Zur „Verantwortlichkeit der Intellektuellen“

Oder: der professionelle publizistische Umgang mit Feinden und Feindbildern

Jeder meiner Leser weiß, dass der Weghorn Gerd so ziemlich der einzige Publizist im Lande ist, der keine Furcht [1] davor hat, auch mit dem Tabu „Feindbild“ zu brechen, genauer gesagt: auch das Tabu zu brechen, einen Feind der sozialen Demokratie nicht nur als Feind zu bezeichnen, sondern ihn als politischen Feind auch mit der Waffe der Kritik, also  publizistisch zu bekämpfen.

Für diese kühne Behauptung liefert auch dieser BLOG – neben SPON – dergestalt den Nachweis, dass ich sowohl den Profiteuren des raffenden Kapitals als auch ihren „politisch“ agierenden Propagandisten in Politik, Wissenschaft, Lehramt und Massenmedien publizistisch den Fehdehandschuh hingeworfen habe, was diese zwar, da sie sich im Besitz aller finanziellen und medialen Machtmittel befinden, persönlich nicht tangiert und  interessiert, was ich mir aber biographisch, in meinem gewachsenen Verständnis von der politischen „Verantwortlichkeit der Intellektuellen“ (Noam Chomsky),  selbst schuldig bin.

Das Thema, zu dem ich in diesem Essay Denkanstöße vermitteln will, heißt „WOZU gibt es in Deutschland eigentlich – also wirklich das Tabu der Feinderklärung – und WIE sollten wir als deutsche Intellektuelle damit umgehen (lernen)?!“

Ich möchte diese Fragen exemplarisch im Rahmen einer kritischen Würdigung jenes Essays aus der Süddeutschen Zeitung vom 9. 6. beantworten, die es Avi Primor dankenswerter Weise gestattet hat, auf publizistisch höchstem Niveau  besagtes Tabu zu brechen, dem sich die deutschen Meinungsmacher fast ausnahmslos unterworfen haben: „der“ Israeli, das wissen wir,  hat nicht nur richtige Feinde, sondern auch kernige Feindbilder – und ich möchte verstehen (lernen), wie damit ein israelischer Intellektueller publizistisch umgeht?

Der erste Schritt zum Verständnis einer Verhaltensweise/Umgangsform ist die Beantwortung der Frage nach den ihr zugrundeliegenden  INTERESSEN, nach ihren Triebkräften, Beweggründen.

Primors INTERESSE ist vorgeblich die „Wahrung der Existenz Israels“:

„Israel“, so behauptet er,  sei „das einzige Land weltweit, dessen Existenz nicht nur hinter den Kulissen von verschiedenen Kreisen, sondern ganz offen und wieder und wieder von einem Land bedroht wird, das heute Atombomben erzeugt: Iran.“ Daraus folgt für ihn: „Israel braucht Atomwaffen jedoch ausschließlich zur Abschreckung gegen diejenigen, die es vernichten wollen.“

„Vernichten wollen“, das ist eine Feinderklärung, wie sie im Buche steht, ist doch Feindschaft durch den Willen/Zwang zur (Selbst)Vernichtung definiert! Auch als israelischer Intellektueller hat man sich und anderen  die Frage zu beantworten, was wohl in  dieser „für den Westen“ strategisch außerordentlich wichtigen  Kernregion „Naher Osten“ der wirkliche Beweggrund für die Rechtfertigung des israelischen Atomwaffenproduktions- und Atomwaffenbesitzmonopols ist?!  Um welche INTERESSEN es beim Monopolanspruch Israels in Wirklichkeit geht?

Avi Primor antwortet darauf erst einmal indirekt, wenn er seiner Enttäuschung über das Verhalten der US-Administration Luft macht:

In der Abschlusserklärung der Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags am 28. Mai in New York wurde Israel – und nicht Iran – an den Pranger gestellt. Israel wurde aufgefordert, seine Atomanlagen einer Untersuchung der Weltgemeinschaft zu öffnen. Eine solche Aufforderung wiederholt sich zwar seit Jahrzehnten. Diesmal aber war es das erste Mal, dass die Vereinigten Staaten ihr die Zustimmung gegeben haben.

Sein Beweggrund hier ist also das INTERESSE des Wehret den Anfängen – „diesmal aber war es das erste Mal, dass die Vereinigten Staaten ihr die Zustimmung gegeben haben“ – genauer gesagt: die Furcht davor, die strategische Dominanz zu verlieren und deshalb das FEINDBILD IRAN aufgeben zu müssen, ohne das zwar nicht „Israel“, wohl aber das herrschende Modell Israel „existentiell“ gefährdet wäre. (Mehr dazu: MOSHE ZIMMERMANN: Die Angst vor dem Frieden. Das israelische Dilemma, Aufbau Verlag, Berlin 2010. 152 Seiten)

Aus diesem Interesse heraus instrumentalisiert Primor auch die Nachbarstaaten Israels, wenn er auch sie in sein Bedrohungsszenario einbindet:

Sie wissen sehr wohl, dass Iran bei allem echten Hass gegen Israel ein wichtigeres Ziel  hat – die Beherrschung seiner unmittelbaren Nachbarn, vor allem Iraks, Saudi-Arabiens und der Golfstaaten. Sollte Iran dies dank seines Atompotentials gelingen, so würde das Land über 57 Prozent aller Ölreserven der Welt herrschen. Damit könnte es die ganze Welt erpressen, und vor allem weitere Nachbarn wie die Türkei und Ägypten.

Mit seinem FEINDBILD IRAN also legitimiert Primor den Atomwaffenbesitz und das Atomwaffenmonopol Israels, sei doch nicht nur „für Israel die Atomwaffe das letztgültige Abschreckungsmittel“, sondern letztlich auch für die –  sich momentan an Iran anbiedernde – Türkei.

Jeder, der wirklich denken kann, weiß aber auch, dass eine jegliche Monopolstellung den Monopolisten – hier: Israel / USA – exakt zu jener „Beherrschung seiner unmittelbaren Nachbarn, vor allem Iraks, Saudi-Arabiens und der Golfstaaten“  und damit zur Herrschaft „über 57 Prozent aller Ölreserven der Welt“ befähigt, die Primor seinem FEINDBILD IRAN unterstellt! Es handelt sich bei seiner Aussage also um eine destruktive Projektion zwecks Ablenkung von den wirklichen Herrschaftsverhältnissen im Nahen Osten, um die Verschleierung der wirklichen Interessen desjenigen, der da ruft haltet den Dieb! (Beispiel: USA haben Angriffsplan gegen Iran“)

Wie diese psychologische Tatsache runtergespielt und geleugnet werden kann, das ist an der folgenden Schutzbehauptung/Lüge Primors zu studieren:

Die Gefahr einer solchen Eskalation erwächst keineswegs aus dem nuklearen Potential des winzigen Staates Israel, der schon angesichts seiner bescheidenen Fläche keinen Nachbarn mit einer Atombombe angreifen könnte.

Diese Behauptung ist ja nicht nur militärstrategisch eine grundfalsche Aussage – ist doch gerade diese „kleine Fläche“ mit dem in Israel bereits installierten Raketenabwehrschirm hervorragend zu verteidigen – sondern eine verlogene dazu, handelt es sich doch beim Modell Israel um

„eine der größten Militärmächte (der Welt – GW), die mit massiver militärischer, wirtschaftlicher und diplomatischer Unterstützung der (einzigen – GW) Supermacht dieser Welt agiert.“ (Noam Chomsky)

Und verlogen ist auch die Behauptung Primors, irgendwer würde Israel unterstellen, „mit einer Atombombe anzugreifen“! Nein, das Ungleichgewicht des Schreckens in dieser Region hat ja in den zurückliegenden Jahrzehnten „Israel“ befähigt und verführt, mit „konventionellen“ kriegerischen Aktionen seine völkerrechtswidrige Annexions- und Besatzungspolitik zu forcieren, statt diplomatisch einen modus vivendi herauszuarbeiten….!

Was ich „Israel“ raten möchte, das wäre die Hinwendung zu einer Politik einer radikalen Abrüstung und einer Diplomatie der friedlichen Koexistenz mit allen Nachbarstaaten,  ist doch Israels Existenz mitnichten von außen, wohl aber von den inneren, den  systemischen Grundwidersprüchen des Modells Israel selbst existentiell bedroht.

Das politische Modell Israel – genauer: seine rassistisch-biologistisch-militaristische „Identitätsideologie“ sowie sein politisch-ökonomisch motivierter Kampfauftrag – unterscheidet sich im Effekt (s. „Kommentar“!) leider in nichts von den Resultaten der  islamistischen Rechtfertigungsideologien für einen Djihad, weshalb es auch in meinen Augen zu einer ernsthaften Bedrohung des Weltfriedens geworden ist.

Jede dieser  staatlichen Feinderklärungen ist irgendwo auch klerikal-moralisch fundiert, wenn da von den Kanzeln und Rednerpulten das Totschlagargument „Wir sind die Guten und sie die Bösen“  gepredigt und zum „KRIEG gegen “ irgendwelche Anderen aufgerufen wird. So nutzten und nutzen alle wirklichen Machthaber in der Welt auch das Verbrechen des 11. Septembers als „Gelegenheit, um harte repressive Maßnahmen einzuleiten oder die Schrauben noch mehr anzuziehen.“ (ders.)  Am Terroristischsten  von allen jedoch agierten  die USA  durch den Einmarsch und die Besetzung Afghanistans und des Iraks zwecks „Umzingelung der weltweit größten Energiereserven in der Golfregion“ (ders.), darunter die des Irans!

Von einer militärischen Bedrohung durch irgendeinen der Golfstaaten – und hier speziell durch den Iran – zu sprechen, das ist für jeden, der wirklich denken kann, klar als Verschleierung eines GESCHÄFTSINTERESSES zu verstehen, welches  sich – ganz in der Tradition der Hitlerschen „Außenpolitik“:  „der Führer ist stark, er macht uns autark“ – den Zugriff auf Erdöl, Edelmetalle und Trinkwasser durch kriegerische Annexion, statt durch fair trade zu sichern sucht; dies ist der eine Hauptzweck der obszönen Militarisierung der Außenpolitik beider Staaten, und der andere ist die Profitabilität der Rüstungsindustrie für die High Society.

Noam Chomsky sieht in Bushs (und Obamas)  „Krieg gegen den Terror (….) eine Gelegenheit, die massive militärische Überlegenheit der USA gegenüber dem Rest der Welt noch weiter auszubauen und zu anderen Methoden überzugehen, um sich die globale Vorherrschaft zu sichern.“(ebenda)

Dass eine solche „Politik“ der Privatisierung von Gewinnen durch „Staatsverschuldung“ irgendwann von den kleinen Leuten in aller Welt „bezahlt“ werden muss, das sehen wir nunmehr. und wir sehen auch immer deutlicher, dass in dieses verbrecherische Spiel der amerikanischen und israelischen Feinderklärungen und ihrer kriegerischen Absicherung auch die deutsche Bundesregierung und das Gros der Abgeordneten des deutschen Bundestag eingebunden sind, und auch die unfreiwillige Enttabuisierung der wirklichen Kriegsziele der Nato in Afghanistan durch die „missverstandenen“ Worte des Bundespräsidenten Horst Köhler [1]: sie offenbart, wie verlogen gerade in Deutschland in diesem kolonialistischen Spiel um Ausbeutung der Rohstoffe von Entwicklungs- und Schwellenländern von fast allen politisch Verantwortlichen agiert worden ist  – und weiterhin agiert wird.

Der Essay von Avi Primor ist aber auch deshalb so kritikwürdig, weil uns hier ein Insider Einblicke in das „Modell Israel“ vermittelt, die von der Plappernden  Kaste normaler Weise als Hirngespinste linker Verschwörungstheoretiker gnadenlos aus dem „herrschaftsfreien Diskurs“ gekickt werden.

Avi Primor gesteht erstmals offiziell ein:

Gemäß einer geheimen Vereinbarung mit den Amerikanern aus dem Jahr 1969 gibt Israel die Herstellung von Atomwaffen nicht offiziell zu. Bereits in den fünfziger Jahren begann Israel, seine Atomprojekte mit französischer Hilfe zu verwirklichen. Die amerikanische Duldung derselben ist allerdings an die Unterlassung von Atomversuchen gebunden. Diese Duldung bleibt für Israel unentbehrlich, da es sonst dem Druck der internationalen Gemeinschaft kaum standhalten und den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnen, seine Entwicklungsanlagen also der Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien unterstellen müsste. Bekanntlich ist jedoch jegliche UN-Behörde im Grunde genommen parteiisch gegen Israel, weil sie von einer Mehrheit israelfeindlicher Länder beeinflusst, wenn nicht gar beherrscht wird.

Eine solch offenherzige Darstellung der israelischen GESCHÄFTSINTERESSEN habe ich zumindest noch nirgendwo gelesen, und sie wirkt dann besonders bigott, wenn man sie mit der  ultimativen Forderung „des Westens“ an die iranische Regierung vergleicht,  gefälligst  ihre  „Entwicklungsanlagen der Aufsicht der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien“ zu unterstellen!

Die israelische Entwertung „jeglicher“ UN-Behörde hält also „die internationale Gemeinschaft“ (?!) mitnichten davon ab, genau die von Avi Primor diskreditierte „Atomenergiebehörde in Wien“ gegen den Iran ins Feld zu führen:

Die internationale Gemeinschaft prangert vor allem die Intransparenz des iranischen Atomprogramms an. So lässt das Land keine umfassenden Kontrollen durch Inspekteure der Atomenergiebehörde zu.

Auch im Falle Feindbild Iran wird also mit zweierlei Maß gemessen, sozusagen kraft der normativen (und der militärischen) Kraft des Faktischen. Wer es allerdings gut meint mit allen Menschen im Nahen Osten, der muss – wie ich es hier vorführe – die Ungerechtigkeit  und Bedrohlichkeit der politischen Bigotterie, des ausbeuterischen Geschäftsinteresses aufdecken, der muss einen Feind auch einen Feind nennen dürfen – und muss gegen seine Machenschaften kämpfen! Wobei ich unter Feindschaft, um es noch einmal zu wiederholen, alle Verhaltensweisen fasse, die auf eine Vernichtung hinauslaufen, handele es sich dabei um das Selbstbild, um das soziale Ansehen, um die Lebensmittel oder um Leib und Leben eines Dritten – oder von sich selbst! Und woraus folgt, dass man selbst auch dann Feinde haben kann, wenn man selber eine professionell kundenorientierte Haltung an den Tag legt….! Ich selbst z. B. benötige keine Feinde, muss aber hier und da etwas unternehmen, damit sich nicht der eine oder andere meiner Gegner in eine für ihn fatale Feindschaft (zu mir) verrennt. Anders gesagt: ich muss unbedingt fähig sein, mir auch von meinen (sich selbst als solche verstehende) Feinden ein richtiges Bild zu machen, doch würde ich es – im Unterschied zu anderen – bevorzugen, keine Feinde zu haben….!

Die „Verantwortlichkeit der Intellektuellen“ für ihr Gemeinwesen (und den gesellschaftlichen Fortschritt weltweit) besteht also darin, absolut jede Handlung/Unterlassung – also auch die Politik der übermächtigen us-amerikanischen, der deutschen, der israelischen Regierung – nach ihren erkenntnisleitenden Interessen, nach dem WOZU zu befragen: Cui bono? Nur auf dieser Antwort kann man dann einen Standpunkt beziehen und darauf hinwirken, dass Feinderklärungen und Feinde zumindest politisch nicht länger mehr benötigt werden.

Als moralische Begründung dieser Stellenbeschreibung des Intellektuellen stellt Noam Chomsky folgende Tatsache fest:

Für eine privilegiert Minderheit hält die westliche Demokratie die Muße, die Einrichtungen und die Ausbildung bereit, die es erlauben, die Wahrheit zu suchen, die sich hinter dem Schleier von Verzerrung und Verdrehung, Ideologie und Klasseninteresse verbirgt, unter dem die gegenwärtigen geschichtlichen Ereignisse uns präsentiert werden. Die Verantwortlichkeit der Intellektuellen reicht also weit tiefer als das, was Macdonald die „Verantwortlichkeit der Völker“ nennt – aufgrund der einzigartigen Privilegien, die sie genießen.

Recht hat er: handeln wir also dementsprechend verantwortungsvoll, indem wir anfangen zu kämpfen.

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[1] Man kämpfe dort „auch für unsere Sicherheit in Deutschland, wir kämpfen dort im Bündnis mit Alliierten auf der Basis eines Mandats der Vereinten Nationen“. (H. Köhler)

Diese Argumentation ist die bekannte. Die Verknüpfung des militärischen Engagements mit ökonomischen Interessen aber, das hat bislang noch kein Politiker von Rang und Namen öffentlich gewagt. (!)

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,696982,00.html

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2 Antworten zu Zur „Verantwortlichkeit der Intellektuellen“

  1. profiprofil schreibt:

    Zum Thema Politische Bigotterie/Doppelzüngigkeit/Parteilichkeit:

    Irans Vizeaußenminister Ahani über die neuen Sanktionen

    (…) SZ: Die Europäische Union hat noch schärfere Sanktionen beschlossen als jüngst der UN-Sicherheitsrat. Welche Folgen hat das für Iran? (…) Besonders der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat sich für die Verschärfung der Sanktionen ausgesprochen. Ärgert Sie das?

    Ahani: Es tut uns leid, dass Herr Westerwelle diese Position eingenommen hat. Wir sind gegen den Bau der Atombombe und haben das auf höchster politischer Ebene bekanntgegeben. Sämtliche Nuklearaktivitäten stehen unter der Überwachung der Internationalen Atomenergiebehörde. Es gab mehr als 30 unangemeldete Kontrollen. Nennen Sie uns einen Mitgliedstaat, der so viel kooperiert hat mit dieser Behörde. Auf der einen Seite kritisiert Westerwelle die friedlichen Nuklearaktivitäten Irans, auf der anderen Seite liefert Deutschland Atom-U-Boote an Israel. Beide Positionen sind nicht miteinander vereinbar. Das zionistische Regime ist weder Mitglied des Atomwaffensperrvertrags, noch hat es irgendwelche internationale Regeln eingehalten.
    Interview: Daniel Brössler
    Süddeutsche Zeitung 18. Juni 2010

  2. profiprofil schreibt:

    Ein sehr interessanter Hintergrundbericht:

    Das Haredim-Problem
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    Der Artikel gibt nur ein sehr unvollständiges Bild, die Situation ist weitaus schlimmer.
    In den Stadtteilen und Dörfern mit überwiegend ost-europäischen Ultraorthodoxen marodieren Sittlichkeitspatrouillen, die vermeintlich unzüchtig gekleidete Frauen und Mädchen belästigen und manchmal auf gewalttätig attackieren. Es gibt Geschäfte mit nach Geschlechtern getrennte Eingängen und Busse mit nach Geschlechtern getrennten Sitzen.
    Die Haredim leben in erster Linie von staatlichen Sozialleistungen (nur ca. 1/3 der männl. Bevölkerung geht einer beruflichen Tätigkeit nach), verachten aber gleichzeitig den säkularen und moderat-religiösen Teil der Gesellschaft, die Ihnen ihren Lebensstil finanzieren. Haredische Kinder bekommen eine miserable Schulbildung, die voll auf Torah-Studium ausgelegt ist.
    Schaut man sich die demographische Entwicklung an, so werden die Haredim in ein paar Jahrzehnten die Bevölkerungsmehrheit darstellen. Eine Bevölkerungsgruppe, die ökonomisch nichts leistet und keinen Wehrdienst zum Schutz des Staates leistet. Politisch gesehen lehnen die Haredim einen friedliche Einigung mit den Palästinensern generell ab und in der israelischen Innenpolitik stellen sie einen bald nicht mehr zu ignorierenden, ultra-rechten Wählerblock dar.
    Wie der Staat Israel dann noch überlebensfähig sein soll, ist die große Frage, denn mit jeder Generation wächst der Anteil der Bevölkerung der Haredim massiv. Damit wird eine friedliche Einigung mit der arabischen Welt immer schwerer, während Israel sowohl ökonomisch als auch militärisch immer schwächer wird.
    Es mag zwar für die Palästinenser immer noch eine bittere Pille sein, aber so wie die Entwicklung momentan läuft, könnten sie Israel einfach ein paar Generationen lang „aussitzen“. Der jüdische Staat demontiert sich nämlich aufgrund der genannten demographischen Entwicklung selbst.
    Für Israel beduetet das, dass es so schnell wie möglich den Konflikt mit den Arabern beilegen muss, damit es sich den massiven internen Problemen zuwenden kann. Ansonsten sehe ich schwarz für die langfristige Zukunft Israels.

    Autor: DieKiste, registriert seit: 18.06.2010
    http://forum.spiegel.de/showpost.php?p=5715566&postcount=4

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