZB

Nicht die Marktwirtschaft, sondern der (Finanz)Kapitalismus muss weg:  “Das 20. Jahrhundert ist der Wendepunkt vom alten zum neuen Kapitalismus, von der Herrschaft des Kapitals schlechthin zu der Herrschaft des Finanzkapitals.” (W. I. Lenin)


Ich erlaube mir einleitend drei Definitionen von Helmut Creutz (Aachen) zu zitieren:

1. „Kapital ist zinstragendes Eigentum“

2. „Kapitalist ist derjenige, der ein solches Eigentum besitzt und damit (genauer: durch Kreditvergabe, Warentermingeschäft und andere spekulative Methoden) in Wirklichkeit Einkünfte per Ausbeutung der Arbeit anderer – das produktive Kapital eingeschlossen – erzielt“

3. „Kapitalismusist ein Wirtschaftssystem, in dem die Bedienung des Kapitals Vorrang hat vor allen anderen Einkünften.“ Beleg: Die Politik des Krisenmanagement durch die „Verschuldungspolitik“ (lies: http://www.konicz.info/?p=2036)

„Kapital“ ist also nicht nur das Resultat einer wertschöpfenden Kombination von Produktivkräften – hier spreche ich von schaffendem Kapital -, sondern eben auch – und in bedrohlich zunehmendem Maße – das Resultat abschöpfender Manipulation der diversen Arbeits-, Finanz-, Devisen- und Gütermärkte beispielsweise; die hier erzielbaren und erzielten „Einkünfte“ stehen in keinem moralisch legitimierbaren Verhältnis mehr zur verausgabten Arbeitskraft der Profiteure dieser strukturellen Machtpositionen in Gestalt von Banken, Ratingagenturen, Hedgefonds, Versicherungsgesellschaften etc., so dass ich bei dieser raffenden Kapitalfraktion mit Fug und Recht von leistungslosem Einkommen sprechen kann!

Clinton Wall Street

Die Konsequenzen einer (Vor)Herrschaft dieses Kapitals – in meiner Terminologie des spekulativen Finanzkapitals, des raffenden Kapitals, des unproduktiven, rein spekulativ angelegten und gehegten Geldvermögens –  hat Helmut Creutz so zusammengefasst: „Zu einer stabilen Wirtschaftsordnung werden wir nur dann kommen können, wenn die zinsbedingte Selbstalimentation der Geldvermögen, wie das die Bundesbank bereits 1993 einmal bezeichnete, zum Stillstand kommt.“

Ich schließe daraus: gelingt dies nicht, dann wird es keine „soziale Marktwirtschaft“, die auch mir als Ideal vorschwebt, geben können.

Dieses Ideal zu erreichen „ist jedoch nur möglich, wenn der Zins, als Knappheitspreis und -gewinn des Geldes, den gleichen Marktmechanismen unterstellt wird, wie das bei den Knappheitsgewinnen auf den Gütermärkten der Fall ist: das heißt, die Renditen aus Geldvermögen müssen mit den Sättigungen in der Wirtschaft – genauso wie die Gewinne – marktgerecht gegen null absinken!“ (ders.)

Für das raffende Kapital jedoch gibt es keinen Markt mehr, hat es sich doch in jahrzehntelanger Lobby-Arbeit jene Institutionen wie die  FED bzw. die EZB und andere Zentralbanken geschaffen, um sich das „benötigte“ Geld nach „Bedarf“ selber drucken zu können; daher „Selbstalimentation“!

Roosevelt 1933Aus der richtigen Erkenntnis der Hauptursache aller Wirtschaftskrisen – die einen nennen es „Profitstreben“, die anderen „obszönes Renditedenken“ (Ackermann: 25 % Rendite aufs Eigenkapital) – muss man die richtigen Schlüsse ziehen: „Es geht also nicht um eine „Rettung des Kapitalismus“, sondern um dessen Unterordnung unter die Marktkräfte und damit um die Befreiung der Marktwirtschaft von einem Kapitalismus der Gierigen, mithin um die Befreiung der Marktwirtschaft vom raffenden Kapital, vom spekulativen Finanzkapital.

Diese meine Schlussfolgerung  hat Papst Pius XI. im Jahre 1931 in seiner Enzyklika Quadragesimo Anno so begründet:

1 Pius XI2 Pius XI

Gelingt die Entmachtung der wirklich Herrschenden nicht, dann werden die kleinen Leute immer mehr leiden –  und die mächten Gegner des raffenden Kapitals sterben müssen:

Kennedy und die FED

Ich erlaube mir hier abschließend noch weitere drei Gedanken in die notwendige Diskussion um die Zukunft unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems einzubringen, zugegeben in zugespitzter Form, aber nichtsdestotrotz denk- und merkwürdig:

  1. Natürlich hatte Marx recht, als er das kapitalistische Wirtschaften analysierte und das Gesetz von der fallenden Tendenz der Profitrate entdeckte, und er hat bereits 1848, im Kommunistischen Manifest, vorausgesagt, dass die Herrschaften den Versuch unternehmen würden, dieses Gesetz auch und gerade durch die „Globalisierungdes spekulativen Finanzsektors für sich nutzbar zu machen, getreu dem Motto: „Nach uns die Sintflut, wenn wir nur unsere Schäfchen ins Trockene gebracht haben!“
    Beispiel: Starinvestor Buffett verdient Milliarden mit Krisenhilfe
  2. Ich denke, mit Helmut Creutz überein zu stimmen, wenn ich seine These dahingehend präzisiere, dass es uns, den Nicht-Spekulanten, nicht um die Befreiung der Marktwirtschaft „vom Kapitalismus“ – wie es Marx noch für unerlässlich angesehen hat –  sondern um deren Befreiung vom „raffenden Kapital“, also vom spekulativen Finanzkapital, vom „monetären System“ gehen muss!?
  3. Das Resultat dieser Befreiung muss der Forderung entsprechen, die Marx bereits 1872 in der Auswertung des Untergangs der Pariser Commune gewonnen hatte, der unabdingbaren Forderung nach „Verstaatlichung“ aller Geschäftsbanken vermittels  gesetzlicher Regulierungen und wirkmächtiger Kontrollen, die dem spekulativen Kapital den Boden unter den Füßen wegzieht. „

Fazit: wenn wir das raffende Kapital, das sich sein Einkommen leistungslos, – durch die Erfindung und Instrumentalisierung von Strukturen-  also  unabhängig von der Wertschöpfung der Realwirtschaft,  selbst „schöpfen“ kann / darf, wenn wir diese Kapitalfraktion nicht ein- für allemal enteignen, dann wird sich die massive Enteignung, der wir Nicht-Spekulanten jetzt (2011) entgegengehen, immer und immer wiederholen!

EZB Politik SPIEGEL[DER SPIEGEL 1 – 2016]

Der für diesen „Gesellschaftsvertrag“ vom raffenden Kapital vorgezeichnete Pfad lässt sich so skizzieren: Bereicherung bei wenigen durch Verlusterzeugung bei allen übrigen, dadurch Zwang zum Abbau des Sozialstaats bei gleichzeitiger Anhebung der Steuern, dadurch Entsolidarisierung der Steuerzahler durch Steuerhinterziehung und Steuerflucht, dadurch Absinken der Lebensqualität durch ein egoistisches Verhalten, das vom raffenden Kapital schon immer vorgeführt worden ist: der Fisch stinkt vom Kopf her!

Dieses Modell wird in Afrika und in den beiden Amerikas bereits im großen Maßstab erprobt!

Nachtrag vom 28. 2. 2012: Paradebeispiel Griechenland.

Erstveröffentlichung 11. 06. 2009

Nachtrag vom 31. 8. 2015

Houellebecq Kapitalismus Liberalismus


Über blogfighter

Führungskräfte-Coaching Publizist www.dialogbuch.de www.kampfkompetenz.de
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

21 Antworten zu Raffendes Kapital 1

  1. blogfighter schreibt:

    Die Finanzdiktatur
    Verpflichten wir Wirtschaft und Politik, der Menschheit zu dienen!
    am Samstag, 21. April 2018, 15:58 Uhr von Mohssen Massarrat
    Das globale Handelsvolumen im Finanzsektor hat sich seit 1975 von 5 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis 2015 auf 160 Prozent um das 32fache erhöht. Im selben Zeitraum hat sich die globale Einkommensungleichheit dramatisch verstärkt. Gleichzeitig wurden sämtliche Staaten, nicht nur im Süden, sondern auch im Norden, zu verschuldeten Staaten. Die Staatsverschuldung der 5 wichtigsten Industriestaaten, USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Japan, stieg von 20 bis 100 Prozent in 1975 auf 80 bis 240 Prozent des BIPs in 2013. In denselben Staaten wuchs die Massenarbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum von 1 bis 5 Prozent auf 4 bis 10 Prozent. Gleichzeitig sank der Organisationsgrad der Beschäftigten in diesen Staaten von 20 bis 40 Prozent dramatisch auf 8 bis 28 Prozent. Es ist ganz offensichtlich: unter dem Druck des Finanzsektors und der neoliberalen Anleitung hat sich die Welt grundlegend verändert, leider zum Nachteil der überwältigenden Mehrheit der Weltbevölkerung.
    Zum Artikel

  2. blogfighter schreibt:

    Heiner Flassbeck über Richard David Precht – Ökonomie & Kapitalismus
    NachdenKen
    Am 14.01.2018 veröffentlicht
    Heiner Flassbeck neustes Buch – http://amzn.to/2FExtdd – Stefan Schulz fragt Heiner Flassbeck bzw. spricht über die derzeitigen gesellschaftlichen erkenntnistheoretischen „Problemen“ unserer westlichen Welt. ↓ ↓ ↓ HIER GEHT´S WEITER ↓ ↓ ↓ Wirtschaft, Politik, Ökonomie & gesellschaftliche Themen werden aus einem anderen Blickwinkel betrachtet der nicht der des „Mainstreams“ insgesamt entspricht. Ein tolles Gespräch das relativ einfach und plausibel einige komplizierte Prozesse leicht verständlich erklärt. Heiner Flassbeck spricht Klartext und rückt so einige Thesen – die ansonsten nicht hinterfragt werden in der klassischen Ökonomie – in ein argumentativ kritisches Feld. Ein absolut empfehlenswertes Interview-Gespräch, dass nicht nur alle die sich für diese Thematik interessieren gefallen wird. Quelle/Source: Aufwachen-Podcast #252 / Jung & Naiv

  3. blogfighter schreibt:

    06. März 2016, 16:38 Uhr
    Geldschwemme der EZB
    Wie Draghi die nächste Immobilienblase aufpumpt

    Eine Kolumne von Henrik Müller

    Im Kampf gegen sinkende Preise will die Europäische Zentralbank voraussichtlich noch mehr Geld in die Märkte pumpen. Ein gefährliches Experiment, das zu neuen Krisen führen kann.

    Wir sind auf dem Weg in ein wirtschaftliches Paralleluniversum, in eine Welt, in der Gewohntes nicht mehr gilt, in der sich vieles ins Gegenteil verkehrt: Aus Plus wird Minus, aus Gut wird Schlecht, aus Richtig wird Falsch. Eine Anti-Ökonomie.

    Die Frage ist, ob wir diesen Weg tatsächlich gehen müssen – oder ob wir gerade dabei sind, uns immer weiter zu verirren. Bei seiner Sitzung am Donnerstag wird der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) an einer weiteren Weggabelung stehen – und vermutlich den Pfad ins wirtschaftliche Schattenreich nehmen.

    Bei der Reise in die Tiefen der Anti-Ökonomie zeigen die wirtschaftspolitischen Navigationsinstrumente seltsame Dinge an: Aus Inflation wird Deflation. Aus Wachstum wird Schrumpfung. Aus Sparzinsen werden Strafgebühren. Aber es gibt auch gegenteilige Signale, übersprudelnde Immobilienmärkte beispielsweise.

    Obwohl die EZB immer mehr Geld in die Märkte pumpt, sinken die Konsumentenpreise: Die Inflationsrate in der Eurozone lag im Februar bei minus 0,2 Prozent. Selbst wenn man Öl und andere Rohstoffe herausrechnet, beträgt die Preissteigerung nur noch 0,7 Prozent – weit unterhalb der angepeilten Rate von knapp zwei Prozent.

    Auch die langfristigen Inflationserwartungen fallen immer weiter. Das Wachstum ist so schwach, dass die Eurozone immer noch nicht das Produktionsniveau erreicht hat, das vor der Krise herrschte. So durchleidet etwa Italien einen schleichenden Niedergang. In vielen Ländern Europas ist die Arbeitslosigkeit immer noch ungewöhnlich hoch.

    Die Spätfolgen des Booms der Nullerjahre

    Was nun? EZB-Chef Mario Draghi hat immer wieder verkündet, die Zentralbank werde nicht klein beigeben. Es ist erst drei Monate her, seit sie zuletzt ihr Programm zum Aufkauf von Anleihen noch mal aufgestockt hat, auf ein Gesamtvolumen von rund 1,5 Billionen Euro. Außerdem werden Banken, die bei der EZB überschüssiges Geld parken, mit immer höheren Strafgebühren belastet: Der negative Einlagezins liegt seit Dezember bei minus 0,3 Prozent.

    Bei seiner Sitzung am Donnerstag dürfte der Rat der Zentralbank noch mehr von alldem beschließen: Noch mehr Anleihen vom Markt kaufen, die Strafgebühr auf Einlagen noch weiter erhöhen, vielleicht auch die Banken im Euroraum noch gezielter dazu anregen, mehr Unternehmensinvestitionen zu finanzieren.

    Meine Befürchtung ist, dass solche Maßnahmen die Reise ins Schattenreich beschleunigen.

    Um zu verstehen, auf welchem Irrweg wir uns befinden, muss man ein wenig zurückschauen: Die aktuellen wirtschaftlichen Probleme der Eurozone sind eine Spätfolge des Booms der Nullerjahre. Damals stieg die Menge des im Umlauf befindlichen Geldes viel schneller, als es die EZB eigentlich für gut hielt.

    Ausschlaggebend ist dabei die sogenannte Geldmenge M3, wozu grob gesagt all das gehört, was als Bargeld vorhanden ist oder auf Giro- und Sparkonten herumliegt. Erklärtes Ziel der Zentralbank ist es, dass diese Geldmenge pro Jahr im Schnitt um rund 4,5 Prozent wächst. Die Idee dahinter: Der Wirtschaft soll gerade so viel Geld zur Verfügung stehen, wie Verbraucher und Unternehmen für ihre Transaktionen mit Gütern und Dienstleistungen benötigen. Nicht mehr, damit es nicht zu übermäßiger Nachfrage und steigenden Inflationsraten kommt. Aber auch nicht weniger, damit die Wirtschaft nicht durch ein zu enges Korsett erdrosselt wird.

    In der Realität ließ es die EZB damals aber zu, dass M3 viel schneller wachsen konnte als angepeilt, in manchen Jahren sogar zweistellig. In der Spitze, 2008, waren ein Fünftel mehr liquide Mittel im System, als eigentlich nötig gewesen wären – rund zwei Billionen Euro zu viel.

    Hätten die Notenbanker ihre eigene 4,5-Prozent-Regel ernst genommen, sie hätten eine Menge Probleme verhindern können. Denn das Spiegelbild der Geldmenge M3 ist die Verschuldung. Wo die Banken Kredite vergeben, entsteht neues Geld. Und das geschah damals mehr als reichlich.

    Entsprechend gab es Jahre, da nahmen Bürger und Unternehmen in einigen Ländern Kredite in Höhe von mehr als einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts auf. Gelder, die überwiegend für Hauskäufe eingesetzt wurden. Der Geldüberhang produzierte eine galoppierende Immobilieninflation: In Spanien, Irland oder Frankreich stiegen die Wohnungspreise binnen weniger Jahre um mehr als die Hälfte.

    Auch in Deutschland pumpt sich eine Immobilienblase auf

    An den Folgen dieser Irrungen leidet die Eurozone bis heute: Die privaten und staatlichen Schulden sind immer noch hoch. Das dämpft das Wirtschaftswachstum. Wo die Wirtschaft nicht wächst, wie in Italien, können viele Schuldner ihre Bankkredite nicht mehr bedienen. Kredite werden nicht zurückgezahlt, Banken geraten in Schieflage. Die beste Lösung wäre es, faule Kredite im großen Stil abzuschreiben und damit die Banken auf eine solidere Grundlage zu stellen. Das geschieht aber viel zu schleppend im Euroraum.

    Die EZB versuchte in den vergangenen Jahren, die Schmerzen der Krise zu lindern, indem sie den Banken im Euroraum allerlei billige längerfristige Hilfskredite anbot. Nun aber scheint sie den richtigen Ausstiegszeitpunkt zu verpassen: Die Geldmenge wächst wieder mit Raten von mehr als fünf Prozent. In Irland bläht sich die nächste Immobilienpreisblase auf, bei abermals rasch zunehmender privater Verschuldung.

    Auch in Deutschland steigen die Häuserbewertungen rasch: In den sieben größten Städten, rechnete kürzlich die Bundesbank vor, sind die Immobilienpreise in den vergangenen fünf Jahren um 45 Prozent gestiegen, in allen mittleren und größeren Städten zusammengenommen um 35 Prozent.

    Mag sein, dass die Statistiker bei den Konsumentenpreisen derzeit eine Deflation registrieren. Bei den Immobilien und anderen Vermögenspreisen hingegen herrscht Inflation: der nächste Boom, der den Keim für die nächste Krise in sich trägt.

    Aus diesem Blickwinkel wäre es für die EZB allmählich an der Zeit, vom Gas zu gehen. Zumindest wäre es angezeigt, erst einmal abzuwarten, wie die Maßnahmen, die sie im Dezember beschlossen hat, überhaupt wirken.

    Risiken und Nebenwirkungen nehmen zu. Dabei ist der Aufkauf von immer mehr Staatsanleihen durch die EZB nicht mal das größte Problem. Negative Einlagezinsen belasten die Ertragslage ohnehin schwächelnder Banken zusätzlich. Nebenbei drücken sie tendenziell den Wechselkurs des Euro. Kurzfristig mögen europäische Exporteure dadurch Vorteile genießen. Allerdings steigt das Risiko von Gegenmaßnahmen seitens wichtiger Handelspartner wie der USA. Das Szenario eines hässlichen Währungskriegs ist keineswegs abwegig.

    Der Weg ins Schattenreich der Ökonomie führt durch unkartiertes Gelände. Vieles wird dort in sein Gegenteil verkehrt – vermutlich auch die Wirkung von Notenbankmaßnahmen.

    Zusammengefasst: Bei seiner Sitzung am Donnerstag dürfte der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) entscheiden, noch mehr Geld in die Märkte zu pumpen. Doch die Risiken und Nebenwirkungen dieser Geldpolitik nehmen zu: In vielen Länder blähen sich Immobilienblasen auf, auch in Deutschland. Daher wäre es für die EZB eigentlich Zeit, gegenzusteuern.
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ezb-wie-mario-draghi-die-naechste-immobilienblase-aufpumpt-a-1080884.html

  4. blogfighter schreibt:

    04. Januar 2015, 12:16 Uhr
    Citi-Vorschlag gegen drohende Deflation
    EZB soll Bürger beschenken

    Hunderte Euro für jeden Bürger – geschenkt. So soll die EZB die drohende Deflation bekämpfen, fordert der Citi-Chefökonom William Buiter im SPIEGEL. Das Verbot der direkten Staatsfinanzierung hält der Banker für ein Desaster.

    Hamburg – Willem Buiter, Chefökonom des US-Finanzkonzerns Citigroup, fordert eine Änderung der Europäischen Verträge zur Verhinderung einer Deflation in der Eurozone. Der Artikel 123, der der Europäischen Zentralbank (EZB) die direkte monetäre Staatsfinanzierung verbietet, sei ein „Desaster“, sagte Buiter dem SPIEGEL. Buiter sieht nur einen Weg, wie die EZB eine drohende Deflation bekämpfen könne: über das Konzept des sogenannten Helikopter-Geldes, bei dem die Zentralbank Geld direkt an die Bürger verschenkt, zur Förderung des Konsums. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/angst-vor-deflation-citi-chefoekonom-fordert-helikopter-geld-von-ezb-a-1011127.html

    Mehr auf SPIEGEL ONLINE:

    Niedrige Zinsen: Euro fällt auf tiefsten Stand seit viereinhalb Jahren (02.01.2015)
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/wechselkurs-zum-dollar-euro-faellt-auf-tiefsten-stand-seit-2010-a-1010976.html
    Angst vor Regierungswechsel: Griechenlands Sparer heben Milliarden ab (31.12.2014)
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/neuwahlen-griechen-heben-2-5-milliarden-euro-von-konten-ab-a-1010865.html
    Furcht vor Pleitewellen und Staatsbankrotten: Starker Dollar bedroht die Weltwirtschaft (14.12.2014)
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/dollar-usa-gefaehrden-euroraum-und-schwellenlaender-a-1008293.html
    IWF-Treffen in Washington: Deutschland wird zum Sorgenfall (11.10.2014)
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/iwf-tagung-in-washington-banker-fordern-aktionen-von-deutschland-a-996607.html
    SPIEGEL-Artikel zur möglichen Verhinderung einer Deflation: Operation Hubschrauber

  5. blogfighter schreibt:

    W. I. Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus*)

    Das Fundament seiner Imperialismustheorie lautet:

    “Die Verwandlung der Konkurrenz in das Monopol ist eine der wichtigsten Erscheinungen – wenn nicht die wichtigste – in der Ökonomik des modernen Kapitalismus”. Denn: “Das 20. Jahrhundert ist der Wendepunkt vom alten zum neuen Kapitalismus, von der Herrschaft des Kapitals schlechthin zu der Herrschaft des Finanzkapitals.”

    Es ist der Neoliberalismus, der die Unfreiheit der Konkurrenz beklagt und ihre Wiedergewinnung anstrebt, und so Lenin ungewollt recht gibt und bekräftigt:

    “Das Herrschaftsverhältnis und die damit verbundene Gewalt … das ist es, was aus der Bildung allmächtiger wirtschaftlicher Monopole unvermeidlich .. hervorgegangen ist.”

    Ist nicht der weltweite Vormarsch und die unmittelbare Regentschaft der Milliardäre, der vielgesichtigen Oligarchen, schlagender Beweis des Leninschen Diktums? Gewöhnen wir uns nicht gerade daran, dass Gewaltausübung der Staaten, die >ultima ratioMacht< besitzen.”

    Und dieser exklusive Club von finanzstarken Staaten, angeführt von der Wall Street, der Londoner City oder dem Finanzmarkt Franfurt oder Tokio, plündert im Bewusstsein der jetzt lebenden ZeitgenossInnen wie zu Lenins Zeiten die Welt aus. Herrschen nicht dunkle Mächte, es gilt doch immer offensichtlicher:

    “… politisch ist Imperialismus überhaupt Drang nach Gewalt und Reaktion.” Umso mehr, da “… die territoriale Aufteilung der Erde unter die kapitalistischen Großmächte ist beendet.” Damals vor 100 Jahren und heute wieder!

    Ist es nicht eine treffende Beschreibung unserer Wohlstandsblase in den am höchsten entwickelten Staaten, wenn Lenin die Zustände folgendermaßen kritisiert:

    “Der Rentnerstaat ist der Staat des parasitären, verfaulenden Kapitalismus”. Und ist Lenin nicht zuzustimmen, dass “… der monopolistische Kapitalismus alle Widersprüche des Kapitalismus verschärft”? Und lässt sich die geopolitische Lage nicht zutreffend mit Lenin Worten beschreiben: “Insbesondere verschärfen sich auch die nationale Unterdrückung und der Drang nach Annexionen, d.h. nach Verletzung der nationalen Unabhängigkeit”.

    *) Zitate aus LW Bd. 22
    Zusammengestellt von Karl Wild http://projekt3kw.wordpress.com/2014/07/16/die-ruckkehr-der-guten-alten-zeit/

  6. blogfighter schreibt:

    Video: Staatsgeheimnis Bankenrettung

    „50 Milliarden Euro in Griechenland, 70 Milliarden Euro in Irland, 40 Milliarden Euro in Spanien – ein Eurostaat nach dem anderen sieht sich gezwungen, seine Banken mit gigantischen Summen zu stützen, um damit die Verluste auszugleichen, die den Geldhäusern aus faulen Krediten entstanden sind. Aber wohin gehen die Milliarden eigentlich? Wer sind die Begünstigten? Mit dieser einfachen Frage reist der preisgekrönte Wirtschaftsjournalist und Sachbuchautor Harald Schumann quer durch Europa und bekommt verblüffende Antworten.
    Die Geretteten sitzen – anders als häufig vermittelt und von vielen angenommen wird – nicht in den ärmeren Eurostaaten, sondern hauptsächlich in Deutschland und Frankreich. Ein großer Teil des Geldes landet nämlich bei den Gläubigern der Banken, die gerettet werden wollen oder müssen. Und obwohl diese Anleger offenkundig schlecht investiert haben, werden sie – entgegen aller Logik der freien Marktwirtschaft – auf Kosten der Allgemeinheit vor jeglichen Verlusten geschützt. Warum ist das so? Wer bekommt das Geld? Eigentlich simple Fragen, die aber den Kern der europäischen Identität berühren.
    Harald Schumann gelingt es auf seine eigene, unnachahmliche Weise, dieses komplizierte Thema jedermann verständlich zu machen. Und er vertritt ebenso kenntnisreich wie beherzt seine Meinung. „Staatsgeheimnis Bankenrettung“ ist der leidenschaftlichste Film, der je zur Bankenkrise gemacht wurde.
    (Deutschland, 2013, 52mn)
    Erstausstrahlungstermin: 26. 2. 2013 , 21:47

    http://videos.arte.tv/de/videos/staatsgeheimnis-bankenrettung–7340782.html

  7. blogfighter schreibt:

    Imperium Goldman Sachs, die Bank, die die Welt dirigiert

    Video:


    Goldman Sachs – Eine Bank regiert die Welt

    Seit fünf Jahren steht die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs für sämtliche Exzesse und Entgleisungen der Finanzspekulation. Durch hochspekulative Geschäfte mit der Zahlungsunfähigkeit der amerikanischen Privathaushalte konnte sich die Bank an der aktuellen Finanzkrise bereichern und wurde dank ihrer politischen Verbindungen selbst vor dem Bankrott bewahrt. Als die amerikanische Krise über den Atlantik nach Europa schwappte, wurde Goldman Sachs zu einem der Protagonisten der Euro-Krise: Die Bank soll gegen die europäische Einheitswährung spekuliert und die griechische Staatsschuldenbilanz mit Hilfe komplexer und undurchsichtiger Währungsgeschäfte geschönt haben. Als die europäischen Regierungen nacheinander dem Zorn der Wähler zum Opfer fielen, nutzte Goldman Sachs die Gunst der Stunde, um ihr komplexes Einflussgeflecht auf den alten Kontinent auszuweiten.

    Goldman Sachs ist mehr als eine Bank. Sie ist ein unsichtbares Imperium, dessen Vermögen mit 700 Milliarden Euro das Budget des französischen Staates um das Zweifache übersteigt. Sie ist ein Finanzimperium auf der Sonnenseite, das die Welt mit seinen wilden Spekulationen und seiner Profitgier in ein riesiges Kasino verwandelt hat. Mit weltweit einzigartigen Verflechtungen und einem Heer aus 30.000 Bankern konnte Goldman Sachs auch in den letzten fünf Krisenjahren kräftige Gewinne einstreichen, seine Finanzkraft weiter ausbauen, seinen Einfluss auf die Regierungen stärken und sich vonseiten der amerikanischen und europäischen Justiz völlige Straffreiheit zusichern.

    Das Geschäftsgebaren der Bank ist überaus diskret. Ihr Einfluss reicht weit in den Alltag der Bürger hinein – vom Facebook-Börsengang über die Ernennung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank bis hin zum Lobbying gegen die Regulierung des Finanzsektors. Der Arm der Bank ist lang, und sie befindet sich stets auf der Gewinnerseite.

  8. blogfighter schreibt:

    Die systemischen Ursachen der Krise
    Von Thomas Konicz

    (…) Bei meinen Ausführungen geht es geht nicht um „Sündenbocksuche“, sondern hier rücken die Struktur, die Kategorien und die Widersprüche des Kapitalismus in den Fokus der Betrachtungen. Statt fieberhaft nach “Schuldigen” für die Schuldenkrise zu suchen, müssen wir die systemischen Ursachen der Verschuldungsdynamik klären. Erlauben Sie mir nun, meine zentrale These bezüglich der Schuldenkrise den weiteren Ausführungen voranstellen:

    Der Kapitalismus läuft nur noch auf Pump.

    Diese gigantischen Schuldenberge sind in den vergangenen Jahrzehnten entstanden, weil sie notwendig waren, um den Kapitalismus überhaupt funktionsfähig zu erhalten.
    Ohne Schuldenmacherei zerbricht das System an sich selbst.
    Private und/oder staatliche Verschuldung stellt im zunehmenden Maße eine Systemvoraussetzung dar, ohne die der Kapitalismus nicht mehr reproduktionsfähig ist.

    In den kommenden Ausführungen werde ich mich bemühen, diese Kernthese zu begründen. (…)

    Mehr: http://www.konicz.info/?p=2036

  9. Ilgmann schreibt:

    Zufällig auf diese Seite gekommen, finde ich wesentliche Teile meiner Gedanken wieder: Nicht das Kapital muss bekämpft werden, sondern das raffende Kapital. Ich widerspreche aber, dass hierfür die Enteignung der Banken das rechte Mittel ist. Erstens ist dieser Schritt menschenrechtlich problematisch, denn letztlich gehören ja auch die Banken irgendwem. Zweitens – und das ist hie entscheidend – ist nicht das Kapital per se abzuschaffen und erst recht nicht die es haltenden Kapitalisten. Es muss schlicht einfach das Raffen untersagt werden – Zinsverbot, Verbot die Geldschöpfung durch Privatbanken etc. Wenn ein Metzger eine Wurst hat und sie zweimal verkauft, hat er sich mindestens einmal des Betruges schuldig gemacht. Niemand wird aber nach der Verstaatlichung der Metzgerei verlangen. Ebenso ist mit den Banken zu verfahren: Wenn die Bank 10 Mio besitzt und 20 Mio als Kredite herausreicht, hat dies illegal zu sein. Ändert man die entsprechenden Gesetze für die Zukunft, ex nunc, ab Veröffentlichung uím Gesetzblatt, fehlt es auch am enteignenden hoheitlchen Eingriff in Private Vermögen. Niemandes Rechte werden verletzt und dennoch gewinnen die Staaten auf einen Schlag die Hoheit über Wirtschaft zurück.

  10. blogfighter schreibt:

    „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“

    Von Frank Schirrmacher

    FAZ vom 14. August 2011

    Ein Jahrzehnt enthemmter Finanzmarktökonomie entpuppt sich als das erfolgreichste Resozialisierungsprogramm linker Gesellschaftskritik. So abgewirtschaftet sie schien, sie ist nicht nur wieder da, sie wird auch gebraucht. Die Krise der sogenannten bürgerlichen Politik, einer Politik, die das Wort Bürgertum so gekidnappt hat wie einst der Kommunismus den Proletarier, entwickelt sich zur Selbstbewusstseinskrise des politischen Konservatismus.

    Realpolitik und Pragmatismus verdecken die gähnende Leere, und die Entschuldigung, Fehler machten ja auch die anderen, ist das Pfeifen im Walde. Aber es geht heute nicht allein um falsches oder richtiges politisches Handeln. Es geht darum, dass die Praxis dieser Politik wie in einem Echtzeitexperiment nicht nur belegt, dass die gegenwärtige „bürgerliche“ Politik falsch ist, sondern, viel erstaunlicher, dass die Annahmen ihrer größten Gegner richtig sind.

    „Globalisierung bedeutet nur, dass Banken die Gewinne internationalen Erfolgs an sich reißen und die Verluste auf jeden Steuerzahler jeder Nation verteilen.”

    „Die Stärke der Analyse der Linken“, so schreibt der erzkonservative Charles Moore im „Daily Telegraph“, „liegt darin, dass sie verstanden haben, wie die Mächtigen sich liberal-konservativer Sprache als Tarnumhang bedient haben, um sich ihre Vorteile zu sichern. ,Globalisierung‘ zum Beispiel sollte ursprünglich nichts anderes bedeuten als weltweiter freier Handel. Jetzt heißt es, dass Banken die Gewinne internationalen Erfolgs an sich reißen und die Verluste auf jeden Steuerzahler in jeder Nation verteilen. Die Banken kommen nur noch ,nach Hause‘, wenn sie kein Geld mehr haben. Dann geben unsere Regierungen ihnen neues.“

    Das politische System dient nur den Reichen?

    Es gibt Sätze, die sind falsch. Und es gibt Sätze, die sind richtig. Schlimm ist, wenn Sätze, die falsch waren, plötzlich richtig werden. Dann beginnt der Zweifel an der Rationalität des Ganzen. Dann beginnen die Zweifel, ob man richtig gelegen hat, ein ganzes Leben lang. Es ist historisch der Moment, wo alte Fahrensleute sich noch einmal zu Wort melden, um zu retten, was zu retten ist. Der liberale Katholik Erwin Teufel hat das mit einer hochdramatischen, aus zusammenbrechenden Glaubenssystemen überlieferten rhetorischen Figur getan: Er rede, weil er nicht mehr länger schweigen könne Erwin Teufel: „Ich schweige nicht länger“. Es ist der erste Akt.

    Das komplette Drama der Selbstdesillusionierung des bürgerlichen Denkens spielt sich gerade in England ab. In einem der meistdiskutierten Kommentare der letzten Wochen schrieb dort Charles Moore: „Es hat mehr als dreißig Jahre gedauert, bis ich mir als Journalist diese Frage stelle, aber in dieser Woche spüre ich, dass ich sie stellen muss: Hat die Linke nicht am Ende recht?“ Moore hatte das vor den Unruhen geschrieben und ohne jede Vorahnung. Ehrlich gestanden: Wer könnte ihm widersprechen?

    Das politische System dient nur den Reichen? Das ist so ein linker Satz, der immer falsch schien, in England vielleicht etwas weniger falsch als im Deutschland Ludwig Erhards. Ein falscher Satz, so Moore, der nun plötzlich ein richtiger ist. „Denn wenn die Banken, die sich um unser Geld kümmern sollen, uns das Geld wegnehmen, es verlieren und aufgrund staatlicher Garantien dafür nicht bestraft werden, passiert etwas Schlimmes. Es zeigt sich – wie die Linke immer behauptet hat –, dass ein System, das angetreten ist, das Vorankommen von vielen zu ermöglichen, sich zu einem System pervertiert hat, das die wenigen bereichert.“ So Moore. Er geht es alles durch: Murdoch, von dem er sagt, dass ihn die Linke schon durchschaute, als die Rechte Populismus noch für Demokratie hielt, die Kredit- und Finanzkrise, den Rechtsbruch europäischer Regierungschefs, den Primat des ökonomischen Diskurses und schließlich die Krise der Eurozone selbst. Ein linker Propagandist, so Moore, hätte eine Satire, wie Geld die Welt regiert, nicht besser erfinden können.

    Eine Welt des Doppel-Standards

    An dieser Stelle muss man sagen, wer Charles Moore ist. Nicht nur ein brillanter konservativer Publizist, sondern auch der offizielle Biograph Margaret Thatchers, eine Biographie übrigens, die erst nach ihrem Tode erscheinen darf. „Die Resonanz auf meinen Artikel ist gewaltig“, sagt er im Gespräch, „aber es gibt ein paar Missverständnisse. Manche Leute glauben, ich meinte, Labour habe recht. Davon rede ich nicht. Ich rede von linken Ideen und bürgerlichen Ideen.“

    Es mag sein und wird auch sofort gesagt werden, dass die Lage in England eine andere ist. Und dennoch sind die Übereinstimmungen unübersehbar, die Erwin-Teufel-Debatte ist nur ein Indiz. Es war ja nicht so, dass der Neoliberalismus wie eine Gehirnwäsche über die Gesellschaft kam. Er bediente sich im imaginativen Depot des bürgerlichen Denkens: Freiheit, Autonomie, Selbstbestimmung bei gleichzeitiger Achtung von individuellen Werten, die Chance, zu werden, wer man werden will, bei gleichzeitiger Zähmung des Staates und seiner Allmacht. Und gleichzeitig lieferte ihm die CDU ihren größten Wert aus: die Legitimation durch die Erben Ludwig Erhards, das Versprechen, dass Globalisierung ein Evolutionsprodukt der sozialen Marktwirtschaft wird. Ludwig Erhard plus AIG plus Lehman plus bürgerliche Werte – das ist wahrhaft eine Killerapplikation gewesen.

    Man muss hier nicht mehr aufzählen, was dann geschah, wer alles im Aufsichtsrat der Hypo Real Estate saß und was schließlich in der flehentlichen Bitte von Bankern um Verstaatlichung nicht endete. Entscheidend ist etwas anderes: Die CDU hat ihre an die Finanzmärkte ausgeliehenen immateriellen Werte, ihre Vorstellung vom Individuum und vom Glück des Einzelnen, niemals zurückgefordert. Sie hat nicht nur keine Verantwortung für pleitegehende Banken verlangt, sie hat sich noch nicht einmal über die Verhunzung und Zertrümmerung ihrer Ideale beklagt. Entstanden ist so eine Welt des Doppel-Standards, in der aus ökonomischen Problemen unweigerlich moralische Probleme werden. Darin liegt die Explosivität der gegenwärtigen Lage, und das unterscheidet sie von den Krisen der alten Republik. Die Atomisierung der FDP, die für den Irrweg bestraft wurde, ist rein funktionell. Niemand würde der existierenden liberalen Partei besondere moralische Kompetenz zusprechen, und sie hat es, ehrlicherweise, auch nie von sich behauptet. Der Preis der CDU ist weit mehr als ein Wahlergebnis. Es ist die Frage, ob sie ein bürgerlicher Agendasetter ist oder ob sie das Bürgertum als seinen Wirt nur noch parasitär besetzt, aussaugt und entkräftet.

    Kein Wort, nichts, niemand

    Das große Versprechen an individuellen Lebensmöglichkeiten hat sich in sein Gegenteil verkehrt. Es ist Moore, der hier spricht und der einst im Thatcherismus alter Prägung die größtmögliche Erfahrung gesellschaftlicher Perfektion erblickte: „Ihre Chancen für einen Job, für ein eigenes Haus, eine anständige Pension, einen guten Start für Ihre Kinder, werden immer kleiner. Es ist, als ob man in einem Raum lebt, der immer mehr schrumpft. Für Menschen, die nach 1940 geboren wurden, ist dies eine völlig neue Erfahrung. Wenn es noch länger so weiter geht, wird sie ziemlich schrecklich werden.“

    Die CDU aber, belehnt mit einem autodidaktischen Ludwig-Erhard-Studium, sieht nicht, wer in diesen schrumpfenden Räumen sitzt: Lehrer und Hochschullehrer und Studenten, Polizisten, Ärzte, Krankenschwestern, gesellschaftliche Gruppen, die in ihrem Leben nicht auf Reichtum spekulierten, sondern in einer Gesellschaft leben wollen, wo eindeutige Standards für alle gelten, für Einzelne, für Unternehmen und für Staaten, Standards von Zuverlässigkeit, Loyalität, Kontrolle.

    Angela Merkel war bisher nicht in der Lage, die moralischen Folgen der Krise in der Eurozone zu thematisieren. Das ist schlimm genug. Undenkbar, dass zu Zeiten Erhards nicht ein Selbstverständigungsprozess eingesetzt hätte. Dafür fehlt der Partei augenscheinlich das Personal. Denn die Macht dazu fehlt ihr keinesfalls. Über das Wort „Monster“ ist die politische Positionierung der Konservativen bis heute nicht hinausgekommen – und das las man früher und besser auf den „Nachdenkseiten“ des unverzichtbaren Albrecht Müller, einst Vordenker von Willy Brandt.

    Ein Bundespräsident aus dem bürgerlichen Lager, von dem man sich ständig fragt, warum er unbedingt Bundespräsident werden wollte, schweigt zur größten Krise Europas, als glaube er selbst schon nicht mehr an die Rede, die er dann halten muss. Eine Ära bürgerlicher Politik sah die Deklassierung geistiger Arbeit, die schleichende Zerstörung der deutschen Universität, die ökonomische Unterhöhlung der Lehrberufe. Frau Schavan ist inexistent. Dass Gesundheit in einer alternden Gesellschaft nicht mehr das letzte Gut sein kann, weil sie nicht mehr finanzierbar sein wird – eine der großen Wertedebatten der Zukunft, die jede einzelne Familie betreffen wird, zu der man eine sich christlich nennende Partei gerne hören würde, ja hören muss –: kein Wort, nichts, niemand.

    Schließlich: Der geradezu verantwortungslose Umgang mit dem demographischen Wandel – der endgültige Abschied von Ludwig Erhards aufstiegswilligen Mehrheiten – macht in seiner gespenstischen Abgebrühtheit einfach nur noch sprachlos. Ein Bürgertum, das seine Werte und Lebensvorstellungen von den „gierigen Wenigen“ (Moore) missbraucht sieht, muss in sich selbst die Fähigkeit zu bürgerlicher Gesellschaftskritik wiederfinden. Charles Moores Intervention zeigt, wie sie aussehen könnte.

    LESERZUSCHRIFTEN

    Bürgerlicher Werte [191] von Volker Kraft (volkerkraft88)

    Herr Schirrmacher, dass Ihr Kommentar, der sicher zum Auslöser für die überfällige Diskussion unserer gesellschaftlichen Situation werden wird, in der FAZ erscheint, macht ihn erst richtig wertvoll. Sie sprechen mir aus der Seele.
    Ich habe in den 70-ern BWL studiert und war bis vor ein paar Jahren immer ein überzeugter Anhänger einer sozialen Marktwirtschaft. Nie hätte ich mir träumen lassen, wie diese Idee in wenigen Jahren derartig den Bach runtergehen konnte. Und dass ich einmal die Analysen (wenn auch nicht die Rezepte) des G.Giesy als zutreffend bezeichnen würde. Wenn man sich die moderne Arbeitswelt anschaut, welch ungeheurer Druck auf die arbeitende Bevölkerung ausgeübt wird, wie die sinkende Arbeitslosigkeit doch nur durch die Durchsetzung prekärer Arbeitsverhältnisse erklärbar ist, wie z.B. der ach so sozialverantwortliche Milliardär Otto seine Fa. Hermes auf einem Geschäftsmodell errichtet hat, das ausschliesslich auf geradezu frühkapitalistischer Ausbeutung geringqualifizierter Arbeitnehmer beruht, dann kann einem schon manchmal das Kotzen kommen. Und wenn jahrelang über 5 €-Erhöhung von Hartz 4 debattiert wird, aber für die HRE an einem Wochenende 50 Milliarden lockergemacht werden, da hört der Spass auf…

    Früher [31] von heinz herzing (heinz48)

    gab es klare Feindbilder der Kapitalismus musste seine überlegenheit immer wieder
    unter beweis stellen , heutige verhältnisse ohne Mauerfall und noch vorhandenem
    Ostblock undenkbar . Diese auswüchse hätte man niemals zugelassen sie währen einer
    Kapitulation gleichgekommen . Es gab schon kurz nach dem Mauerfall stimmen die
    darauf hinwiesen das der Kapitalismuss nun keine fesseln mehr hat und man sich noch
    über seine Freunde wundern wird ( Heiner Geisler ) . DKP und konsorten hätten
    frohlockt , währe es doch der beweis das sie das richtige System vertreten usw . Was
    natürlich auch nicht stimmt und schon gar nicht umsetzbar . So wie es zu Zeit Läuft
    wird das System der Kapitalistischen Demokratie nicht mehr lange Exestieren . Die
    Menschen werden in noch wesentlich grösserem umfang auf die Strasse gehen als es
    in verschiedenen Ländern bereits Statfindet .

    14. August 2011 16:39

    Wer Schulden machen will, muss einen Geldgeber haben … oder anders herum [46] von Andreas Müller-Goldenstedt (amuego186)

    Karl Marx hat treffend analysiert und derzeitig bewahrheiten sich seine Aussagen.
    Auch Schirrmacher muss sich dies eingestehen.
    Und alle Ideologie-Wettläufe gegen die Schulden heißt auch: Wenn keine Schulden gemacht werden dürfen,kommen diejenigen, die so viel Geld überhaben und dieses wie es heißt anlegen müssen oder wollen, in die Krise.
    Dieses Wechselspiel ist unsere derzeitige Krise.
    Weniger Schulden?
    Was dann mit dem vagabundierenden Kapital, daß auf Renditesuche ist?
    Weniger Schulden und steuerliche Abschöpfung der Reichen, dass kann und wird notwendiger denn je.
    Und weniger Schulden und weniger staatliche konsumtive Ausgaben in die Rüstung macht auch ganz notwendigen Sinn.
    Die Kapitalvernichtung in den letzten großen Weltkrisenkriege Irak und Afganistan befördern die Krise.
    Und die Maurer von vor 50 Jahren ist ja wunderbar weg, wurde aber schnellstens jetzt ideologisch um das Finanzkapital gebaut, um es ja immer zu schützen.
    Auch diese Maurer muss fallen.

    Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat [55] von Stefan Blacha (stb)

    Handeln statt zu lamentieren.
    Ich lese die FAZ seit 1949. Ich war mit dabei, als Deutschland wieder aufgebaut wurde. Dauerlamentieren hätte 0 gebracht. Die Erkenntnisse ihres Beitrags stimmen – aber wo bleibt der Lösungsansatz? Die FAZ und mit ihr die Leserschaft haben nicht nur das Recht zu klagen, sondern auf Grund ihres Bildungsniveaus die Pflicht, die notwendigen Änderungsimpulse zu geben – jeder so gut er kann. Die volkswirtschaftliche Fehlentwicklung der „innovativen“ Finanzindustrie ist bekannt.
    Z.B. am Derivatemarkt werden mit Tricks die großen Boni verdient. Clevere Anleger bieten jetzt mit einer Suchmaschine (www.trueffelsuche.com) eine Lösung, um Manipulationen aufzudecken und renditestarke Anlagemöglichkeiten zu finden. Es würde uns Lesern genügen, wenn die FAZ täglich 3 Extrembeispiele (Rendite, Aufpreise, Verlustrisiko) veröffentlichen würde und auf elementar einfache Weise die Berechnungsmethode erklären könnte. Keine Bank würde es sich erlauben, weiterhin mit verdeckten Preisaufschläge von 89% (so am 12.8. dort gefunden) zu operieren. Wie sagte Lenin so schön: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

    Wer wissen will, wie abhängig die Parteien sind, [79] von Holger Muschal (Holly01)

    der mag sich die Finanzen der Parteien ansehen.
    Ein Monat ohne Spenden und alle Parteien im Bundestag können den Laden zumachen.
    Da kann niemand behaupten, die Politiker wären unabhängig.
    Keine Wahlkampagne ohne Spendengelder. Kein Kandidat ohne Zustimmung der grossen Spender.
    Es wird keiner auch nur Stadtabgeordneter, wenn nicht durch hunderte Reden klar ist, dass man den/die nicht lenken braucht.
    Es ist von Grund auf faul das politische System.
    Ich empfinde den Politikertyp unseres Bundespräsidenten (zumindest der höchste Beamte im Staat), als zu diesem System passend.
    Die Parteien dienen zur Meinungsbildung? Nein die Parteien dienen zur Meinungslenkung. Die billigste Art Geld zu verdienen ist der Kauf der Politik.

    Ein Jahrzehnt enthemmter Finanzmarktökonomie [59] von Rolf Michael Ruoff (St.Michael)

    ich glaube nicht, dass Frank Schirrmacher richtig liegt, wenn er in seinem Artikel die SPD und besonders die Regierung Gerhard Schröders mit den beiden Finanzministern Eichel und Steinbrück unerwähnt lässt, also schont.
    Denn waren es nicht diese beiden Schröder-Regierungen, welche zur enthemmten Finanzmarktökonomie in Deutschland geführt haben?
    Wollte man, durch die Liberalisierung und Deregulierung des deutschen Finanz- und Kapitalmarktes, der Aufweichung der Börsenregeln etc., wollte man damit nicht der deutschen und der internationalen Finanzindustrie Möglichkeiten schaffen, in den Finanzplatz Frankfurt zu kommen? Träumte der Hesse Eichel damals nicht davon, Frankfurt grösser als London zu machen, mit Hilfe der Freunde von der deutschen Börse und aus den Frankfurter Grossbanken? Und hatte er sich damals nicht die in USA und bei US-Banken ausgebildeten Experten sogar ins Ministerium geholt?

    traurige Zustimmung [85] von Holger Muschal (Holly01)

    Die Mitte hat versagt und die politische Mitte tut es immer noch (versagen).
    Die Militarisierung der Gesellschaft und die agressive Vertretung von immateriellen Rechten gepaart mit einigen hundert Milliarden für Meinungsbildung hat der wirtschaftlichen Elite hunderte Milliarden eingebracht.
    Der Staat ist bankrott, naja alle westlichen Staaten sind bankrott.
    Der Geldvermögen in Deutschland ist von 2001 bis 2011 von 5.000 Milliarden auf 8.000 Milliarden gestiegen.
    Dazu kommen noch einmal etwa 3.000 bis 6.000 Millairden an Auslandsvermögen und Beteiligungen.
    Die Politik hat versagt. Die Gesellschaft streitet um Brotkrummen, die Reichen werden fetter und fetter.
    Das Geld ist da, es wird nur falsch verteilt.
    Die Banken besitzen unsere Industrie, sie besitzen unsere Politiker und sie besitzen die Medien.
    Wenn einem Anderen alles relevante gehört, was ich zu meiner Existenz benötige, dann gehöre ich als Individuum am Ende diesem „Anderen“. An dieser Stelle bekommen die linken Ideen dann Substanz.

    Zu optimistisch, [76] von Christian Uhl (christianuhl)

    Herr Schirrmacher, ist jeder Glaube an ein Aufwachen des „bürgerlichen Lagers“. Selbst ein Charles Moore hat ganze 30 Jahre gebraucht, um sich zum ersten Mal zu fragen, ob er sich die richtigen Fragen gestellt hat. Das Arsenal linken Denkes – und dabei denke ich zuerst an Marx, und zuletzt an den traditionellen Marxismus – hat immer schon das schärfere Instrumentarium zur Analyse unserer kapitalistischen Welt bereitgestellt. Der Konservative fühlt im besten Falle, daß etwas nicht in Ordnung ist; niemals aber versteht er die Gründe dafür. Stattdessen wird ihm alles zu einer Frage der Moral. Nicht der Kapitalismus sei das Problem, sondern die Gier einiger Banker; immer mehr Arbeitslose gebe es, weil immer mehr Leute zu faul zum arbeiten sind; Ausbrüche kollektiver Gewalt wie in GB zeigten, daß die heutige Jugend nicht mehr wisse, was sich gehört. Und auch das Argument Moores ist letzlich ein bloß moralisierendes. Die Einsicht, daß das, was dem Konstervativen als „Aushöhlung der bürgerlichen Moral“ erscheint, systembedingt ist und zur Dialektik des Kapitalismus ebenso gehört, wie die „bürgerlichen Werte“ selbst, läßt sich vom konservativen Standpunkt aus nicht einholen. Daran läßt auch der Tenor der Kommentare hier keinen Zweifel.

    Besser spät als nie [31] von Nikolaus Gramm (niklgramm)

    Besser man merkt’s spät als nie… Aber in einem möchte ich diesem überraschenden Kommentar doch widersprechen: Der Neoliberalismus kam allerdings als eine groß angelegte Gehirnwäsche über uns, seit dreißig Jahren predigen uns interessierte Kreise (und in ihrem Fahrwasser gewisse Medien, ich nenne jetzt keine Namen) die Segnungen
    der Finanzmärkte, beschallen uns damit, wieviel besser es sei, die Daseinsvorsorge zu privatisieren etc. etc. Schade, daß viele anscheiend erst jetzt begreifen, daß die angeblichen „bürgerlichen Werte“ hinter dieser Politik schon immer Pappmaschee waren.

    Bürgerliche Werte [24] von Johannes Schneider (Johhan)

    Guten Tag,
    ich freue mich sehr über diesen Kommentar, weil er verdeutlicht, wie die sogenannten Zwänge der Globalisierung (mein persönliches Unwort des Jahres heißt „alternativlos“) den Bürger zugunsten höherer Gewalten entmündigen. Insbesondere wird klar, dass in diesem Rahmen bürgerliche Werte obsolet geworden sind, weil über die unlegitimierte Unterstüzung multinationaler Organisationen (hier Banken, €, $) und den Primat aller ökonomischer „Sach“zwänge über private und gesellschaftliche Werte, die Rettung genau dieser bürgerlichen Welt und Werte behauptet wird. Damit geben wir die Entscheidungsgewalt unsere Zukunft aus der Hand und unterwerfen uns vermeintlichen ökonomischen Zwängen. Die Frage, die wir uns, den Bürgern und den Politikern, stellen müssen lautet: Wie kriegen wir unsere Hoheit auf friedliche Weise zurück, denn andersherum, also Diktat durch Ökonomie und Sachzwänge, werden wir Bürger nicht unendlich hinnehmen?!

    Soziale Marktwirtschaft weltweit [130] von Fritz Vandermöhlen (FritzV)

    Starker Beitrag. Ansonsten, Zitat C. Moore: „…liegt darin, dass sie verstanden haben, wie die Mächtigen sich liberal-konservativer Sprache als Tarnumhang bedient haben“
    Besonderst gilt das wohl auch für den Begriff der „Freiheit“. Etwas, für das die USA gerne in den Krieg ziehen. Da wird gerade wieder der Mauerfall gefeiert – als Triumph der Freiheit und als Symbol der Systemüberlegenheit. Himmelschreiende Stille aber ansonsten zu den Mauern und Zäunen, die allerorten neu hochgezogen werden: Zwischen Mexiko und den USA, zwischen Israelis und Palästinensern, in umschlossenen Wohnanlagen für Reiche („Der Trend geht zum isolierten Nebeneinander von Inseln der Armut und Luxus-Quartieren“ / WELT-Online). Wie „frei“ ist jemand ohne Geld, ohne Job, wenn er nichts mehr „betreten“ darf, weil es irgendjemandem „gehört“? Wenn er z.B. keinen Zugriff mehr auf „freies“ Wasser hat, weil z.B. COCA-COLA Wasserbetriebe und Flüsse aufkauft? Ich meine, wir brauchen dringend eine Renaissance einer wirklich sozialen Marktwirtschaft – und zwar weltweit.

    DER FREITAG 14.08.2011 13:20 | Michael Angele


    Lasst euch umarmen, Genossen!
    Unfassbar: Der Biograf von Margaret Thatcher und der bekannteste FAZ-Herausgeber sagen: „Ich beginne zu glauben, dass die Linke recht hat“

    Wichtig auch die FAZ-Reihe „Die Zukunft des Kapitalismus“ aus „bürgerlicher Sicht“ im Jahre 2009!

    Ebenso wichtig blogs.telegraph.co.uk/news/peteroborne/100100708/the-moral-decay-of-our-society-is-as-bad-at-the-top-as-the-bottom/

  11. blogfighter schreibt:

    Weil’s so schön paßt: Mal wieder rausholen den Mann!

    „Die öffentliche Schuld wird einer der energischsten Hebel der ursprünglichen Akkumulation. Wie mit dem Schlag der Wünschelrute begabt sie das unproduktive Geld mit Zeugungskraft und verwandelt es so in Kapital… Aber auch abgesehen von der so geschaffnen Klasse müßiger Rentner und von dem improvisierten Reichtum der zwischen Regierung und Nation die Mittler spielenden Finanziers … hat die Staatsschuld die Aktiengesellschaften, den Handel mit negoziablen Effekten aller Art, die Agiotage emporgebracht, in einem Wort: das Börsenspiel und die moderne Bankokratie.“ K. Marx, Kapital I
    „Diese Enteignung stellt sich aber innerhalb des kapitalistischen Systems selbst in gegensätzlicher Gestalt dar, als Aneignung des gesellschaftlichen Eigentums durch wenige; und der Kredit gibt diesen wenigen immer mehr den Charakter reiner Glücksritter. Da das Eigentum hier in der Form der Aktie existiert, wird seine Bewegung und Übertragung reines Resultat des Börsenspiels, wo die kleinen Fische von den Haifischen und die Schafe von den Börsenwölfen verschlungen werden. In dem Aktienwesen existiert schon Gegensatz gegen die alte Form, worin gesellschaftliches Produktionsmittel als individuelles Eigentum erscheint;“ K. Marx, Kapital III
    http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-08/china-rating-usa?commentstart=9#cid-1506296

  12. profiprofil schreibt:

    Florian Hauschild fragt:

    Warum soll man denn bitte nicht offen und in allen Medien die Logik des Geldsystems besprechen dürfen? Kann das einer mal erklären? Kann einer mal erklären warum sich alle Ökonomen, Journalisten und sonstige die etwas sagen könnten wie Aale winden bei dem Thema? Doch wohl nur weil diesen Leuten das Rückgrat fehlt und sie Angst haben man könnte irgendwann die Antisemitismuskeule gegen sie schwingen…für mich die einzig logische Erklärung.“
    http://le-bohemien.net/2011/07/12/kleine-geschichte-des-kapitalismus/

    Weghorn antwortet: https://profiprofil.wordpress.com/tag/antisemitismus/

  13. profiprofil schreibt:

    Wir werden viele Puertas del Sol sehen
    Von Carlos Fernández Liria[3]

    Ich bin der Meinung, dass die gegenwärtige Krise Teil einer anderen, weiterreichenden Krise ist. Seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat der Kapitalismus immer wieder nach Wegen gesucht, um die Sackgasse seines Wirtschaftssystems zu durchbrechen, ein System, das gezwungen ist zu wachsen und anzuhäufen – und dies auf einem begrenzten Planeten, auf dem sich Energieressourcen und Rohstoffe immer mehr erschöpfen. Der Kapitalismus kann seine Gewinne nicht mehr aufrechterhalten, ohne den Wirtschaftsprozess zu beschleunigen. Aus diesem Grund begann er in den 80er Jahren eine Revolution gegen die ärmsten Klassen des Planeten. Es war jene Zeit, wo der Staat sich von der Wohlfahrt zu verabschieden begann und der Mittelstand proletarisiert wurde. Danach ergriff das Finanzkapital die Flucht nach vorne, und es begann das, was Naomi Klein den Katastrophen-Kapitalismus nannte. Der Kapitalismus kann nicht mehr nur keinen Wohlfahrtsstaat mehr hinnehmen, sondern nicht einmal mehr eine Gesellschaft, die diesen Namen verdient. Er funktioniert besser unter den Bedingungen verbreiteter sozialer Verwüstungen, wie zum Beispiel im Irak. Was Galbraight die Revolution der Reichen gegen die Armen genannt hat, führt zu einem verwüsteten Planeten, und zwar sowohl in sozialer wie in ökologischer Hinsicht. Wir stehen an einem Abgrund, doch die einzige Lösung des Kapitalismus für die Probleme des Kapitalismus ist mehr Kapitalismus, das heißt, der Vorgang, der uns in eine nie dagewesene menschliche Katastrophe stürzen wird, beschleunigt sich noch. Es wird überdeutlich: Nach einer Million Jahren der Existenz und vierhundert Jahren Kapitalismus steht der Mensch an einem Punkt, wo er den Planeten zerstört. Der Kapitalismus dauerte kaum einen Augenblick, einen Lidschlag, und doch erweist er sich bereits als selbstmörderisch.
    http://le-bohemien.net/2011/06/07/spanische-protestbewegung-movimiento-15-m/

  14. profiprofil schreibt:

    Das „raffende Kapital“ ist ein Übergangsbegriff aus der Ära der Herausbildung des Finanzkapitals. Heute gibt es kein anderes mehr. Die Unterscheidung zwischen raffend und schaffend ist obsolet. Schon Marx polemisierte gegen die „Couponschneider“, damals noch vorwiegend französischer Provenienz. Über die ansonsten antisemitische Konnotation dieser Unterscheidung muss ich an dieser Stelle nicht reden. Da sie für die Theorie selber keine Bedeutung hat. Nur für deren historischen Bezüge und ideologischen Begleitumstände. Nur so viel: Das Kleinbürgertum ist auf diese Unterscheidung nach wie vor fixiert, da es so seine Rechtfertigung ableitet, soweit es sich nämlich als „schaffend“ definiert. Doch Kapitalismus überholt den Begriff der Arbeit, somit auch den des „Schaffens“, der „Leistung“. Die kapitalistische „Arbeit“, das kapitalistische „Schaffen“, reduziert sich auf die Bereitstellung von Kapital (und auf die Ausbeutung der Lohnarbeit in diesem Kontext). „Schaffend“ ist daher nur der Lohnarbeiter (bzw. der sich selbst noch ausbeutende „Kleinbürger“).
    Viele Grüße
    Herold Binsack
    http://blog.herold-binsack.eu/

  15. profiprofil schreibt:

    15. Oktober 2010 um 12:09 Uhr
    @globalmarshall:

    32. Deutschland ist als “größter Wirtschaftsfaktor” in der EU verantwortlich dafür, dass es zumindest EU-Weite verbindliche Spielregeln auf dem Finanzmarkt gibt.
    Sicher ist nur eines:
    Die USA und Großbritannien werden “vernünftige Regeln”, welche eine nächste Finanzkrise verhindert bzw. abschwächt, auch noch die nächsten 100 Jahre lang blockieren.

    Deswegen muss die Sache von den oben genannten Staaten und der EU alleine in die Hand genommen werden.

    Mein Maßnahmenkatalog für die EU-Region würde so aussehen:

    – Wiederaufnahme des “Glass-Steagall-Acts” = Trennung von Geschäftsbanken und Investmentbanken innerhalb der EU.
    – Verbot des Eigenhandels für Geschäftsbanken.
    – Investmentbanken werden danach per Gesetz für “nicht systemrelevant erklärt”und dürfen von staatlicher Seite/ EU-Seite nicht mehr “gerettet” werden.
    – Investmentbanken/firmen ist es nicht mehr erlaubt sich mit “billigem EZB Geld” einzudecken
    – EU-weite Einführung einer Mehrwehrtsteuer auf “innovative Finanzprodukte”
    – Einführung einer öffentlichen EU Clearing-Stelle
    – In Bilanzen von EU Unternehmen dürfen nur noch “Wertpapiere” bzw. “Finanzprodukte” stehen, die an transparenten Börsen gehandelt werden. Das “Clearing” findet nur über die EU-Clearing-Stelle statt.
    – impliziert: OTC – over the counter – Geschäfte werden dadurch illegal
    – jeder Anbieter von Finanzprodukten muss mind. 40 % seiner “innovativen Produkte” in den eigenen Büchern stehen haben.
    – Einführung der Transaktionssteuer und Trockenlegen der europäischen Steueroasen.
    – Einbehalten wird die Transaktionssteuer automatisch von der EU-Clearing-Stelle
    – Mit den Einnahmen werden zunächst die staatlichen Aufwendungen aller EU-Länder für die Rettung der Banken in der vergangenen Finanzkrise getilgt.

    http://blog.zeit.de/herdentrieb/2010/10/14/danke-wir-konnen-nicht-klagen_2387/comment-page-4#comments

  16. profiprofil schreibt:

    TERRORISMUS VOM FEINSTEN oder: DIE WIRKLICHEN FEINDE DER DEMOKRATIE

    28. April 2010, 09:06 Uhr
    Goldman-Verhör im US-Senat
    Wut auf die Wunderjungs der Wall Street. Von Marc Pitzke, New York

    Elf Stunden dauerte das Kreuzverhör: Vor dem US-Senat mussten sich sechs Goldman-Sachs-Manager für ihre vertrackten Finanzprodukte rechtfertigen. Doch statt Einsicht zeigten die Banker nur mühsam verhohlen ihre Verachtung für die Politiker.
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,691678,00.html

  17. profiprofil schreibt:

    SPON 23. April 2010, 10:10 Uhr
    Marktwirtschaft in der Krise
    Wie die Banker den Kapitalismus aushöhlen

    Ein Kommentar von Wolfgang Kaden

    (..) Bei der Finanzwirtschaft verhält es sich anders. Sie ist quasi ein öffentliches Gut, besorgt als verlängerter Arm der Notenbanken die Geldausstattung der Volkswirtschaft: Nur wenn sie reibungslos funktioniert, das hat uns die aktuelle Krise schmerzlich demonstriert, ist die Wirtschaft arbeitsfähig, global wie national. Und Voraussetzung für dieses Funktionieren ist ein Mindestmaß an Akzeptanz in der Gesellschaft.
    Wichtiger noch: Wenn die Bürger den Banken kein Vertrauen mehr entgegenbringen, wenn dauerhaft Zweifel an der Integrität der Geldhändler und Vermögensverwalter besteht, dann leidet auch die Zustimmung zur freiheitlichen Wirtschaftsordnung. Schon seit Jahren schwindet die Zahl jener, die in der Marktwirtschaft das beste System sehen. Die internationale Bankergilde arbeitet derzeit erfolgreich daran, den Gegnern der Marktwirtschaft neue Anhänger zuzuführen.

  18. profiprofil schreibt:

    GEHT DOCH!!!

    Der Minister, der Fidel Castro bewundert. Von Christoph Neidhart

    (…) Kamei hat, ungewöhnlich für einen japanischen Politiker, stets eine eigene Meinung. Er bewundert die kubanische Revolution und bekämpft die Todesstrafe, doch er ist kein Linker im klassischen Sinne, sondern ein japanischer Nationalist. Beispielsweise beklagt er den Verlust der traditionellen Gemeinschaftlichkeit und des Stolzes der Japaner: Koizumi habe diese zerstört. Nach allen Anzeichen wird sich Kamei für eine scharfe Regulierung des Finanzsektors einsetzen – und damit dem weltweiten Trend nach der Krise folgen. (…)

    (…) Interesse findet jetzt natürlich seine Haltung gegenüber der Finanzbranche. In Ostasien UNTERSCHEIDET MAN zwischen der Öffnung der Märkte der Industrie und des Handels und jener der Finanzwirtschaft.

    Von der Deregulierung der Kapitalmärkte hält Kamei gar nichts. Er ist seit langem der schärfste Kritiker der marktliberalen Reformen, mit denen der früheren Premier Junichiro Koizumi das Land gründlich umkrempelte. Kamei warf Koizumi stets vor, er habe Japan amerikanische Strukturen übergestülpt. (…)“

    Aus: SZ vom 22. 9. 2009

  19. profiprofil schreibt:

    denk- und merkwürdig:

    der Film „Money As Debt – Geld alsSchuld“ –

    http://video.google.com/videoplay?docid=6433985877267580603#

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s