Publizistische Kriegsvorbereitung

„Wes Brot´ ich ess´, dess´ Lied ich sing“ – diese Internationale des publizistischen Opportunisten ist weltweit zu vernehmen, so dass der von mir hier vorgenommene Verriss der Plappernden Kaste, die sich in der SZ von heute Morgen zu Worte meldet, von den Betroffenen bitte nicht „persönlich“[1] genommen, sondern vom Leser (m/w) vielmehr als exemplarisch beurteilt werden solle.

Der Aufhänger meiner Polemik ist die publizierte Kommentierung des von mir als Libyenabenteuer abgestempelten Kommandounternehmens jener „Koalition der Willigen“ – und hier vor allem dessen Rationalisierung, also seiner geschäftsinteressierten „argumentative Begründung“, die wie folgt zusammengefasst werden soll:

Das traditionelle Völkerrecht sei tot: „Tatsächlich vollzieht die Resolution des UN-Sicherheitsrats zur Intervention in Libyen einen Umbruch im Völkerrecht“, wird freudig zustimmend behauptet und ehrlicher Weise erwähnt, dass die Kritiker dieser Entwicklung – also publizistische Kämpfer wie der Gerd Weghorn – „darin einen Präzedenzfall (sehen), der es den Staaten des Westens erlaube, schwächeren Ländern ihren Willen aufzudrücken – womöglich aus Gier nach Öl oder anderen Motiven.“

Der – dankenswerte – Hinweis auf die „Motive“ ist in Wirklichkeit ein Hinweis auf die den Krieg beflügelnden Geschäftsinteressen, wird doch momentan durch die Zerstörung der libyschen Kriegsflugzeuge und Panzerwaffen der zukünftige Absatzmarkt für neue – selbstverständlich „demokratische“ – Aufrüstungsprojekte geschaffen.[2] Abgesehen davon, dass man selbst mal gerade eben seine 162 veralteten Marschflugkörper profitabel  loswerden und somit Platz für  „arbeitsplatzsichernde und -fördernde“ Neukäufe schaffen  kann. Beispiel:

Am Mittwoch begann die Allianz, Gaddafis Panzer vor Misrata zu zerstören.

Und dann die zentrale Botschaft dieses Autors, der triumphierend behauptet:

Es ist nicht mehr weit her mit der Souveränität der Staaten.
Die Welt wächst zusammen. Auf Gedeih und Verderben.
Darauf deuten neben Libyen noch andere Katastrophen hin.
Das Nuklear-Desaster in Japan offenbart, wie eine angeblich innere Angelegenheit, die Stromerzeugung, die Außenwelt bedroht.“

Es gibt sie also nicht mehr: die „inneren Angelegenheiten eines Staates“, die es z. B. der Bundesregierung erlaubten, unter genau den Bedingungen, wie sie momentan in Libyen herrschen, nämlich im Falle „organisierter und militärisch bewaffneter Aufständischer“  nach Art. 87 a GG „Streitkräfte“ zur „Bekämpfung“ dieser „Aufständischen“ im Innern einzusetzen. Denn, Triumph: „es ist nicht mehr weit her mit der Souveränität der Staaten.“

Diese zustimmende – und von der gesamten staatstragenden Publizistik des Abendlandes massiv propagierte – Feststellung ist es, die mich erschauern lässt und die mich zum WIDERSPRUCH motiviert, beurteile ich doch auch diese (!) schleichende Umdefinition von Souveränität als Bruch dessen, was meine Konzeption von Demokratie auszeichnet: die Sicherung des inneren wie des äußeren Friedens nämlich ohne Rückgriff auf den Einsatz militärischer Gewalt.

An diesem Standpunkt von „Angriffskrieg als legitimem Mittel der Politik“ scheiden sich die Geister: während ich das Libyenabenteuer von drei (!) Staaten als das bezeichne, als was es, dem „Geist“ des Grundgesetzes entsprechend, bezeichnet werden muss, als „Angriffskrieg“ (Art. 26) nämlich, wird seit 1999 – präzise formuliert: mit dem Amtsantritt der rotgrün getarnten „Regierung Schröder/Fischer“ – genau dieser pazifistische Tenor des antifaschisten Original-Grundgesetzes aufgeweicht, um ihn – wie vorgestern und gerade schon belegt – als veraltet, als überholt, als unmodern zu delegitimieren, einen Verfassungsgrundsatz also, der es bisher verhindert hat, dass Deutschland auch völkerrechtlich zum Heloten des Imperiums verkommen ist.

Denn das ist der Standpunkt meiner Kritik:

Diese „unsere“ Transatlantiker, also

sie haben in den zurückliegenden 12 Jahren alles unternommen – sowohl per Militarisierung der deutschen Außenpolitik als auch durch die Vergatterung der deutschen Bevölkerung auf eine an Unterwerfung erinnernde bedingungslose „Bündnistreue“ gegenüber (fast) allen Sauereien des Pentagons und der Wall Street – um  die Forderung nach Rechtsstaatlichkeit politischen Handelns als Feigheit vor dem Feind zu desavouieren. Schande über diese Transatlantiker!

Belege für diese Philippika?! No problem, Zweifler!

Fischers Rechtfertigungsversuch habe ich vorgestern schon als eines der landläufigen Gehirnwäsche-Unternehmen entlarvt. In der SZ von heute liest man die gleichen Sätze mit exakt dieser Zielrichtung einer Gewöhnung des Lesers an Kriegsführung als normales Mittel der Politik (und nur dafür wird die Bundeswehr momentan „umgebaut“):

Die Kritiker (wie Weghorn) behaupten, in Libyen drohten weder ein Völkermord noch Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es tobe ein Bürgerkrieg; da dürfe man sich nicht einmischen.

Die Vereinten Nationen sehen das anders. (Die „Vereinten Nationen“ sehen gar nichts, sondern sie praktizieren das Drei-Affen-Prinzip. Wer hier was bestimmt, das sind die 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats – GW). Sie (drei dieser 15) werfen Gaddafi Massaker an unbewaffneten Demonstranten (das sehe ich nur in Jemen, Syrien und Bahrein, in Libyen sehe ich  immer nur bewaffnete „Rebellen“, „Aufständische“ – GW) vor. Zudem steht die Drohung des Diktators im Raum, Libyen von ‚Haus zu Haus zu säubern‘ und alle (bewaffneten) Gegner, er nennt sie ‚Ratten‘, niederzumachen (GW: schon mal was von einer Wut-Meinungsäußerung gehört!?) . Der Sicherheitsrat musste diese Worte ernst nehmen (GW: wieso „musste“  er das:  hat Gaddafi nicht mit diesen Leuten 40 Jahre lang normal zusammen gelebt? Wo bleibt die UN an Elfenbeinküste?!). Er griff ein, um ein Blutbad an Zivilisten (ich denke: an Kombattanten! – GW) zu stoppen. So wurde er seiner Schutzpflicht (Genau diese „Schutzpflicht“, das ist das Ermächtigungsgesetz des Imperiums, das ist die „Neuausrichtung“ der Grundsätze des Völkerrechts – GW) gerecht (welch Schindluder man mit dem Wörtchen „gerecht“ treiben kann; außerdem geht es hier um Rechtmäßigkeit – GW).

Die Bundesregierung dagegen konterkariert mit ihrer Verweigerungspolitik (wie man hier sieht: aus sehr guten Gründen und sozusagen in letzter Minute – GW) die Neuausrichtung des Völkerrechts. Dies ist unverständlich (wer nichts „verstehen“ will bzw. darf, der versteht auch nichts – GW). Denn Deutschland hat sich bislang hierfür besonders eingesetzt.

Es stimmt also, dass Deutschland – genauer gesagt: seine „Transatlantiker“ – sich „bislang hierfür besonders eingesetzt“ haben: bei der „Neuausrichtung des Völkerrechts“ nämlich, konkret dabei, dass der vom Imperium beherrschte UN-Sicherheitsrat noch besser manipuliert werden könne, als dies in den vergangenen 12 Jahren bereits gelungen war. Die Verabschiedung der Resolution 1973, die vorgeblich den „Schutz der Bevölkerung“ mit den gerade zitierten Lügengeschichten und Verdächtigungen dienen soll, denn wer von uns hat nur ein einziges Foto/Video von einem „Massaker“ (gesehen)? Seit wann ist die „Gefahr“ eines Massakers ein Kriegsgrund, wo doch  Massaker vor allem in und von den USA selber passieren, z. B. von US-Soldaten in My Lai (Vietnam), das US-Kill-Team in  Afghanistan oder die Massaker  im Irak: man denke hier nur an die Erschießung der 13 Bagdader Männer und Kinder von Bord eines Hubschraubers aus oder man denke an die 142 Toten von Kunduz. Und seit wann sind Meinungsäußerungen eines „Psychopathen“ – ich sehe Gaddafi nicht als einen solchen an! – ein Kriegsgrund?!

Lauter berechtigte Fragen, aber für die Plappernde Kaste kein Problem mehr, geht es ihr doch – subaltern und feige, wie sie nun mal gestrickt ist – einzig um die „Neuausrichtung des Völkerrechts“, was im Klartext soviel heißt wie seine Abschaffung, seine Neutralisierung als Hemmnis für ein geschäftsinteressiertes militärisches Eingreifen und stattdessen seiner Neu-Ausrichtung als Ermächtigungsgesetz unseligen Angedenkens.

Ja, Ihr Lieben, diese von mir selbstverständlich bewusst eingesetzte Konnotation Eurer Denke mit der Anpassungsdenke jener Profiteure der NS-Herrschaft müsst Ihr schon aushalten, wenn Ihr es Cohn-Bendit durchgehen lasst –  zur Rechtfertigung des Nicht-Schutzes der „libyschen Bevölkerung“ vor nächtelangen Bombardements durch Eure politischen Freunde, zur Rechtfertigung also Eurer Heuchelei gegenüber den wahren Zielen auch dieser gefakten Resolution 1793 – selbst in entwertender Absicht zur Antisemitismuskeule zu langen.

Ihr fordert einen „Beleg“ für diese meine Behauptung von  Eurer obszönen Manipulationsstrategie? No problem, Zweifler, lese ich doch in meinem Zentralorgan: „Ein hochrangiger US-Marineoffizier hatte angekündigt, US-Präsident Barack Obama halte solch ein Vorgehen für gedeckt durch die UN-Resolution: ‚Panzer greifen libysche Zivilisten an. Sie sind Ziele, die unsere Flugzeuge angreifen werden.’“ Und was fällt unserem Autor zu dieser Selbstermächtigung des Präsidenten ein: „Das sieht nach stärkerer direkter Hilfe für die Rebellen aus.“ NEIN, KOLLEGE, das sieht nicht so aus: DAS IST SO! DAS IST EIN EKLATANTER BRUCH DES VÖLKERRECHTS – UND DU DECKST IHN, DU RATIONALISIERST IHN, DU LEISTEST SUBALTERN DEN VON DIR GEFORDERTEN BEITRAG ZUR VOLKSVERDUMMUNG, IN NICHTS UNTERSCHIEDEN VON DER ZEITUNG MIT DEN VIER GROßEN BUCHSTABEN: MEIN ZORN SEI MIT EUCH, SZ!

(Ich habe Euch gewarnt: Ihr lest eine Polemik, Leute)

Und ich komme zurück auf die Antisemitismuskeule, die uns Cohn-Bendit meinte unter die Nase halten zu müssen, wenn wir nicht seiner Rationalisierung der Notwendigkeit einer  Militarisierung der deutschen Außenpolitik Folge leisteten und zitiere deshalb abschließend noch die infame SZ-Instrumentalisierung der Meinung des Uri Avnery,  der ebenfalls mit einem obszönen Vergleich jener vom Imperium erzwungenen verbrecherischen „Neuausrichtung des Völkerrechts“ das Wort redet. Ihr sekundiert:

Der israelische Friedensaktivist Uri Avnery, der einst vor den Nazis aus Deutschland fliehen musste, hat recht, wenn er zum Fall Libyen schreibt, das Prinzip der Nichteinmischung sei obsolet, sobald es um Massenmord gehe. ‚Es sollte begraben werden, bevor die Leichen zum Himmel zu stinken beginnen.‘

Ihr schämt Euch also nicht, genau jene Gleichsetzung von Gaddafi mit Hitler vorzunehmen, die der Jude Medoff einst als Beleg für „Antisemitismus“ ins Feld geführt hat, um mit diesem Vorwurf jede Kritik am Vorposten des Imperialismus zu „delegitimieren“.

Und ich glaub´s nicht: im Falle Libyen von „Massenmord“ zu quaken, ohne einen einzigen Beweis – bitte googlen – für diese ungeheuerliche Behauptung vorlegen zu können und diese Lüge dann auch noch damit zu adeln, dass der Uri „recht“ habe – ich weiß nicht: wie korrupt oder wie unfähig man sein muss, um so tief zu sinken und jegliches journalistisches Interesse an Aufklärung über die wahren Hintergründe von Kriegen (und Finanzkrisen) mit den Füßen zu treten; dabei wisst Ihr doch ganz genau, dass es sich in Libyen um einen Bürgerkrieg handelt!

Mein Fazit: Wer, wie die Plappernde Kaste, das Grundgesetz, das Völkerrecht und die Wirklichkeit eines Bürgerkriegs missachtet

– „Kriegsführung: Legal? Illegal? Mir doch scheißegal!“ –

der begibt sich – und den Vorwurf muss er entkräften können –  erneut auf den 1930 bereits einmal eingeschlagenen Weg einer „Neuausrichtung der Demokratie und des Völkerrechts“ in ein Zeitalter der Kriege! Es sei denn, dass dieses Mal mehr Menschen den Schreibtischtätern ihr mieses Denkwerk unter die Nase reiben und sie ebenfalls publizistisch bekämpfen.

Empört Euch!


[1] Aus diesem Grund spielen hier Autorennamen auch keine Rolle und werden deshalb auch nicht genannt

[2] Sagte ich´s nicht gestern, hier ist der Beleg: „Westlicher Libyen-Einsatz – Das Bombengeschäft. Von Markus Becker: Der Luftkrieg gegen das libysche Regime ist auch eine Waffenshow westlicher Rüstungskonzerne: Mehrere neue Systeme, darunter der „Eurofighter“, werden erstmals im Kampf eingesetzt – und so im Einsatz vorgeführt. Das Problem: Es scheint kaum ernstzunehmende Gegner zu geben.“ (SPON 25. März 2011, 15:07 Uhr)



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2 Antworten zu Publizistische Kriegsvorbereitung

  1. blogfighter schreibt:

    Auf den Tag genau nach 8 Jahren kommen auch andere Denker zu meinen Erkenntnissen:

    Verdeckte Steuerung durch westliche Medien – Psychologische Kriegsvorbereitung
    23.03.2019 Tilo Gräser 12730111
    Ohne zentrale Steuerung, aber umso effektiver – so funktioniert in westlichen Gesellschaften die Manipulation der Bevölkerung im Interesse der herrschenden Kreise. Das beschreibt der Schweizer Psychologe Mark Galliker im Gespräch mit Sputnik. Er erklärt die Mechanismen und warum es schwer ist, diesen zu widerstehen.
    Die etablierten westlichen Medien beteiligen sich an der psychologischen Kriegsvorbereitung. „Ich glaube, das ist interessengebunden“, so der Psychologe Mark Galliker gegenüber Sputnik. „Da werden Journalisten ausgewählt, die auch so denken wie die herrschende Meinung ist. Die Meinung der Herrschenden ist immer die herrschende Meinung.“ Das geschehe nicht bewusst, aber sei bedingt durch die Medien- und Markt-Mechanismen in den westlichen Ländern.
    Dazu würden auch sogenannte Pressuregroups und Denkfabriken beitragen, in denen Wissenschaftler und Journalisten mitwirken. „Das ist möglicherweise noch drastischer als in einer Diktatur, wo explizit von oben gesagt wird: Wir müssen das so machen, anders geht es nicht!“ Dieser unbewusst wirkende Mechanismus in den vermeintlich freiheitlichen westlichen Staaten gehört für Galliker zur psychologischen Kriegsvorbereitung.
    „Gesellschaftliche Unbewusstheit wird heute durch Medien, Wissenschaft und Schulen tagtäglich ausgeprägt. Die meisten Menschen wissen nicht, dass wir in einem imperialen System leben, in dem die Politik der Monopole bestimmend ist, welche die Marktgesetze weitgehend außer Kraft gesetzt haben. Dieses System hat verheerende Auswirkungen auf viele Länder der südlichen Hemisphäre.“
    Galliker verwies dabei auf das Beispiel, dass bei von der Weltbank finanzierten Infrastrukturprojekten in Afrika Armutsvierteil zum Teil ohne Vorwarnung niedergewalzt sowie Bewohner zwangsweise umgesiedelt oder obdachlos gemacht werden. In den Jahren von 2005 bis 2015 hätten zum Beispiel Meldungen zufolge rund 3,4 Millionen Menschen in mehr als 900 Weltbank-Projekten ihr Land oder einen Teil ihrer Lebensgrundlage verloren.
    Einseitige Darstellungen
    Wie Kriege psychologisch vorbereitet werden war das Thema eines Vortrages, den der Schweizer Psychologe Anfang März in Berlin hielt. Er sprach auf dem viertägigen Jahreskongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP), der dem Thema „Krieg nach innen – Krieg nach außen“ gewidmet war. Galliker hat als Psychologe und Psychotherapeut geforscht und gearbeitet sowie zahlreiche Bücher veröffentlicht.
    Wie Krieg nach innen und außen vorbereitet wird – Kongress zur Rolle der Wissenschaft
    Er sehe täglich in den deutschsprachigen Zeitungen, wie einseitig Konflikte und Kriege dargestellt werden. Im Gespräch mit Sputnik verwies er insbesondere auf die Erkenntnisse des US-Linguisten Noam Chomsky. Dieser habe analysiert, wie US-Medien bei Kriegen und Massakern zumeist nur über die gegnerische Seite berichten, nicht darüber, wie die eigenen Militärs vorgehen.
    Das Grundprinzip hätten Forschungen deutscher und Schweizer Psychologen bestätigt, die innergesellschaftliche Konflikte wie die um Einwanderung und deren mediale Darstellung untersuchten. Die andere Seite, hier die Einwanderer, würde vor allem als gefährlich und kriminell dargestellt. „Wir haben eine systematische Diskriminierung und Delegitimierung von Minderheiten festgestellt, damit man die Probleme im Großen gar nicht sehen muss.“
    Verschwiegene Wahrheiten
    Dieses Sündenbock-Prinzip komme gerade gegen jene, die zu den Opfern der wirtschaftlichen Expansion der Monopole und der militärischen Interventionen gehören, zum Einsatz. Es werde aktuell wieder gegenüber Russland angewendet, stellte Galliker fest. Ausgehend von Chomskys Prinzipien zeige sich, dass beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin jeweils ganz anders dargestellt würden. „Dabei ist das primitivste wissenschaftliche Prinzip, dass man an beide mit den gleichen Maßstäben herangehen würde. Es ist leicht empirisch zu zeigen, dass das aber überhaupt nicht der Fall ist.“
    Dumm, dreist, ZDF – „Frontal21“ hetzt erneut gegen Russland wegen Brexit
    Das gelte nicht nur für Personen, hob der Psychologe hervor. So werde für die eigene westliche Seite nie von Oligarchien gesprochen, „obwohl das Kapital hier noch viel konzentrierter ist als an anderen Orten“. Galliker nannte als Beispiel, dass die Zeitungen in der Bundesrepublik in den Händen einzelner Milliardäre sind. „Doch da wird nie von Oligarchie gesprochen. Von der Waffen-Industrie oder der Auto-Industrie gar nicht zu reden.“
    Die entsprechenden Mechanismen und Filter in den westlichen Gesellschaften würden nur ganz bestimmte Meinungen innerhalb eines vorgegebenen Rahmens zulassen. In diesen würden Begriffe wie „Kapital“, „Imperialismus“ oder „Klassengesellschaft“ nicht reinpassen. Das nannte der Sozialwissenschaftler als Beispiel für die sogenannten Qualitätsmedien, obwohl diese Wörter treffende Bezeichnungen für die gesellschaftlichen Zustände seien.
    Verschwundener Gegenpart
    Wer als Journalist oder Wissenschaftler solche Begriffe verwende, der werde zum Beispiel ausgeschlossen, wenn Stellen neu besetzt werden, oder steige nicht auf. „Das sind die Filtermechanismen, die es da gibt. Das habe ich auch in der Wissenschaft gesehen.“ Das sei seit dem Ende des Kalten Krieges besonders deutlich geworden, als die Gegenseite verschwand, die in der Systemkonkurrenz immer eine Rolle gespielt habe. Durch diese sei in westlichen Staaten linke Wissenschaft möglich gewesen.
    In den westlichen Gesellschaften werde nun alles abgebaut, was dank des Systemwettbewerbs an Freiheiten möglich war, so der Psychologe. „Wir haben von der Sowjetunion profitiert, hier. Ich hätte in meiner Jugend nicht in der Sowjetunion leben wollen. Aber wir haben davon profitiert.“
    Gottseidank gibt es russische Propaganda – ARD, Skripal und noch immer keine Beweise
    Er fügte hinzu: „Jetzt ist das weg. Jetzt muss man keine Rücksicht mehr nehmen.“ Für Galliker befindet sich derzeit das Kapital in großen Schwierigkeiten. Mit der „Annexion der DDR“, wie er es bewusst bezeichnet, sowie der Übernahme der anderen ehemals sozialistischen Länder seien neue Absatzmärkte erobert worden. „Aber das ist nun vorbei. Jetzt haben sie Angst vor China und vor Russland. Die haben wahnsinnige Angst, diejenigen, die das Geld in den Händen haben und alles steuern können.“
    Mächtige Mechanismen
    Die Frage, warum massenpsychologische Kriegsvorbereitung und —führung immer noch so erfolgreich ist, ist für Galliker – der in der Schweiz und in der Bundesrepublik geforscht und gelehrt hat – die entscheidende Frage. Aus seiner Sicht werden dabei grundlegende psychische Mechanismen ausgenutzt, die zu allen Zeiten wirken. Dazu gehöre das Prinzip, eine Aussage so lange zu wiederholen, bis sie geglaubt wird.
    Galliker sagte, es gebe verschiedene Thesen, warum die fortgesetzte Manipulation weiter wirkt. „Die einfachste ist die Distraktions-These. Das bedeutet, dass so lange es geht, die Leute zerstreut werden.“ Das erfolge vor allem über die medialen Angebote zur Unterhaltung wie Fußball, die von dem ablenken, was in derselben Zeit die Politik entscheidet oder betreibt.
    Weitere Erklärungsmuster bieten laut dem Psychologen die Angst-These und die Theorie von der Themensetzung, das Agenda-Setting. Nach letzterer werden nur bestimmte Themen und Sachverhalte ausgewählt und behandelt, die in der öffentlichen Debatte gewünscht sind. Hinzu komme die Framing-Theorie, nach der bestimmte bekannte Begriffe und Vorstellungen in den Köpfen genutzt werden, um Botschaften zu vermitteln.
    Gezielte Ablenkung
    Er habe früher nie verstanden, wie zum Beispiel die US-Amerikaner leben, ohne sich dafür zu interessieren, was in ihrem Namen in der Welt geschieht, so Galliker. Doch heute erlebe er selbst in seinem linksliberalen Umfeld, eine große Ahnungslosigkeit in Bezug auf das Weltgeschehen. Er glaube nicht, dass das bewusst und zentral gesteuert wird. „Das sind die verschiedenen Einflüsse. Das beginnt beim Fußball, dass jetzt mehrmals Fußball gesendet wird, von Freitag bis Montag. Da sind schon viele Deutsche damit beschäftigt.“
    ARD regelt mehr als Sprache – Die dicksten Lügen haben die größten Quoten
    Für den Psychologen sind aktuelle Beispiele für psychologische Kriegsvorbereitung, wie Russland und dessen Politik dargestellt wird, ebenso wie über die Vorgänge in und um Venezuela berichtet wird. Zu Letzterem habe beispielsweise die „Bild“-Zeitung berichtet, dass die Regierung in Caracas keine Hilfsgüter ins Land lasse. Dabei werde weggelassen, dass die westlichen Sanktionen verhindern, dass medizinische Güter nach Venezuela geliefert werden können und das Land nicht auf seine Gelder zugreifen kann. Wer nur „Bild“ lese oder die „Tagesschau“ sehe, erfahre nichts darüber.
    Die psychologische Kriegsvorbereitung ist für Galliker nur die Begleiterscheinung der realen Aufrüstung. „Bei allen großen Kriegen bisher wurde ähnlich vorgegangen wie heute gegen Russland“, erinnerte er im Gespräch. „Der Gegner wurde immer völlig abgewertet. Das Gute ist nur bei uns und das Schlechte ist nur bei den anderen. Wir sind natürlich für Menschenrechte, für Freiheit, aber die Russen sowieso nicht, die werden ja unterdrückt.“
    Notwendiger Austausch
    Die dezentralen Steuerungsmechanismen auf westlicher Seite seien viel schwerer greifbar und somit auch schwerer zu kritisieren, meinte der Psychologe. „Heute sind es alles nur sogenannte Sachzwänge. Wenn man ‚Das Kapital‘ nicht gelesen hat und nichts vom Fetisch-Charakter der Ware weiß, meint man, man ist frei. Aber diese Kräfte sind viel stärker als wenn jemand von oben diktiert.“
    Das Problem der heutigen psychologischen Kriegsführung sei, dass niemand die dahinterstehenden ökonomischen Kräfte durchschaue. „Wenn jemand auch etwas von Ökonomie versteht, kann er damit umgehen.“ Hinzu komme, dass Psychologen mit diesen Kräften zusammenarbeiten und sich prostituieren, kritisierte der Forscher die eigene Zunft.
    Warum die USA korruptes Imperium sind und Obama Kriegsverbrecher ist – US-Philosoph
    Er erinnerte daran, dass beispielsweise US-Psychologen sich an den CIA-Folterpraktiken beteiligten. „Das haben früher die DDR und die Sowjetunion auch schon behauptet. Da wurde gesagt, das stimmt nicht. Aber jetzt wird es durch Dokumente bestätigt, die zeigen, dass die Psychologen voll einbezogen sind.“ Auch im medialen Bereich seien sie an der Kriegsvorbereitung beteiligt, betonte der Wissenschaftler. „Die Psychologen machen immer mit, wenn es gilt, im Sinne des Kapitals die kriegerischen Interventionen der USA zu unterstützen.“
    Die notwendige Aufklärung der Menschen über die Machtmechanismen und ihre Manipulation gelinge nicht durch einzelne Intellektuelle, die selber isoliert sind, meinte Galliker. „Das kann nur durch eine neue Friedensbewegung geschehen. Daran müssten sich die Wissenschaftler, auch die Psychologen, aktiv beteiligen.“ Letztere müssten sich dazu wieder mit anderen gesellschaftlichen Kräften wie den Gewerkschaften verbinden, sich mit diesen austauschen und sich einbringen.
    https://bit.ly/2us1clv

  2. profiprofil schreibt:

    eule70 25.03.2011 um 21:21 Uhr
    42. Keine Befreiungsbewegung sondern ein Stammeskrieg

    „Wer sind diese Leute? Wir wissen es noch immer nicht“ – wirklich? Man hätte es wissen können, wenn man gründlich recherchiert hätte. Leider habe ich wirklich in der deutschsprachigen Presse nichts informatives über die libysche Stammesstruktur gefunden und musste mich erst auf italienischen Webseiten kundig machen.
    Meine Erkenntnisse kurz gefasst: Es handelt sich um einen reinen Stammeskrieg! Jeder der wichtigsten Stämme ist im Militär und in den von Gaddafi geschaffenen Volksversammlungen vertreten. Seit Jahrzehnten gibt es zwischen ihnen Machtkämpfe, die bis jetzt aber latent blieben. Nun, vielleicht unter dem Eindruck, dass die Welle Befreiungsbewegungen in den Nachbarländern eine günstige Gelegenheit darstellt, sind sie offen ausgebrochen.
    Es besteht kein Grund zu der Annahme, dass die Aufständischen im Falle eines Sieges mit ihren Feinden weniger brutal verfahren als Gaddafi mit den seinen.
    Wer jetzt in Libyen militärisch eingreift, wie auch immer, muss sich klar sein, dass er nicht etwa eine Demokratiebewegung unterstützt, nicht einmal Zivilisten schützt, sondern Partei in einem Stammeskrieg ergreift, der von beiden Seiten mit gleicher Grausamkeit geführt wird.
    Deshalb halte ich die deutsche Nichtbeteiligung an diesem Krieg für absolut richtig.

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